Palm und Blackberry rüsten auf: Es muss nicht immer das iPhone sein
Weiterhin hecheln die traditionellen Mobilfunkhersteller Apples iPhone technisch hinterher. Palm und Blackberry versuchen nun, mit besserer Hard- und Software zu punkten.
Apples iPhone ist in Sachen Internet-Handy seit zwei Jahren der Maßstab, den es zu schlagen gilt: 25.000 Anwendungen mit den unterschiedlichsten Funktionen stehen bereit, das Web ist mit wenigen Klicks auffindbar und die Oberfläche so gestaltet, dass sie nahezu jeder bedienen kann. Resultat: Über 17 Millionen Geräte wurden inzwischen verkauft.
Die Mobilfunkbranche versucht noch immer, diesen Innovationsschub einzuholen. Große Namen, die jahrelang die Szene beherrschten, bringen Geräte, die stark an Apple-Technik erinnern, innovativ sind sie nur selten. Nun schicken sich zwei Anbieter an, mit dem iPhone gleichzuziehen: Palm mit seiner neuen "Pre"-Hardware und Blackberry mit einem eigenen Software-Laden nach Apple-Vorbild.
Spätestens im Herbst soll Palms Pre auf den Markt kommen, ein Smartphone der nächsten Generation. Es besitzt ein Betriebssystem, das voll auf Internet-Anwendungen ausgelegt ist: Soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter sind direkt integriert, Daten werden im Internet abgelegt, damit sie von überall zugriffsbereit sind. Multimediafunktionen sind selbstverständlich.
Palm bewirbt seinen Pre explizit mit Funktionen, die dem iPhone derzeit fehlen. Am sichtbarsten davon ist die eingebaute Tastatur. Sie verbirgt sich hinter einer Klappmechanik und soll es möglich machen, schneller als auf dem Touchscreen des iPhone zu tippen. Trotzdem ist der Bildschirm des Pre voll berührungsempfindlich: Er bietet unter anderem jene "Multitouch" genannten Gesten an, die man auch von Apple kennt, etwa das Zoomen mit zwei Fingern.
Das Gerät beherrscht außerdem Hintergrundanwendungen. Während beim iPhone Programme entweder laufen oder aber nicht, kann man sich beim Pre etwa parallel zum Surfen im eingebautem Browser per Internet-Radio beschallten lassen. Apple begründet das Fehlen der so genannten Background-Prozesse mit der Angst vor zu hohem Stromverbrauch; ob Palm diese in den Griff bekommen hat, bleibt abzuwarten. Immerhin bietet das iPhone ab Sommer die Möglichkeit, über das Internet mit Informationen aus einzelnen Anwendungen versorgt zu werden, beispielsweise Chats oder Punkteständen bei Online-Spielen.
Blackberry, bekannt für seine E-Mail-Handys, versucht auf eine andere Art, Apple zu kontern. Das Unternehmen stellte in der vergangenen Woche seinen ersten eigenen Software-Laden vor, über den man Zusatzprogramme direkt vom Telefon aus aufspielen kann. Der Ansatz namens "App World" erinnert an Apples ähnlich benannten "App Store": Ab 3 Dollar lassen sich Spiele, Nachrichtenangebote, Lexika und diverse andere Programme erwerben. Ebenfalls im Angebot sind kostenlose Anwendungen. Walt Mossberg, Computerkritiker des "Wall Street Journal", lobte Blackberrys Ansatz als überfällig. "Die Handys werden dadurch zu reicheren und vielseitigeren Geräten."
Doch selbst wenn Palm und Blackberry sich mit ihren neuen Ideen nicht durchsetzen können sollten - der Markt für Minicomputer im Handy-Format war dank Apples Eintritt in den Markt noch nie derart in Bewegung wie heute. So ist seit einigen Monaten das erste Smartphone mit dem Internet-betonten Google-Betriebssystem "Android" auf dem Markt und diverse weiterer sollen folgen. Microsoft versucht, sein Windows Mobile mit Apple-inspirierten grafischen Spielereien aufzumöbeln. Samsung, Nokia und Sony Ericsson versuchen ebenfalls, mit neuen Designs zu punkten.
Nun müssten sich nur noch die Mobilfunkanbieter offener zeigen. Derzeit achten sie mit Argusaugen darauf, dass ihre Kunden nicht zu viele Daten über ihre Netze schicken, so ist in Deutschland bei T-Mobile, Vodafone und Co. mit fünf Gigabyte im Monat das Ende der Fahnenstange erreicht. Wer viele YouTube-Videos in hoher Auflösung schaut, kann dieses Kontingent in einer Woche verbrauchen. Und auch neue Anwendungen wie der Telefondienst Skype werden ausgebremst: T-Mobile kündigte letzte Woche an, man werde das Angebot in seinem Netz sperren. Der vorgebliche Grund: Angeblich belastet das die Infrastruktur zu sehr. Der wirkliche: Per Internet-Handy lässt sich billiger telefonieren als regulär.
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