: Peres-Mitarbeiter erkennt PLO an
■ Generaldirektor des israelischen Außenministeriums regt Verhandlungen mit PLO-Vertretern an / Sturm der Enttäuschung bei israelischen Konservativen / Außenminister Peres schweigt bisher
Jerusalem (ap) - Der Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, Avraham Tamir, hat die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) als Vertreterin des palästinensischen Volkes bezeichnet und damit eine heftige innenpolitische Kontroverse ausgelöst. In einem Interview mit dem israelischen Rundfunk regte der direkte Untergebene von Außenminister Schimon Peres am Donnerstag außerdem Verhandlungen mit Palästinensern in den besetzten Gebieten an, die das Vertrauen der PLO besäßen. Tamir brachte sich damit in scharfen Gegensatz zu der bisherigen Politik Israels, die Verhandlungen mit der PLO so lange ablehnt, bis diese das Existenzrecht des jüdischen Staates offiziell anerkennt und der Gewalt zur Erreichung ihrer Ziele abschwört.
„Ich betone, daß die PLO von den Palästinensern als ihre Bewegung angesehen wird, und das sollte als Tatsache anerkannt werden“, sagte Tamir, der sich derzeit in Washington aufhält. Für die Palästinenser könne es auch keinen Ersatz für die PLO geben, fügte der Diplomat hinzu. Spaltungen innerhalb der PLO hielten diese wohl davon ab, den beiden Forderungen nach Anerkennung Israels und Gewaltverzicht nachzukommen. Dennoch solle die PLO Gespräche zwischen Israel und Persönlichkeiten ihres Vertrauens aus dem Westjordanland und Gaza-Streifen erlauben. Durch solche Gespräche sollten Interimslösungen erarbeitet werden, die der Beruhigung der Lage dienten und einen politischen Prozeß in Gang setzten.
Der Führer der rechten Tehiju-Partei, Juvah Neemann, forderte den sofortigen Rücktritt des Beamten. Ministerpräsident Jitzhak Shamir vom rechtsgerichteten Likud -Block forderte Tamir zur sofortigen Rückkehr nach Jerusalem auf. Schamirs Mitarbeiter Jossi Ahimeir erklärte, Tamir habe mit seinen Äußerungen ohne Zweifel die Regierungslinie ernsthaft verletzt. Er betonte, daß Tamir nicht im Namen der Regierung gesprochen habe.
Der Sprecher des Außenministeriums, Alon Liel, erklärte, an der israelischen Politik habe sich nichts geändert. „Unsere Haltung ist und bleibt, daß wir die PLO weiter als eine Terrorgruppe betrachten, mit der es keinen Kontakt geben sollte, solange die PLO Israel nicht anerkennt, die UNO -Resolutionen 242 und 338 nicht akzeptiert und der Gewalt nicht abschwört“, sagte Liel. Perez lehnte einen Kommentar zu den Äußerungen Tamirs vorerst ab. Ein Mitarbeiter des Ministerpräsidenten Schamir erklärte indes, er erwarte einen Eingriff des Vorgesetzten Tamirs. Peres forderte er indirekt dazu auf, seinen Generalsekretär zurückzupfeifen.
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