: Papis Rock
■ Auf Ocean Colour Scene kann sich der junge Mod mit seinem Vater einigen
„Don't you want a piece of the action“– das sangen Ocean Colour Scene im Jahr 1990. Popland England bewegte sich in Elefantenhosen zum Funky Drummer, und von dieser Action wollte die Jungsband aus Birmingham ihr Stück. „Sway“hatte „denbeatschonwieder“, Simon Fowler sang „Aaahaah“, ein Majorlabel sah in Ocean Colour Scene das nächste große Ding. Und dann ging alles schief.
Dreimal nahmen Ocean Colour Scene ihr Debütalbum auf, bis die Plattenfirma einverstanden war. Es hieß, die Band könne sich nicht benehmen. Danach zeigte jahrelang kein Label an Ocean Colour Scene Interesse. Andere machten in dieser Situation den großen Schnitt: Wer erinnert sich an die Jennifers, den Vorläufer von Supergrass?
Doch „with a little help of their friends“kehrten Ocean Colour Scene ohne Namensänderung auf die Bildfläche zurück: Zwei von ihnen begleiteten Paul Weller bei seinem Comeback als Studiomusiker, Noel Gallagher nahm die Band mit auf Oasis-Tour, und BBC-Moderator Chris Evans spielte „The Riverboat Song“so oft, daß das Stück ein Hit werden mußte. „Noel-Rock“wurde diese Seilschaft fortan genannt. Gemein ist den Gemeinten ein unorigineller Bezug auf das „goldene Zeitalter“des englischen Pop, die Sixties. Dröge und wertkonservativ sind ihre Hemden, ihre Songs und auch der Musiker Weltbild: Die alten Sounds sind halt doch die besten, und merry ol' England ist der Nabel der Welt.
Doch während Tony Blair eine Wiederkehr der goldenen Zeiten für Großbritannien heraufbeschwört, halten sich dort Ocean Colour Scenes Alben monatelang hoch in den Charts. Mangelnder Wagemut macht den Erfolg der Band aus, denn ihre freundlichen Trad-Rocker gefallen dem jungen Mod so gut wie seinem Papi. Die Londoner Musikpresse steigerte genervt „Noel-Rock“zu „Dad-Rock“, doch vielleicht war damit auch nur gemeint, daß Ocean Colour Scene vom Vater des Gitarristen gemanagt werden?
Felix Bayer
mit Lovebugs: Mo, 15. Dezember, 21 Uhr, Markthalle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen