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Optionspflicht bei StaatsbürgerschaftQual der Entscheidung

Ab diesem Jahr müssen sich Kinder von Nicht-EU-Ausländern für eine Staatsangehörigkeit entscheiden. Drei Protokolle von Jugendlichen.

Deutsche Staatsbürgerschaft? Oder lieber doch nicht? Bild: ap

In diesem Jahr werden die ersten Kinder mit doppelter Staatsangehörigkeit 23 Jahre alt. Und müssen sich nun für eine Staatsbürgerschaft entscheiden – wenn ihre Eltern nicht aus der EU kommen.

Betroffen sind also vor allem Deutschtürken, die nach 1990 geboren sind. Wer sich nicht rechtzeitig entscheidet, verliert automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Beide Pässe dürfen nur behalten werden, wenn bis zum 21. Geburtstag die Betroffenen bei der zuständigen Ausländerbehörde nachweisen, dass ihnen andernfalls unzumutbarer Schaden entstünde. Emotionale Gründe zählen nicht.

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Ich habe den Brief mit der Aufforderung, mich zwischen der deutschen und der türkischen Staatsbürgerschaft zu entscheiden, vor zwei Monaten bekommen. Und ich weiß schon, welchen Pass ich notfalls behalten werde. Ich würde mich für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden. Weil die einfach mehr Vorteile bringt. Und meine Nationalität mache ich sowieso nicht von meiner Staatsbürgerschaft abhängig. Ich bleibe immer noch Türke. Beziehungsweise Deutscher mit Migrationshintergrund.

Mein Problem ist aber, dass ich nicht weiß, ob ich später in der Türkei leben will. Vielleicht wandere ich wieder aus. Denn wirtschaftlich steht die Türkei sehr gut da. Hier sind alle Leute wegen der Eurokrise nervös. Deshalb sehe ich in Deutschland keine rosige Zukunft. Diese ökonomische Entwicklung macht die Entscheidung so schwierig für mich. Einmal gemacht, lässt sich das ganz schwer ändern. Was soll dieser Entscheidungszwang überhaupt?

Ich lebe in einem Land, wo es hundert verschiedene Kulturen gibt. Spanier und Schweden dürfen beide Pässe behalten. Wieso werden ausgerechnet die Türken, von denen so viele in Deutschland leben, gezwungen zu wählen? Wieso sollen ausgerechnet wir unsere Loyalität unter Beweis stellen?

Eine Begründung der Regierung ist, dass man Leute mit doppelter Staatsbürgerschaft nicht so gut strafverfolgen kann. Klar gibt es solche Fälle. Aber deshalb pauschalisieren und so einen Druck aufzubauen? Das ist doch Schwachsinn.

Bis ich 23 wurde, hat meine doppelte Staatsbürgerschaft keinen gestört. Ich verstehe nicht, wieso es danach nicht mehr gehen soll. Ich habe zwar vom Beibehaltungsantrag gehört. Das war letzte Woche Thema einer Veranstaltung im Rathaus. Aber da hieß es, dass das fast unmöglich sei.

Dass das in den allerwenigsten Fällen genehmigt würde. Und dass man einen krassen Grund braucht. Da fällt mir keiner ein. Im türkischen Generalkonsulat hat mir keiner etwas von einem Beibehaltungsantrag erzählt. Meine Familie lebt seit über 40 Jahren hier. Ich fühle mich mehr deutsch als türkisch. Aber Ausländer bleibe ich sowieso, in beiden Ländern.

Fatih Yartun, 20, in Köln geborener Sohn türkischer Eltern. Er arbeitet als selbstständiger Gebäudereiniger. Seine gefühlte Nationalität macht er ohnehin nicht von einem Pass abhängig.

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„Gefühle? Zählen vor der Behörde nicht“

Ich habe ein gutes Recht auf die doppelte Staatsbürgerschaft. Ich bin die Brücke zwischen Deutschland und der Türkei. Wir reden immer von Integration. Und dann will der Staat plötzlich, dass ich mich entscheide. Entweder ich bin nicht integriert und nur Türkin. Oder vollkommen assimiliert und muss Deutsche werden. Das belastet mich emotional. Aber Emotionales zählt vor der Behörde nicht.

