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PVC am Bau: Die Altlast der Zukunft

■ Auf dem Bau wird noch ungebremst PVC verbraucht/ Praktische Tips beweisen: Es geht auch ohne

Die Konjunktur für den umweltschädlichen Kunststoff PVC ist ungebrochen: 1990 wurden allein in Westdeutschland wieder über 1,3 Millionen Tonnen hergestellt, weit mehr als Anfang der 80er Jahre. Dies, obwohl im Verpackungsbereich der Anteil von PVC rückläufig ist. Grund: Auf dem Bau boomt PVC ungehemmt. Auch in den Umweltministerien und beim Umweltbundesamt wird diese Entwicklung nicht gern gesehen. Doch allzu sehr mag man den mächtigen Chemieproduzenten nicht auf die Füße treten. Deshalb wird zunächst einmal die Umweltverträglichkeit der Ersatzstoffe erforscht: Mit Ergebnissen ist erst 1994 zu rechnen. In Bonn soll eine Bund-Länder-Kommission im März einen Zwischenbericht vorlegen.

Diese Zögerlichkeit versteht man in über 50 Städten und Gemeinden nicht. Dort gibt es nämlich Beschlüsse zum PVC-Ausstieg, und man hat in den vergangenen Jahren meist gute Erfahrungen mit der Umsetzung gemacht: »Wir haben in Bielefeld PVC im Baubereich zu 95 Prozent reduziert«, berichtet etwa der scheidende Umweltdezernent Dr. Uwe Lahl. Dort, wo man noch nicht so weit kam, konnte man immerhin auf PVC-Fenster und -Fußböden verzichten. Und damit ein großes Risiko ausschalten, da sich bei diesen offen verlegten Materialien im Brandfall Salzsäuredämpfe und Dioxine bilden. Aber auch die versteckten, vergrabenen und zugegipsten PVC-Anteile sind eine Altlast für die Zukunft: Sie verhindern beim Abriß des Gebäudes ein problemloses Materialrecycling.

Bislang blieben die Anstrengungen aber auf den öffentlichen Bereich beschränkt. Bauherren und Heimwerker, vor allem auch in den neuen Bundesländern, wurden bisher kaum aufgeklärt. Dabei könnten auch private Bauherren von den Erfahrungen der öffentlichen PVC-Aussteiger profitieren.

—Keine Probleme gibt es bei Fußbodenbelägen, Tapeten, Türen, Fußleisten, Handläufen (zusammen etwa 13 Prozent der PVC-Verwendung am Bau). Hier sind als Alternativen Holz, Linoleum, Fliesen und Metall gebräuchlich.

—Bei Fenstern und Rolläden (zusammen 31 Prozent) ist einheimisches Holz der Ersatzstoff der Wahl, doch bietet er nicht den gleichen Komfort wie PVC. Aluminium hat eine zu schlechte Energiebilanz.

—Bei Rohren (33 Prozent) sind Ersatzstoffe wie Steingut, Formsteine und Gußeisen viel schwerer, Kupfer und Stahl sind auch teurer.

—Bei Folien und Kabeln (etwa 20 Prozent) ist die Lage unterschiedlich: Folien sind für alle Verwendungszwecke aus Polyethylen oder Bitumenpolymeren zu kriegen, Kabel mit PVC-freiem Mantel sind dagegen sehr teuer und rar. Thomas Schmitz-Günther

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