: Park mit Pudel am Pinnasberg
Weniger Beton, mehr Grün und freier Elbblick am Hafenrand: Lösung im Konflikt um den Antonipark auf St. Pauli in Sicht ■ Von Heike Haarhoff
Der „Golden Pudel Club“ an der Hafentreppe bleibt erhalten. Der geplante Abriß des Konzert- und Veranstaltungszentrums in einem der letzten Fischerhäuser von St. Pauli ist nach monatelangen Verhandlungen zwischen Bezirk, Bürgerinitiativen und Kulturschaffenden sowie ellenlangen Protestlisten vom Tisch. Das bestätigte der Altonaer SPD-Fraktionschef Horst Emmel gestern gegenüber der taz.
Das begehrte Grundstück am Hafenrand solle jetzt doch keiner Wohn- und Gewerbebebauung zum Opfer fallen. Das Clubhaus werde vielmehr in einen künftigen Park am Pinnasberg auf den Grünflächen am Berghang zwischen der St. Pauli-Kirche an der Antonistraße und der Hafenstraße integriert.
Auch über die Größe des „Antoniparks“ in Konkurrenz zur geplanten fünf- bis siebengeschossigen Häuserzeile am Pinnasberg darf wieder debattiert werden. Der Stadtplanungsausschuß wähnte am Dienstag gar „positive Verhandlungsspielräume“ und hofft auf ein „Ergebnis bis Mitte Februar“. Noch vor zwei Wochen hatte der Altonaer SPD-Kreisvorsitzende Olaf Scholz die Verhandlungen für „gescheitert“ erklärt.
GAL-Fraktionschef Olaf Wuttke ist es zu verdanken, daß wieder Bewegung in die Parkdiskussion kommt. Er schlägt vor, eines der Gebäude am Pinnasberg einfach um 180 Grad zu drehen: Statt parallel soll der Riegel nun rechtwinklig zur Elbe stehen. Der Vorteil: Die Erholungsfläche wird größer, der Blick auf den Fluß bleibt weitestgehend unverstellt. Hafenrandverein und MitarbeiterInnen der Gemeinwesenarbeit (GWA) St. Pauli-Süd reagierten gestern verhalten: „Wenn sich doch etwas bewegt, ist das gut. Wir sind aber weiter der Ansicht, daß so ein winziger Park nicht funktioniert“, bleibt GWAlerin Sabine Stoevesand skeptisch.
Nach gültigem Baurecht darf der gesamte Pinnasberg mit fünf- bis siebengeschossigen Häusern zugepflastert und der freie Elbblick verbaut werden. Dagegen laufen viele St. PaulianerInnen seit zwei Jahren Sturm. Das Viertel mit hoher Arbeitslosigkeit, Armut, Tourismusindustrie und sozialen Konflikten zwischen mehr als 100 Nationalitäten auf engstem Raum drohe zu explodieren, wenn noch mehr Menschen hinzuzögen.
Im März 1996 hatte das SPD-Polit-Duo Olaf Scholz und Ingo Kleist (Bürgerschaft) eingelenkt und eine „abgespeckte“ Park-Lösung präsentiert: Auf einen Klotz an der Balduintreppe werde verzichtet; das Weniger an Wohnraum solle durch Aufstockung anderer, benachbarter Gebäude zum Teil kompensiert werden. Der so entstehende Freiraum solle mit dem Schauermannspark zu einer zusammenhängenden Grünfläche verbunden werden.
Zu wenig Park, widersprachen die BIs und ließen Ende April den eigens angereisten Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) abblitzen. Auch ein „Runder Tisch“ im Herbst war ergebnislos geblieben. Sollten wider Erwarten auch die neuesten Verhandlungen scheitern, werde es aber in jedem Fall den kleinen Park geben, verspricht die SPD.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen