Oslo genehmigt umstrittene Kupfermine: Der Fjord als Müllkippe
Norwegens Regierung gibt grünes Licht für den Betrieb einer Kupfermine. Deren Giftschlamm soll in einen Meeresarm eingeleitet werden.
Es geht um keine geringen Müllmengen. Zwei Millionen Tonnen pro Jahr sind genehmigt. Das wären bei einem bis zur Erschöpfung des Vorkommens geschätzten Minenbetrieb von 15 Jahren insgesamt 30 Millionen Tonnen. Eine meterdicke Schlammschicht würde das Leben auf dem Meeresboden ersticken. Mit den Strömungen kann sich die Giftlast über weite Bereiche ausbreiten und über Meerestiere in der menschlichen Nahrungskette landen.
Jahrelang haben Umweltschutz- und Fischereivereinigungen gegen die Pläne gekämpft. Die staatliche Meeresforschungsbehörde Havforskningsinstituttet warnte vor „umfassender physischer und chemischer Verunreinigung“ des Fjords und empfahl, den Betrieb nicht zu genehmigen. Der Widerstand blieb vergeblich, ebenso wie eine Klage des Sami-Parlaments. Denn auch die Sami werden betroffen sein, weil der Minenbetrieb ihre Rentierzucht teilweise unmöglich machen wird.
Den Repparfjord, der eine wichtige „Kinderstube“ für atlantischen Wildlachs und Küstenkabeljau sei und in dem sich auch Wale aufhielten, als Müllkippe zu missbrauchen sei ein Unding, kritisiert Lundberg. Das sei eine „vorgestrige Industriepolitik, die kurzfristigen ökonomischen Profit“ vor die Rücksicht auf Naturwerte stelle. Man sei keineswegs grundsätzlich gegen Grubenbetrieb, aber gegen einen, „der die Umwelt vergiftet und bei dem die Rechte indigener Völker unter die Räder kommen.“
Nur vier Länder leiten noch Grubenabfälle ins Meer
Oslo bestreitet nicht, dass die Umwelt Schaden erleiden wird. Laut Industrieminister Torbjørn Røe Isaksen werde man sich aber bemühen, den so „gering wie möglich“ zu halten. Kupfer sei nun einmal wichtig für die Elektromobilität und damit für den von Europa angestrebten „Green Deal“. Das rechtfertige nicht das Mülldumping im Fjord, antwortet Lundberg: Es gebe Alternativen. Eine Deponie im Felsgestein sei möglich. Und halte man das für zu teuer, solle man auf einen Minenbetrieb, der ein Promille der weltweiten Kupferproduktion repräsentiere, verzichten.
Neben Norwegen leiten nur noch drei Länder Grubenabfälle ins Meer: Papua-Neuguinea, Indonesien und die Türkei. Bei der Jahrestagung der Weltnaturschutzorganisation ICUN 2016 in Honolulu lehnten Norwegen und die Türkei als einzige Teilnehmerstaaten eine auch von Russland und China unterstützte Resolution gegen solche „Meeresdeponien“ für Erzrückstände ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann