pds sucht senator: PDS auf dem Zahnfleisch?
Auf den ersten Blick sieht das fatal aus. Keine sieben Monate regiert die PDS im Senat mit und schon muss sie an ihre Substanz. Einen Wirtschaftssenator außerhalb des inneren Zirkels hat die Partei gesucht: Vergeblich. Mit der Beförderung von Harald Wolf in den Senat und von Stefan Liebich an die Spitze der Fraktion beabsichtigen die Sozialisten gleich zwei Politiker auf Positionen zu stellen, die diese eigentlich nicht wollen. Noch ist nicht deutlich geworden, wie die PDS in Senatsverantwortung Biss zeigen kann, da geht sie schon auf dem Zahnfleisch.
Kommentar von ROBIN ALEXANDER
Die Personalentscheidung Wolf/Liebich ist Symptom einer schweren Krise. Aber sie birgt auch eine Chance. Gregor Gysi war sowieso nicht gleichwertig zu ersetzen. Er bleibt ein Ausnahmepolitiker. Harald Wolf hat hingegen jahrelang in dieser Stadt auf ein Bündnis von SPD und PDS hingearbeitet. Jetzt steht er dafür auch an erster Stelle ein.
Seine Waffe mag Kompetenz eher sein als Eloquenz. Na und? Als Investorenschreck werden die Konservativen Wolf kaum hinstellen können. Kulturelle Fremdheit der Wirtschaft gegenüber verströmt der Lebensgefährte einer erfolgreichen Unternehmerin nicht.
Hinzu kommt: Gysi konnte sich nie endgültig vom Stasi-Verdacht befreien. Mit Wolf hingegen stammen jetzt bald zwei von drei PDS-Senatoren aus dem Westen. Und der künftige Partei- und Fraktionschef war bei der Wende 16 Jahre alt. Niemals sollte man vergessen, dass sich die PDS aus der SED entwickelt hat. Aber die Unterstellung, die alte Staatspartei betreibe nur Camouflage, glaubt bei diesem Personal niemand mehr.
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