Die Politik

1999 verabschiedete die rot-grüne Regierung die Optionspflicht. Sie entstand als Kompromiss mit dem von CDU/CSU dominierten Bundesrat. 2011 setzte sich die SPD-Regierung in Baden-Württemberg für die Abschaffung der Optionspflicht ein, die Initiative fand jedoch im Bundesrat keine Mehrheit.

Seit dem 1. Januar 2000 erwerben Kinder mit zwei ausländischen Elternteilen durch die Geburt in Deutschland automatisch auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Das allerdings nur wenn ein Elternteil zum Zeitpunkt der Geburt seit acht Jahren dauerhaft in Deutschland gelebt hat und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt.

Ich will keinen meiner Pässe abgeben und habe deshalb einen Beibehaltungsantrag gestellt. Bei diesem Antrag muss man den Behörden beweisen, dass man auf keine der Staatsbürgerschaften verzichten kann.

Ich argumentiere, dass mir durch die Optionspflicht wirtschaftlicher Schaden entsteht. Denn ich will nach meinem Jurastudium in Deutschland und in der Türkei als Anwältin praktizieren. Wenn ich meinen türkischen Pass jetzt abgebe, geht das nicht mehr.

Oder nur mit einem riesigen bürokratischem Aufwand. Soll ich dann jedes Mal, wenn ich in der Türkei arbeiten will, aus der deutschen Staatsbürgerschaft austreten? Ich habe dargelegt, dass ich Jura studiere. Dann hat die Behörde behauptet, man wisse ja nicht, ob ich das in einem Jahr noch studiere. Ich sei ja auch noch gar nicht zur Staatsprüfung zugelassen. Wie auch?

Die Zulassungen zur Prüfung werde ich erst nach meinem 23. Geburtstag bekommen. Und der Staat stempelt mich einfach als potenzielle Studienabbrecherin ab. Das geht doch nicht. So viel Ermessensspielraum darf keine Behörde bekommen.

Ich bin auch nicht die einzige Betroffene in unserer Familie. Mein jüngerer Bruder wird seinen türkischen Pass aufgeben. Er findet keine Begründung für den Beibehaltungsantrag. Meine Eltern hoffen, dass es zumindest für mich anders läuft. Wir alle hoffen, dass sich die Gesetze nach der Bundestagswahlen ändern. Jedes Wochenende sitzen meine Eltern mit den türkischen Zeitungen da und sagen: Die schreiben, dass sich was ändert. Vielleicht wird es ja was, vielleicht kannst du auch Türkin bleiben.

Viele meiner Freunde, die auch von der Optionspflicht betroffen sind, reagieren viel zu voreilig. Die kriegen den Brief, wenn sie 18 werden, und marschieren gleich in die türkische Botschaft, wo sie ihren türkischen Pass abgeben. Vielleicht betrifft es ihr späteres Leben nicht so sehr. Vielleicht ist für sie die zweite Staatsbürgerschaft verzichtbar. Aber wer seine Chance nicht sucht, ist selbst schuld. Dabei ist alles so schwammig geregelt – dieses Gesetz fällt jetzt schon auseinander.

Ich werde jedenfalls kämpfen. Sollte mein Antrag scheitern, werde ich Deutsche, erst mal. Dann bleibt nichts als Klagen, um mir meinen türkischen Pass zurückzukämpfen. Der Staat darf doch nicht anhand von Studienabbrecherquoten über meine Zukunft spekulieren. Ich habe absolut keine Lust, dass mir mein Pass mit diesen Argumenten weggenommen wird. Das wäre unerträglich.

Merve Gül, 21, in Stuttgart geborene Tochter türkischer Eltern. Studiert Unternehmensjura in Mannheim und will später als Anwältin sowohl in der Türkei als auch in Deutschland arbeiten. Sie sagt, die Ausländerbehörde spekuliere über ihre berufliche Zukunft.

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„Du hast keine Wahl“

Ich habe bis zum letzten Moment gewartet und gehofft. Vielleicht ändert sich noch ein Gesetz. Vielleicht setzt sich noch jemand ein. Dann hab ich schweren Herzens doch den Antrag gestellt, dass ich den türkischen Pass abgeben möchte. Angeblich wurde ich 2008 informiert, dass ich einen Antrag auf Beibehaltung beider Pässe stellen kann. So einen Brief habe ich niemals bekommen.

