Pauli sagt ade: Das Kündigungschreiben
Gabriele Pauli war 30 Jahre Mitglied in der CSU. Jetzt hat sie ihr Kündigungsschreiben abgeschickt. Eine Dokumentation:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, lieber Erwin Huber,
die CSU ist seit 30 Jahren meine politische Heimat. Sie ist eine Volkspartei und sollte daher, um ihrem eigenen Anspruch gerecht zu werden, offen für ein breites Spektrum an politischen Positionen sein. Gerade diese Offenheit ist Garant für eine am Bürger orientierte Politik, die die Wünsche der Menschen versteht und ernst nimmt. (...)
Ich habe im Parteivorstand immer wieder erlebt, wie einzelne, auch Minister, entgegen ihrer Überzeugung reden und handeln, weil sie sich dadurch die Festigung ihrer eigenen Position erhoffen. Geschlossenheit und Solidarität müssen jedoch nicht durch Abhängigkeit und Angst herbeigeführt werden, sondern ergeben sich durch Überzeugungskraft der Ideen. Die CSU hätte es nicht nötig, ihre Parteitage zu inszenieren, wenn die Kraft der Argumente überzeugt. Dann ist Geschlossenheit die Folge der eigenen Überzeugungen. Ich möchte meine Ideen, die christlich und sozial sind, nicht daran orientieren, ob ich ein Amt erreiche oder nicht. Diese Haltung, die von vielen Bürgern verstanden wird und die eigentlich alle politisch Tätigen als Leitidee haben sollten, wollte ich durch meine Kandidatur deutlich machen. Die Politik muss wieder zurück zu den Wurzeln kommen. (...)
Um Neuem Raum zu geben, muss man Altes loslassen. Ich trete deshalb mit sofortiger Wirkung aus der CSU aus. Das ist der Beginn eines neuen politischen Weges. Ich danke allen, die mich politisch unterstützt und freundschaftlich begleitet haben. Echte Freundschaften überdauern auch eine Parteimitgliedschaft, darauf freue ich mich.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Gabriele M. Pauli
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