PR-Aktion von Klimaaktivisten: Al-Dschaber tritt zurück – wirklich?
Sultan Ahmad al-Dschaber, Präsident der Klimakonferenz, steht in der Kritik. Nun haben Aktivisten medienwirksam seinen Rücktritt vorgetäuscht.
Darin gaben angebliche Vertreter*innen der UN-Klimakonferenz und der staatlichen Ölgesellschaft Adnoc aus Abu Dhabi den Rücktritt Al-Dschabers von seinem Posten als Chef des Ölkonzerns bekannt. Als Grund nannten die vermeintlichen Sprecher*innen laut dem Pressestatement einen Interessenkonflikt zwischen seiner Rolle als Präsident der UN-Klimaverhandlungen und seiner Position als CEO eines der „klimaschädlichsten Unternehmen der Welt“.
Mit der Aktion fordern die Organisator*innen der Gruppe „Climate Justice Squad“ den Ausschluss fossiler Unternehmen von der Weltklimakonferenz. „Statt großen Konzernen Einfluss zu geben, sollte die COP den Fokus auf die Stimmen von Arbeitnehmern im Energiesektor, Gewerkschaften und Gemeinden legen, die unmittelbar vom Klimawandel betroffen sind“, sagt Umweltaktivisten Aliya Hirji.
Hirji war an der Aktion beteiligt und sieht darin eine kreative und unterhaltsame Art des Protests. „Die Pressekonferenz ermöglicht es uns, politischen Widerstand und den jugendlichen Ärger und Sarkasmus unserer Generation auszudrücken.“ Seit vergangenen September arbeiteten die Aktivist*innen an einer Online-Protestaktion. Die jüngsten Vorwürfe gegen Sultan al-Dschaber veranlassten sie dazu, sich mit dem PR-Stunt auf seinen Rücktritt zu fokussieren.
Al-Dschaber steht seit Monaten in der Kritik
Al-Dschabers Doppelrolle als Präsident der Klimakonferenz und als Adnoc-Chef sorgt seit Monaten für Kritik. Am Montag spitzten sich die Vorwürfe gegen ihn zu: Laut einem BBC-Bericht soll der Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate vor Beginn der Klimakonferenz mit Vertreter*innen aus Deutschland, China, Ägypten und Kolumbien über die Unterstützung fossiler Projekte gesprochen haben.
Schon im Januar kritisierten hunderte Nichtregierungsorganisationen in einem offenen Brief, die Entscheidung, den Chef eines Ölkonzerns als COP-Präsidenten zu ernennen. Sie glauben, dass dies die Glaubwürdigkeit der Weltklimakonferenz mindere.
Hinter der Aktion der Climate Justice Squad stehen das pan-europäische Klimagerechtigkeitskollektiv „WeSmellGas“ sowie Fridays for Future MAPA, ein Zusammenschluss von jungen Aktivist*innen, die aus Gebieten stammen, die besonders stark von der Klimakrise betroffen sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten