Partizipationsprozess in Kitabetrieben: Wenn 4-Jährige mitbestimmen dürfen
Die UN-Kinderrechtskonvention gibt Kindern das Recht auf Partizipation. Für die Umsetzung startete am Montag ein mehrjähriger Beteiligungsprozess.
Die UN-Kinderrechtskonvention gibt Kindern das Recht auf Partizipation. In Angelegenheiten, die sie selbst betreffen, müssen sie angehört werden und dürfen mitbestimmen. Doch im Kita-Alltag wird das nicht immer umgesetzt, denn in der Praxis fehlt dazu oft die Routine.
Die Berliner Kita-Eigenbetriebe wollen das ändern. In ihren Kitas sollen die Kinderrechte künftig fest im Alltag verankert sein. Dazu sollen in den kommenden drei Jahren in einem partizipativen Prozess Leitlinien ausgearbeitet werden. Unter dem Motto „Gute Kitas leben Kinderrechte“ kamen am Montag rund 700 Pädagog*innen zusammen, um den Startschuss für diesen Prozess zu geben.
Die Fachkräfte werden in den kommenden Jahren immer wieder in Arbeitsgruppen zusammenkommen und Leitlinien erarbeiten. Auch Kinder sollen in diesem Prozess angehört werden. Am Ende soll ein Praxisordner stehen, der in 15 Bausteinen die Umsetzung der Kinderrechte im Kita-Alltag unterstützt, mit konkreten methodischen Handlungsempfehlungen, Praxisimpulsen und Reflexionsfragen.
Grundlage für gerechte Gesellschaft
Die ersten zwei Bausteine zu den Themen „Mahlzeiten“ und „Kinderrechte“ wurden bereits entwickelt und werden als Modell getestet. Die übrigen Module werden ab Herbst in Projektgruppen erarbeitet. Anfang 2025 soll außerdem in Lichtenberg die erste Kita der Berliner Eigenbetriebe mit dem pädagogischen Schwerpunkt Demokratiebildung eröffnet werden.
Kinder, die in der Kita mitbestimmen und deren Rechte geachtet werden, entwickelten sich kognitiv, sozial und emotional besser, erklärten die Berliner Kita-Eigenbetriebe: „Kinderrechte sind entscheidend für eine gerechte Gesellschaft, denn die Grundlagen für eine lebendige Demokratie werden schon in der Kita gelegt, wo Kinder spielerisch Solidarität und Verantwortung lernen“.
Die Kinder, die sich in der Kita-Gruppe die Dreiräder teilen mussten, machten vor, dass die Partizipation in der Praxis funktioniere, sagte Rüdiger Hansen vom Institut für Partizipation und Bildung in der Keynote zur Eröffnung der Veranstaltung. Sie entwickelten eine Dreirad-Haltestelle, an der die Kinder darauf warteten, an die Reihe zu kommen. Sie teilten gerecht und einfühlsam – ohne die Regeln Erwachsener.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern