: Partei Der Senioren
■ PDS-Studie zeigt: 67 Prozent der Genossen sind 60 Jahre und älter
Berlin (AFP/AP) – Die überalterte Mitgliederstruktur der PDS ist nach einer wissenschaftlichen Studie zu einer ernsthaften Bedrohung für den Bestand der Partei geworden. Wie aus der gestern von der PDS in Berlin vorgestellten Untersuchung „Zur inneren Verfaßtheit der PDS“ hervorgeht, sind inzwischen 67 Prozent ihrer rund 100.000 Mitglieder 60 Jahre und älter. Nur neun Prozent der Mitglieder sind demnach jünger als 40 Jahre, 24 Prozent der PDS-Genossen zwischen 40 und 59 Jahre alt. Das von den Gegnern der Partei „gern benutzte Argument einer natürlichen Lösung des PDS-Problems ist also keineswegs aus der Luft gegriffen“, heißt es in der im Auftrag der Partei erstellten Studie. Besonders der Umstand, daß lediglich zwei Prozent der Mitglieder jünger als 30 Jahre sind, sei eine „ernsthafte Bedrohung für die Zukunft der Partei“.
Die Mitgliederzahl der SED- Nachfolgeorganisation ist der Studie zufolge bis Ende 1995 auf 112.000 zurückgegangen und nach Angaben ihres Bundesgeschäftsführers Dietmar Bartsch seither weiter gesunken. 1991 gehörten der Partei noch 180.000 Menschen an. Die Frauen finden demnach mit einem Anteil von 46 Prozent an der Gesamtmitgliedschaft gegenüber den Männern in der PDS „fast gleichgewichtig ihre politische Heimat“. Allerdings seien die weiblichen Mitglieder unter den Mandatsträgern, besonders auf Kreisebene, noch deutlich unterrepräsentiert. Dennoch sieht sich die Partei nach den Worten von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch nicht als „Auslaufmodell“. Die PDS sei zuversichtlich, daß sie in der deutschen Parteienlandschaft auf Dauer bestehen kann. Die Studie belege, daß die SED- Nachfolgepartei insbesondere im Osten Deutschlands in der Bevölkerung fest verankert wäre. „Wir sind hier nicht nur eine Partei für Wahlen, sondern für den Alltag“, erklärte Bartsch.
Ziel bleibe es, bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden. Bartsch hofft, daß dies mit einem Wähleranteil von 22 Prozent im Osten und von zwei Prozent im Westen erreichbar ist. Die parlamentarische Kooperation mit den anderen Parteien ist nach Angaben der Studie insbesondere auf Kreisebene rege. Auf einer Skala von null (Zusammenarbeit unmöglich) bis vier (normale Zusammenarbeit) bewertet die PDS die Kontakte zur CDU mit 1,2 am schlechtesten. Die Kooperation mit der FDP erreicht einen Wert von 1,4, die zur SPD 2,2 und die zu den Grünen 2,4. Dies bedeute, daß eine punktuelle Zusammenarbeit Normalzustand sei.
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