Von dieser Möglichkeit erfuhr ich erst vor Kurzem – da war es aber auch schon zu spät. Im Rathaus meinte man nur: "Pech gehabt." Dann sagte der Herr vom Amt noch: „Verpassen Sie ja nicht die Frist. Wenn Sie bis zu Ihrem 23. Geburtstag nicht alle Formalitäten geklärt haben, verlieren Sie die deutsche Staatsbürgerschaft.“ Jetzt liegt mein Antrag in Ankara. Und mir bleibt nichts, als zu hoffen, dass sie ihn rechtzeitig bearbeiten. Das macht mir große Sorgen.

Den türkischen Pass zu behalten wäre mir sehr wichtig gewesen. Das ist eine Herzensangelegenheit. Ich will mich nicht entscheiden müssen. Ich komme aus der Türkei, ich bin in Berlin geboren. Ich fühle mich wie ein Türke. Und ich fühle mich gleichzeitig auch wie ein Deutscher.

Ich fliege jedes Jahr in die Türkei, das ist meine Heimat. Die Optionspflicht nimmt mir einen Teil meiner Identität. Ich habe die deutsche Staatsbürgerschaft erst im Nachhinein bekommen. Weil ich für Deutschland schwimmen sollte. Ich war Leistungssportler. Das ging dann auf einmal ganz fix und problemlos. Wenn die was von dir wollen, kannst du sogar die dreifache Staatsbürgerschaft haben. Ich finde es total komisch, dass sie mir den deutschen Pass jetzt eventuell wieder wegnehmen wollen. Das ist wie Erpressung. Du hast keine andere Wahl. Wer will denn die Hälfte seiner Identität abgeben?

Natürlich war ich beim Anwalt. Ich war vor einem halben Jahr bei fast allen Parteien. Ich habe die gefragt, ob wir Unterschriften sammeln oder so. Irgendwas, wodurch wir Aufmerksamkeit für unser Problem bekommen können. Die wollten das aber nicht machen.

Die haben mich zu einem Anwalt weitergeschickt. Durch den bin ich aber auch nicht schlauer geworden. Der meinte zu mir: „Es wird sich irgendwann etwas ändern, aber noch nicht. Lass die Klage. Noch hat es keinen Sinn.“ Und dann hab ich es halt bleiben lassen.

Jetzt weiß ich, wer mir helfen kann. Wir alle, die betroffen sind, müssen zusammenhalten und uns selbst helfen. Diese Welle wird auch kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich alle einfach erpressen lassen.

Serkan Kaya, 22, in Berlin geborener Sohn türkischer Eltern. Macht derzeit seinen Kfz-Meister. Als er für die Nationalmannschaft schwimmen sollte, bekam er sofort einen deutschen Pass.

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24 Kommentare

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  • M
    ManuelTribaum

    @Paul: Es ist vielleicht kein Zufall, dass eine Reihe der Migranten, die die doppelte Staatsbürgerschaft anstreben, aus Ländern kommt, in denen auch die Vielehe erlaubt oder toleriert ist.

     

    Brauchen wir wieder einen Roland Koch, der diesen Unsinn rotgrüner Ideologen einen Riegel vorschiebt?

     

    Die deutsche Bevölkerung ist mehrheitlich dagegen, aber das interessiert die einschlägigen Multikulturalisten ja wie immer nicht.

  • P
    Paul

    Wie soll das denn mit der Integration laufen - wenn man sich nicht entscheiden will. Türke und Deutscher? Aus wirtschaftlichen Gründen Deutscher - und aus emotionalen Türke? Das kann doch niemand ersthaft wollen. Ist doch nicht so, dass man mal bei Aldi oder Lidl einkaufen geht...Wenn Staatsangehörigkeit - dann bitteschön ohne wenn und aber. 100 % Integration - 100 % Rechte - 100 % Deutscher. Manch einer möchte ja auch gerne zwei Frauen heiraten...Weil man sich nicht entscheiden kann. Soll das denn auch erlaubt sein?

  • H
    Herzensangelegenheit

    Vom Verstand her kann ich den Sinn einer doppelten Staatsbürgerschaft auch nicht nachvollziehen.

     

    Aber vom Herzen her schon:

     

    Ich bin in einem anderen EU-Land geboren und habe dort auch sprechen gelernt, war aber von Geburt an aufgrund meines Vaters auf dem Papier Deutscher. Irgendwann sind wir dann wegen fehlender Arbeitsplätze tatsächlich auch nach Deutschland gezogen. Ich kam also als "Deutscher" nach Deutschland. Nur: Ich war gefühlt kein Deutscher! Ich habe eine andere Sprache gesprochen, habe meine Ferien weiterhin bei meinen Großeltern in meinem "Heimatland" verbracht und andere Sachen gegessen usw.

     

    Mir persönlich merkte schon nach spätestens 2 Jahren keiner mehr an, dass ich jemals woanders gelebt hatte. Ich spreche einwandfrei Deutsch, war gut in der Schule und komme aus einem Land, in dem die Menschen den Deutschen vom Äußeren nicht unähnlich sind.

     

    Aber: Mir fehlt etwas! Klar bin ich Deutscher und auch weitestgehend so sozialisiert, aber meine Wurzeln sind (auch) andere und die möchte ich nicht untergehen lassen. Daher werde ich das für meinen Fall neue Optionsrecht seit 2011 annehmen und nun nach vielen Jahren endlich meine andere Staatsbürgerschaft beantragen, ohne die Deutsche aufgeben zu müssen.

     

    Es bringt mir finanziell überhaupt nichts, im Gegenteil ich muss recht viel dafür bezahlen und die laufenden bzw. wiederkehrenden Kosten sind auch nicht zu unterschätzen. Aber ich brauche es für mein Gefühl. Ich vermute ganz stark, dass mir das ein nettes, ausgleichendes Gefühl bescheren wird, obwohl sich eigentlich nichts ändern wird.

     

    Daher kann ich sehr gut verstehen, wenn die jetzt jüngeren Menschen, nicht einen der Pässe aufgeben möchten.

     

    Ich z.B. wollte nach meinem Abitur in meiner "Heimat" studieren, wurde dort dann aber als Ausländer behandelt (inkl. absurder Sprachkursauflagen etc.), weil ich einen Deutschen Pass hatte. Das wäre damals auch so gewesen, hätte ich meine Schulzeit in meinem Geburtsland - meiner gefühlten Heimat - verbracht.

    Das ist jetzt besser geregelt, aber leider nur für EU-Kinder.

     

    Ja, zwei Staatsbürgerschaften sind einerseits Luxus, auf der anderen Seite aber auch Herzensangelegenheit.

  • H
    Hanne

    "Und wie wird die Sache mit der Rente geregelt, die ja der Staat zahlt?"

     

    Die Rente zahlt nicht der Staat! Zumindest noch nicht.

    Es bekommen diejenigen in Deutschland Rente, die zuvor jahrelang eingezahlt haben in die Rentenversicherung.

     

    Auch viele Deutsche bekommen keine Rente. Es hängt zumindest nicht von der Staatsbürgerschaft aus.

     

    Andersherum kann ein Rentner auch mehrere Renten aus unterschiedlichen Ländern beziehen, wenn er z.B. in seinem Erwerbsleben auch in anderen Ländern angestellt war und dort eingezahlt hat.

  • M
    michael

    Planetenbürgerschaft einführen und Menschenrecht auf Freizügigkeit global umsetzen für alle.

  • R
    Randbemerker

    Also nur mal so am Rande benerkt, dass laur andreas' Kommentar ach so strikte Neuseeland hat absolut kein Problem mit der Anzahl der Pässe seiner Bewohner. Und auch gar kein Problem damit, dass ich als deutscher Bewohner hier ganz selbstverständlich wählen darf, oder damit, dass meine französische Kollegin gerade zur neuseeländischen Armee gewechselt hat oder gar mit Polizisten aus vermeintlichen Schurkenstaaten.

     

    So geht moderner Staat, also vergesst endlich diesen Rassenwahn und das ewige Untertanentum!

  • T
    Till

    "Nicht-EU-Ausländer" Wie schön, dass wir ein neues Kriterium zur Diskriminierung haben!

     

    Grenzen, Mauern, Staatsbürgerschaft und 13,7-"Zoll"-Bretter vor den Köpfen sind Relikte des finsteren Mittelalters. Wer das will, soll sich gefälligst hinter eine Stadtmauer verziehen und von dort nicht mehr hervorgekrochen kommen.

