Panik bei Frankreichs Öffentlich-Rechtlichen: Sarkozy will Werbung abschaffen
Frankreichs Präsident Sarkozy will ein Werbeverbot für die Öffentlich-Rechtlichen. Profitieren dürften davon die Privatsender seiner Förderer.
PARIS taz Ein Programm ganz ohne Werbung - dafür mit Qualität. So sieht Nicolas Sarkozy die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Seit Frankreichs Präsident diesen Plan enthüllt hat, herrscht Panik bei den öffentlichen Sendern, die um ihre Finanzierung fürchten - und Aufbruchstimmung im Privat-TV.
Es geht um viel Geld: Im vergangenen Jahr lagen die Werbeeinnahmen sämtlicher französischer TV-Sender zusammen bei 6,7 Milliarden Euro. Davon gingen 833 Millionen an die öffentlichen Sender, die in der Gruppe France Télévisions zusammengefasst sind. Hauptnutznießer der Umverteilung der Werbegelder wären die beiden großen Privatsender TF1 und M6 sowie die zahlreichen Kabel- und Satellitenkanäle. Sie befinden sich mehrheitlich in Händen von Industriellen, die mit Sarkozy verbandelt sind und ihn politisch unterstützen. Martin Bouygues, Bauunternehmer und Hauptaktionär von Frankreichs größtem Privatsender TF1, war Sarkozys jüngster Trauzeuge und ist Patenonkel seines Sohns. Vincent Bolloré, Generaldirektor der weltweiten Kommunikationsgruppe Havas und Eigentümer von Direct 8 hat Sarkozy Urlaubsreisen in Privatjets nach Malta und Ägypten spendiert.
Der Präsident kündigte an, dass eine Holding namens France Monde künftig alle fürs Ausland sendenden öffentlichen Angebote (Radio France International/RFI, TV5, France 24) zusammenfassen soll. Der von Sarkozys Vorgänger Chiracgegründete Nachrichtenkanal France 24 soll zudem nur noch französisch sprechen - dabei erzielt er die höchsten Einschaltquoten mit seinen Programmen auf Englisch und Arabisch.
Beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen will Sarkozy die Einnahmeausfälle durch eine zusätzliche Steuer auf die Werbeeinnahmen der Privatsender sowie für Internet- und Mobilfunkprovider ausgleichen: Ohne Werbung könnten die Öffentlichen dann ein Qualitätsfernsehen machen, das sich mit der britischen BBC vergleichen ließe, erklärte der Präsident. Dabei wollte France Télévisions eigentlich die Werbezeiten sogar ausbauen, weil den öffentlich-rechtlichen Sendern Geld fehlt: Schon längst können sie in Sachen Sport und teurer US-Lizenzware nicht mehr gegen TF1 konkurrieren. Die zusätzlichen Steuern für die Privaten würden ohnehin niemals die Verluste ausgleichen, monieren Kritiker.
Eine Privatisierung der öffentlichen Sender, über die Sarkozys Partei, UMP, mehrfach debattiert hat, schloss Kulturministerin Christine Albane aus - "vorerst". Gewerkschaften und Opposition befürchten, dass ein Wegfall der Werbeeinnahmen die öffentlichen Sender ausbluten und der Anfang von ihrem Ende werden könnte.
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