Panama Papers: Der Deckmantel des guten Namens
Die Anwaltskanzlei Mossack Fonseca hat die Namen von Hilfsorganisationen zur Tarnung eingesetzt. Das ist in Panama legal.
So tauchen das Internationale Rote Kreuz, der WWF und Unicef als „Begünstigte“ zweier von Mossack Fonseca gegründeter und in Panama-Stadt gemeldeter Scheinstiftungen in den kürzlich geleakten Panama Papers auf. Die Scheinstiftungen mit den Namen Brotherhood und Faith (Brüderschaft und Glaube) dienten zur Deckung unter anderem von Immobiliengeschäften, in die beispielsweise der Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate verstrickt war.
In Panama ist es rechtens, die Namen von Organisationen auch ohne deren Wissen als Begünstigte einer Stiftung einzusetzen. Illegal sind solche Manöver demzufolge also nicht. Einige Organisationen behalten sich trotzdem rechtliche Schritte vor.
„Der WWF kann versichern, keinerlei Kenntnisse über den Gebrauch ihres Namens im Zusammenhang sogenannter Privatstiftungen in Panama gehabt zu haben“, sagt Maria Boulos, die Leiterin des WWF. Auch das DRK wird laut ihrem Pressesprecher weitere Maßnahmen prüfen. Die Hilfsorganisationen sehen ihre gute Namen missbraucht und fürchten auch Rufschädigung.
Es kommt Bewegung in die Sache
Die Büros der Kanzlei Mossack Fonseca, über die auch eine von der Bundesdruckerei benutzte Briefkastenfirma gegründet worden war, wurden bereits am Freitag von der Polizei in El Salvador durchsucht. Frankreich hat am Wochenende angekündigt, den Staat Panama ab 2017 wieder zur „Steueroase“ zurückzustufen, wogegen die Regierung in Panama bereits offiziell protestiert hat.
Auch die G 20, die führenden Industrie- und Schwellenländer, geraten aufgrund der Enthüllungen allmählich in Bewegung. So würden „weitere Schritte gegen Steueroasen“ erwogen. Die Finanzminister der zwanzig Staaten wollen im Zuge der IWF-Frühjahrstagung in Washington über Wege zu mehr Transparenz beraten.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble möchte laut Spiegel prüfen, ob Steuersparmodelle in Deutschland künftig angemeldet und genehmigt werden müssen. Zudem erwäge er, Unternehmen Steuervergünstigungen zu streichen. Den Kontakt zu einem Informanten habe er hingegen über Jahre hinweg abgewiesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen