Pegida in Norwegen ruft zur Demo: Nur ein kleines Häuflein
Rund 200 Menschen folgten in Oslo einem Demo-Aufruf, darunter auch viele Rechtsextreme. Dreimal soviele Personen demonstrierten dagegen.
STOCKHOLM taz | „Wir sind das Volk!“ Auch den Slogan hat Pegida-Norge vom deutschen Vorbild übernommen. Bei diesem Anspruch war es dann doch etwas kläglich, dass sich zu ihrer ersten Demonstration am Montagabend in Oslo gerade einmal 190 TeilnehmerInnen versammelten.
Hatte der Initiator der „Protestbewegung, die von einer humanistischen Basis aus gegen muslimische Einwanderung und die Auswirkungen des Islam demonstriert“, doch in den vergangenen beiden Wochen immerhin über 3.200 „Likes“ gesammelt und von einem „Woodstockfestival“ geträumt.
Aber, wie die antirassistische Organisation „Vepsen“ konstatierte, sei dieser „Hassmarsch“ jedenfalls immerhin die „größte rechtsextreme Veranstaltung in Norwegen seit Ende des 2. Weltkriegs“ gewesen. Dort gesichtete Teilnehmer, beispielsweise ehemalige führende Aktivisten von Neonaziorganisationen wie dem „Weißen Arischen Widerstand“ oder der „Norwegian Defence League“, machten deutlich, dass Rechtsextreme sich offenbar etwas von Pegida versprechen. Auch die Antiislamisten von SIAN („Stoppt die Islamisierung von Norwegen“) waren vertreten.
Dass Pegida-Norge auch das Thema „Lügenpresse“ mit Dresden eint, mussten mehrere Journalisten erfahren, die meist vergeblich nachfragten, wofür oder wogegen die teilweise mit norwegischen Fahnen ausgestatteten TeilnehmerInnen demonstrierten.
Kadafi Zaman, ein TV-Reporter des Kanals TV2, erhielt immerhin eine eindeutige Antwort: „Wir zeigen unseren Abscheu gegen solche Muslim-Schweine wie dich. So einen Einwanderer-Scheißdreck wie dich.“
Über diese in der abendlichen Tagesschau ausgestrahlte Szene zeigt sich der Pegida-Initiator gar nicht glücklich. Der Osloer Berufsschullehrer und Exoffizier Max Hermansen beteuerte am Dienstag in einem Facebook-Kommentar, dass diese Meinung etwas sei, „wofür Pegida-Norge absolut nicht steht“: „Wir sind keine Rassisten und wir sind nicht gegen Einzelpersonen.“
Zeitgleich hatten unweit von der Pegida-Veranstaltung zwei Dutzend Organisationen, darunter Kirchen, Amnesty International und das Antirassistische Zentrum zu einer Gegendemonstration aufgerufen, die etwa dreimal so viele TeilnehmerInnen versammelte.
An eine Zukunft für Pegida in Norwegen oder Skandinavien insgesamt – auch in Finnland, Schweden und Dänemark gibt es mittlerweile Pegida-Facebook-Gruppen – glaubt der norwegische Rechtsextremismusexperte Øyvind Strømmen indes nicht: „Es gibt zwar viele Personen, die mit antimuslimischem Gedankengut sympathisieren. Aber ich glaube, das Ganze bleibt mehr ein Internetphänomen.“
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