Palästinenser im Hungerstreik: Kämpfer und Theateraktivist
Seit Anfang der Woche befindet sich der Palästinenser Zakaria Sbeidi im Hunger- und Durststreik. Damit will er seine Freilassung erzwingen.
Dreimal entkam Zakaria Sbeidi den gezielten Tötungsversuchen der israelischen Soldaten. Die Armee der Besatzer bekam den einstigen Kommandanten der gefürchteten Al-Aksa-Brigaden in Jenin im Norden des Westjordanlandes nicht zu fassen. Nach einem Waffenstillstand im Jahr 2007 glaubte Sbeidi sich nicht mehr verstecken zu müssen, bis ihn im Mai dieses Jahres die eigenen Leute festnahmen. Er sei eine „Gefahr für die öffentliche Sicherheit“, behauptet der palästinensische Staatsanwalt.
Anklage wurde bislang nicht erhoben. Um ein Ende dieser „Farce“, wie der 37-Jährige selbst sagt, und seine sofortige Entlassung zu erzwingen, verweigert der „Held des palästinensischen Widerstandes“ seit Anfang der Woche die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit.
„Sollte die Palästinensische Autonomiebehörde Zakaria nicht auf freien Fuß setzen, wird er die Woche mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überleben“, heißt es in einer Pressemitteilung des „Freedom Theaters“. Sbeidi gehörte zu den Gründern des Theaters im Flüchtlingslager von Jenin, und er war ein enger Freund von Juliano Mer-Khamis, dem Theaterdirektor, der vor gut einem Jahr von Unbekannten erschossen worden war.
Immer wieder kommt es seit dem Mord an Mer-Khamis zu Verhaftungen von Theatermitarbeitern. Vor allem Israel vermutet die Täter in diesen Kreisen. Sbeidis Inhaftierung steht hingegen nicht damit in Verbindung. 150 Palästinenser waren am gleichen Tag festgenommen worden, nachdem das Haus des Gouverneurs von Jenin beschossen wurde.
„Was immer Abu Masen entscheidet, wir stehen hinter ihm“, sagte Sbeidi über Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, als er mit Israel über den Waffenstillstand einig wurde. Schon als 14-Jähriger schloss sich Sbeidi den Tansim an, der Fatah-Jugend, warf Steine und Molotowcocktails auf die Besatzer und kam schließlich für viereinhalb Jahre hinter Gitter. Wieder auf freiem Fuß, diente er kurze Zeit in den Reihen der „Präventiven Sicherheit“, dem Geheimdienst im Westjordanland, der ihm jetzt die Handschellen anlegte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“