Persiflage der liberalen Werbekampagne: Die wahren Erfolge der FDP
Die Liberalen sind der parteigewordene Running-Gag. Immer auf sie einzudreschen gebietet sich nicht, doch diesmal sorgte die FDP selbst dafür.
Die Kampagne „Gut gemacht, Deutschland!“ der FDP startete bereits im März dieses Jahres, um schon ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl auf die Erfolge der Regierungskoalition aufmerksam zu machen. „Deutschland geht es besser. Endlich wieder!“, so der positive Tenor der Aktion.
Die positive Bilanz käme nicht von ungefähr, heißt es im Werbeflyer weiter. Seit Ende April wartet die liberale Partei zudem mit einer an den Wahlspruch angelehnten Motivkampagne auf.
Direkt nach deren Start mokierte sich bereits die Süddeutsche Zeitung über die Motivauswahl. Weitaus direkter stellt seit Mittwoch ein anonymer Tumblr-Blog die vermeintlichen Errungenschaften der Partei dar: Auf gutgemachtfdp.tumblr.com werden „Die wahren Erfolge der FDP“, so der Untertitel der Seite, persifliert.
Ein freudestrahlender Mann jubelt dort: „Die Frauenquote verhindert! Keine Emanzen-Chefin die mich nervt!“, einige Motive weiter lässt man die „Apotheker Partei“ jubeln, dass die Empfehlung der WHO ignoriert werde und die Pille danach rezeptpflichtig bleibe.
Der #Aufschrei schlägt zurück
Fast selbstverständlich bekommt auch „die Sperrspitze der FDP“ (ZDF Heute Journal), Rainer Brüderle, sein Fett wett. Auf einem Foto posiert der Fraktionsvorsitzende mit erhobenen Daumen und dem Satz „sie können dieses Dirndl wirklich tragen“ – der #Aufschrei schlägt zurück.
Aber auch andere FDP-Politiker bieten allein aufgrund ihrer Vita und ihrer politischen Taten Anknüpfungspunkte für Slogans: Silvana Koch-Mehrin wirbt für die Chancengleichheit im Bildungsbereich („Abschreiben muss sich wieder lohnen!“), Vizekanzler Philipp Rösler lobt das Engagement für den Tourismussektor („Mehrwehrsteuer für Hoteliers gesenkt – damit Reiche noch mehr bekommen!") und ein grinsender Dirk Niebel preist Vorzüge seines Ressorts an („Das Entwicklungsministeriums ist ja doch zu was gut: Es liefert umsonst Teppiche!“).
Praktischerweise sorgt die FDP quasi selbst für die Steilvorlagen: Auf ihrer Internetseite bieten die Liberalen für jedermann die Möglichkeit an, eigene Motive mit selbstgewählten Statements zu erstellen. Eigentlich hätte die Partei durch Erfahrungen des Koalitionspartners vor der letzten Bundestagswahl gewarnt sein müssen: Damals rief Netzpolitk.org einen CDU-Plakatremixwettbewerb aus, der nur durch die Urheberrechtsansprüche der Fotografin gestoppt wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen