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P O R T R A I T Gegen grünes Blockdenken

■ Die neue Vorstandssprecherin der Grünen Bundestagsfraktion, Bärbel Rust, möchte integrativ und vermittelnd wirken / „Technikfixierung der Gesellschaft aufbrechen“

Bärbel Rust, 31jährige Software–Entwicklerin und Mutter zweier Kinder, wurde über die bayerische Landesliste in den Bundestag gewählt. Sie ist seit 1983 in der Partei und hat bisher hauptsächlich im Frauenarbeitskreis der bayerischen Grünen sowie in verschiedenen Bürgerinitiativen im Ökologiebereich gearbeitet. Daneben hat sie den Bezirksverband Mittelfranken mit aufgebaut. Bärbel Rust hat weder die innerparteiliche Ochsentour hinter sich, noch kann sie parlamentarische Erfahrung vorweisen. Darin sieht sie jedoch kein Handicap; vielmehr hält sie es für notwendig, daß gerade auch außerparlamentarische Erfahrungen im Parlament eingebracht werden. Die Basisorientierung der Grünen hält die neue Vorstandssprecherin für unverzichtbar. Andernfalls verlagere sich grüne Politik auf die Verhand– lungsebene zwischen den Parteien. Zudem findet sie es wichtig, daß insbesondere für Frauen Einstiegsmöglichkeiten über die innerparteiliche Karriereleiter hinaus offengehalten werden. Bärbel Rust besteht darauf, keinem der beiden innerparteilichen Flügel zugeordnet zu werden. Ihrer Meinung nach verhindert die Blockbildung eine konstruktive Politik. Angesichts der anstehenden Probleme kann es sich die Fraktion ihrer Meinung nach nicht leisten, daß das Blockdenken die Sachauseinandersetzung dominiert. Ihr Selbstverständnis als Vorstandssprecherin wäre demnach eine integrative, vermittelnde Funktion gegenüber den beiden Flügelexponenten Schoppe und Ebermann. Nachdem es den Grünen bisher vor allem gelungen ist, herkömmliche Denkschemata im Bereich Ökologie und Frauenpolitik aufzubrechen, sieht die neue Vorstandssprecherin einen Schwerpunkt künftiger grüner Politik im Technologiebereich. Hier hält sie es für notwendig, die irrationale Technikfixierung in der Gesellschaft aufzubrechen. Matthias Geis

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