  • C
    Carolien

    PS: mit der rente ist sehr genau geregelt - gibt genug Menschen die aus verschiedenen Ländern Rente bekommen - aber im Endeffekt nicht mehr und im Endeffekt haben sie damit nur noch viel(!) mehr Bürokratie am Hals!!!

     

    @Simone Schmid: ZB ein nur deutscher Student der nur zum Studieren in die Niederland kommt hat es qua bürokratie viel einfacher, weil das ein Standartfall ist und häufig vorkommt, während ich mit zwei Staatsangehörigkeiten viel mehr Hürden hatte.

    Und vll sind Staatsangehörigkeiten sowieso assozial - weil immer nur der den Vorteil hat der sie 8eine vorteilhafte) hat - und da hat man ja keinen Einfluss drauf von welchen Eltern man geboren wird.

  • C
    Carolien

    leute die gerne eine doppelte staatsbürgerschaft behalten würden werden hier als egostische opportunisten dargestellt. ich habe einen niederländischen und deutschen pass - und darf die behalten da durch geburt erworben. und all die deutschen die auch einfach so in den niederlanden studieren (und ich zufällig auch) weil dort ds studium besser ist - sind sie dran schuld das in deutschland an den unis kahlschlag gemacht wird? alles egoisten? Übrigens sind die Studien in der Türkei auch von sehr guter Qualität, hier wird immer so getan als wenn es ein 3. Welt Land wäre.

     

    und wenn man wirklich nicht weiß wo man leben möchte? Möchte ich zurück nach deutschland und dort total überqualifiziert in der krankenpflege arbeiten (was ich hier in den NL studiere)? Ja, gefühlsmäßig - nein wenn man nach dem Verstand geht.

    Leider ist selbst für EU Bürger ein anderweitiger EU-Pass eine große bürokratiehürde - und selbst mit Pass aber noch nie dort gewohnt hat man mit den verrücktesten Problemen zu tun. Emigriation innerhalb der EU, weit weg von einfach.

     

    Ich spreche beide Sprachen, ich bin im einen aufgewachsen und im anderen ausgebildet, ich bin beides - ich habe Glück das es zufällig ein EU-Land ist. Hier in den Niederlanden war das bis jetzt auch nie ein Problem - und hier gibt es deutlich mehr "allochtonen"/(andere herkunft/-der eltern) im verhältnis

  • L
    latino

    Ein Mensch kann leben wo er will. Freizügigkeit ist Menschenrecht.

    Niemans kann gezwungen werden, in Deutschland zu bleiben. Es gibt keine Bringschuld der Migranten gegenüber den Deutschen, hier zu bleiben.

    Als Migrant kann ich nur sagen:meine Eltern haben ihr ganzes Leben lang Steuern gezahlt. Ich zahle seit einer Weile Steuern.

    Wer mir erzählen will, ich muss nun in Deutschland bleiben um hier zu arbeiten - für eine deutsche Firma auch noch? - um irgendwas abzubezahlen, hat einen Vogel. Ich habe nix abzubezahlen. Keiner hat hier etwas abzubezahlen.

    Das ist ja hanebüchen.

  • A
    andreas

    Man stelle sich vor die ~40 Millionen US-Bürger mit deutschen Wurzeln würden mit Hilfe des deutschen Staates bei jeder Gelegenheit fordern doch bitte schön auch die deutsche Staatsbürgerschaft zu haben.

    Käme irgendwie garnicht gut.

    Die deutsche Linke würde ganz laut Sachen wie "typisch deutscher Nationalismus" oder das böse Wort "NAZI" rufen und das zu Recht !

     

    Warum macht es aber für die deutsche Linke hier einen Unterschied ? Und warum macht sich die deutsche Linke zum Gehilfen dieser vor allem vom türkischen Staat gelebten BLUT und BODEN Rethorik ?

    Warum nur ?

    Wäre es nicht viel besser diese jungen Menschen einzuladen einfach nur Deutsche zu sein ?

    Nicht mehr und nicht weniger....so wie es die Linke in den USA/AUSTRALIEN/NEUSEELAND/KANDA usw. tut ?

    Das wäre doch mal was und gelebte Integration !

