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Peinlich, peinlich

Alter Giftmüll und frische Skandale  ■ K O M M E N T A R

Vorwürfe aus internen Unterlagen, die die taz schon vor vier Monaten zitiert hatte und Ermittlungen, die die Staatsanwaltschaft dem Vernehmen nach bald einstellen wird das kochte Springers „Morgenpost“ gestern hoch zu einem neuen „BSR-Skandal“. Eine peinliche Geschichte: Peinlich für die Zeitung, daß der von ihr enthüllte Skandal nicht mehr ganz taufrisch ist; peinlich für den Senat, daß auch unter seinem Regiment der Giftmüll einfach vor die Haustür gekehrt wird.

Mit dem Hinweis auf die Altlasten des Vorgängersenats konnte sich die Umweltsenatorin noch einmal herausreden. Die Mülldeponie in Vorketzin ist für Sondermüll denkbar ungeeignet - das ist seit Jahren bekannt. Und eine Übersicht über die bunte Fässervielfalt, die die BSR ständig über der Müllkippe ausleeren läßt, hätte sich der alte Senat schon im letzten Jahr verschaffen müssen. Doch als unter CDU und FDP die Zukunft noch in bunten Lettern buchstabiert wurde, hat das kaum jemand aufgeregt.

Als es die Umweltbehörde unter der neuen politischen Führung kürzlich erstmals genau wissen wollte, den wundersamen Wegen des Berliner Giftmülls nachspürte und gut 400 Betriebe kontrolliert, fand sie in jeder dritten Firma Grund zur Beanstandung. Doch nicht etwa diesen Umstand fanden Opposition und Springer-Presse skandalös; Anstoß nahmen sie an der Kontrolle. Sogar Walter Momper und einige SPD-Senatoren nahmen die Umweltsenatorin damals in die Mangel - weil sie den Zorn der Unternehmer fürchteten. Die Angsthasen in der SPD sollten gestern gelernt haben, daß sie in punkto Umwelt um spürbare Schritte nicht herumkommen: Man stelle sich vor, der neue Senat stürzt über einen Umweltskandal - wäre das peinlich.

Hans-Martin Tillack

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