Paletten-Doktorfisch in „Findet Dorie“: Kauft Dorie – nicht!
Der Disney-Film „Findet Dorie“ startet. Und facht das Interesse am Paletten-Doktorfisch an. Der braucht aber ein 2-Meter-Aquarium. Mindestens.
Ganz und gar ungeeignet ist ein Aquarium, das zum Kinostart von „Findet Dorie“ angeboten wird. Es fasst nur 54 Liter. Beworben wird die Sonderedition mit einer lachenden Dorie auf der Verpackung. Dabei würde sie sich in dem 60 Zentimeter langen Aquarium eher wie ein Goldfisch im Glas fühlen.
„Wir werden dahingehend beraten, dass es sich um einen Meerwasserfisch handelt, der deutlich größere Anforderungen an die Haltung stellt“, erklärt Bettina Link vom ZZF. Weil die Händler meistens vom Kauf abraten, rechnet der Verband nicht damit, dass mehr Fische verkauft werden.
Doch Fische sind ja nicht nur in Zoohandlungen erhältlich. Auf Heimtierbörsen und online können Kunden die Fische ohne Beratung bestellen. In Online-Aquaristik-Shops gibt es einen kleineren Paletten-Doktorfisch schon für 35 Euro. Er wird bis zu 20 Jahre alt und 25 Zentimeter groß. „Für die erfolgreiche Haltung sollte man schon etwas Erfahrung in der Meerwasseraquaristik haben“, sagt Stefan Hetz, Biologe an der Humboldt-Universität Berlin. Er empfiehlt ein Aquarium, das mindestens zwei Meter lang ist und 1.000 Liter fasst.
Erfolgreichster Animationsfilm überhaupt
„Findet Dorie“ ist in den USA bereits drei Monate nach Kinostart der erfolgreichste Animationsfilm überhaupt. 482 Millionen US-Dollar hat der Film bislang eingespielt. Immer wieder gibt es nach Disney-Filmen mit Tierhelden einen Hype: seien es Dalmatiner nach „101 Dalmatiner“, Ratten nach „Ratatouille“ oder Clownfische nach „Findet Nemo“. „Beim Kauf wird meist nicht bedacht, welche Bedürfnisse die Tiere tatsächlich haben“, sagt Lea Schmitz vom Tierschutzbund.
Stefan Hetz, Biologe
Im Fall von Dorie kommt noch dazu, dass es erst dieses Jahr gelungen ist, den Paletten-Doktorfisch zu züchten. Das heißt, dass bisher alle im Handel befindlichen Paletten-Doktorfische Wildfänge sind. Sie leben im Indopazifik zwischen Ostafrika und Japan. Laut Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) wurden zwischen 1997 und 2002 jährlich etwa 6.000 Tiere in die Europäische Union importiert. „Sie werden in der Regel mit Hilfe des Giftes Cyanid gefangen“, erklärt Schmitz. „Niemand weiß, wie viele Korallen beim Fang zerstört werden.“
„Ein Viertel aller marinen Arten lebt an Korallenriffen, obwohl diese nur 0,1 Prozent des Meeresbodens bedecken“, erklärt Britta König vom WWF. Die schlimmste jemals dokumentierte Korallenbleiche bekommen die Kinogänger jedoch nicht mit. Denn auch in „Findet Dorie“ ist die Unterwasserwelt vor allem eine heile und bunte Welt.
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