  • WW
    Wer will denn

    Niemand gibt seine Identität ab, man entscheidet sich nur irgendwann, wo man sich zugehörig fühlt.

    Von den "die deutsche Staatsbürgerschaft bringt mir mehr Vorteile"-Entscheidern darf sich wohl keine Gesellschaft jemals Loyalität erhoffen.

  • G
    golm

    Der Artikel zeigt beeindruckend, wie eine Politik, die sich auf große Versprechungen verlegt hat, letztendlich nur Unzufriedenheit erzeugt.

     

    Besser wäre es sich für eine EU-Mitgliedschaft der Türkei stark zu machen, so dass sich dieses Passproblem von selbst erledigt.

  • J
    Jakov

    Typisch taz, der Focus liegt erneut auf die türkischen Mitbürger, dabei sind sie nicht die einzigen, wohl aber die lautesten wenn es um den Protest gegen die Optionspflicht geht. "Wieso werden ausgerechnet die Türken, von denen so viele in Deutschland leben, gezwungen zu wählen?" Werden sie nicht.

     

     

    Wo sind die arabischen Bürger, zum Beispiel? Oder die Bürger aus dem ehemalien Jugoslawien stellen ebenfalls eine große Gruppe an Bürgern in diesem Land. Während die Kroaten (220.000 Staatsbürger) ab dem 1.7. als EU Bürger den "Doppelpass" haben können, werden wir Serben (200.000), die Bosnier (150.000) oder auch Kosovaren (140.000) weiterhin daran gehindert, beide Staatsbürgerschaften offiziell und ohne Umwege oder Sonderregelungen zu haben. Auch knapp 200.000 russische Staatsbürger sind von diesem Problem betroffen.

  • C
    Christina

    All die beschriebenen Argumente macht es mir sehr schwer, für Millionen die doppelte Staatsbürgerschaft zu akzeptieren. So ist es nun einmal, manchmal muss man Entscheidungen treffen, sei es für eine Frau, einen Mann oder eine Staatsbürgerschaft. Beliebigkeit macht nicht glücklicher, auch mit doppelter Staatsbürgerschaft nicht, denn damit beraubt man sich auch um einen festen Platz in der Gesellschaft und im Leben. Wenn bei EU-Ehen deren Kindern die doppelte Staatsbürgerschaft gewährt wird, ist eine politische Einflussnahme der einzelnen EU-Länder auf ihre "Auslandsstaatsbürger" nicht nachweisbar. Das kann man z.B. bei der Türkei nicht gänzlich ausschließen. Wie wenige Stimmen z.B. für den Wahlsieg eines politischen Lagers von Nöten sind, konnte in Niedersachsen nachvollzogen werden. SPD und Grüne wollen mit der Verleihung der generellen mehrfach-Staatsbürgerschaften Millionen Wählerstimmen an sich zu binden, einfach clever.

  • S
    spiritofbee

    In Deutschland ist leider immer noch in vielen Winkeln der Bürokratie die faschistische Vergangenheit präsent. Dies verhindert in vielen Aspekten die nötige Toleranz einer immer mehr zusammenwachsenden Welt deren Menschen gegenüber. Die Argumente gegen eine doppelte Staatsbürgerschaft sind allesamt bei näherer Betrachtung eher fadenscheinig und an den Haaren herbeigezogen.

    Wirkt hier eventuell die immer noch nicht klar definierte Souveranität Deutschlands mit hinein?

     

    Innerhin stellt unser Finanzminister persönlich diese Frage deutlich in den Raum.

    Quelle:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=YWfy63Wmdlw

  • T
    Tom

    Ich bin für Mehrfachstaatsbürgerschaft. Dazu wäre es jedoch gut die Themen Steuer, Scheidung, Ehe, Adoption, Sozialleistungen für diese Fälle mitzuregeln.

     

    Die Forderung nach Mehrfachstaatsbürgerschaft umfasst auch die Annahme anderer Staatsbürgerschaften von sog. Deutschen.

     

    z.B. Deutsche können auch Schweizer werden, spätestens da sind alle wegen des Steuerrechts gegen die Mehrfachstaatsbürgerschaft.

     

    Sozialleistugen müssen dann aus welchen Land bezogen werden ?

    Insbesondere sind dann die Ferienhäuser am Mittelmeer einzubeziehen.

