Pausenklingeln in Essener Schule: „Ohne Gong verunsichert“
In einer Essener Schule sollte es aus pädagogischen Gründen nicht mehr klingeln. Warum der Gong trotzdem blieb, erklärt die Schulleiterin.
taz: Frau Wenning, Sie wollten an Ihrem Mädchengymnasium das Pausenklingeln abstellen. Was stört Sie am Gong?
Katy Wenning: Nichts, wir haben einen schönen Gong, einen angenehmen Dreiklang. Das Problem ist nur: Pädagogisch ist der Gong überholt. Ein offenes, projektorientiertes Arbeiten ist unmöglich, wenn es alle 45 Minuten klingelt. Stellen Sie sich vor, Sie wollen Lernstationen in den Klassen aufbauen, wo jede Schülerin im eigenen Tempo arbeitet. Ein Klingeln für alle macht da gar keinen Sinn.
Wir haben uns daraufhin an die Stadtverwaltung gewandt und darum gebeten, dass sie zu Jahresbeginn die Gongschaltung abstellt. Das können wir als Schule nämlich nicht selbst.
Die Schülerinnen wollten ihren Gong zurück und haben Unterschriften gesammelt. Waren Sie überrascht vom Gegenwind?
Ja, damit hatte niemand gerechnet. Die waren ohne Gong verunsichert. Viele Schülerinnen tragen heute ja keine Armbanduhren. Für mache sind die 5-Minuten-Pausen wichtig, um auf dem Gang mal eben kurz mit Freundinnen aus der Nachbarklasse zu reden. Das fehlte plötzlich.
Aber wirklich erstaunt war ich, wie sehr selbst die Großen am Gong hingen. Die Abiturientinnen wollten nicht von einer Schule gehen, an der es nicht mehr klingelt. Da spielte wohl schon die Nostalgie hinein.
,44, leitet das Mädchengymnasium Essen-Borbeck
Ist der Gong nicht totzukriegen?
Wir haben einen guten Kompromiss gefunden. Es klingelt jetzt nur noch 6- statt 15-mal am Tag. Ich würde mir wünschen, dass auch an anderen Schulstandorten so intensiv über den Gong diskutiert wird wie bei uns.
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