     

    Die Niederländer haben diese Frage einmal untersucht, aber darüber wird die TAZ sicher nicht berichten.

     

    Nochmals zur Verdeutlichung, ich bin für Mehrfachstaatsbürgerschaften mit allen Konsequenzen.

  • K
    Kimme

    Wenn die Identität nicht von einem PAss abhängt verstehe ich nicht, warum es so ein großes Gewese darum gibt.

    Außerdem ergibt sich aus der doppelten Staatsbürgerschaft verschieden Probleme, die Strafverfolgung wie am Beispiel der Täter des am Alexanderplatz ermordeten Jugendlich zu sehen ist. Ein weiteres Problem ist, dass die Inhaber der doppelten Staatsbürgerschaft sowohl in der Türkei als auch Deutschland für Bundestag ect. wahlberechtigt sind. Auch sind Handwerker mit doppelter Staatsbürgerschaft nicht dem Zwang eines Meisterbriefes zur Gründung eines Handwerksbetriebes unterworfen. Und wie wird die Sache mit der Rente geregelt, die ja der Staat zahlt? Das Problem ist also wesentlich komplizierter als es gerne dargestellt wird. Hier geht es nicht darum Menschen mit Migrationshintergrund zu drangsalieren, sondern darum klare rechtliche Zuständigkeiten zu schaffen.

  • T
    traurig

    Ich habe leider auch nur den deutschen Pass :(. Gemein was? Aber ich kann sehr gut verstehen, dass man Privilegien und Vorteile eben nicht gerne aufgibt... Rosinenpickerei.

     

    Fair wäre aber: Entweder jeder darf X Staatsbürgerschaften haben oder niemand. Wäre ja für die EU sogar etwas gutes. Jeder darf sich 1,2,oder 3 Länder aussuchen und dort z.B. auch noch Bürger werden.

     

    Oder aber es hat keiner den Vorteil! Auch nicht Josef Ratzinger der hätte auch dann gerechterweise nicht Vatikanstaats- und deutsche Staatbürgerschaft gleichzeitig haben dürfen.

     

    Ich finde das Diejenigen, die beneidenswerterweise den Luxus haben von 2 pässen, sollen jetzt mal nicht weinen... wir anderen haben auch nicht. Wieso diese Bevorzugung überhaupt!

     

    Wo ist das gerecht?

    Aber eben dann nicht unterscheiden zwischen Spanier (gut) und Türke (geht nicht!) das ist auch ungerecht. Am besten jeder oder niemand. Dann ist es equalité

  • MD
    Martin D.

    ... hier z.B.

     

    "Mein Problem ist aber, dass ich nicht weiß, ob ich später in der Türkei leben will. Vielleicht wandere ich wieder aus. Denn wirtschaftlich steht die Türkei sehr gut da. Hier sind alle Leute wegen der Eurokrise nervös. Deshalb sehe ich in Deutschland keine rosige Zukunft. Diese ökonomische Entwicklung macht die Entscheidung so schwierig für mich. Einmal gemacht, lässt sich das ganz schwer ändern. Was soll dieser Entscheidungszwang überhaupt?"

     

    ein egoistischer oportunist, oder nicht? hier die gute und kostenlose ausbildung genießen, aber flexibel bleiben der karriere wegen, je nach dem, wo ich bessere chancen habe. dafür ist die doppelte staatsbürgerschaft gedacht?

  • B
    broxx

    @Fatih

    Die Türkei hat ein BIP wie Bayern, soviel zu "die Türkei steht wirtschaftlich gut da" usw.

  • MD
    Martin D.

    ich sehe hier nur rosinenpicker. mehrere pässe zu haben ist unlogisch, willkürlich, unsolidarisch, ungerecht, schafft probleme. wie viele verschiedene pässe sind denn erlaubt, wo ist die grenze? gleiches recht für alle, was wenn ich auch noch einen zweiten pass haben will?

  • Y
    ynz

    Gilt das neue Gesetz auch fuer Israelis mit doppelter Staatsbürgerschaft?

  • SS
    simone schmid

    bitte keine doppelte staatsbürgerschaft, wie der deutsche mit türkischem migrationshintergrund schon sagt, "die türkei boomt", vieleicht will ich mal dahin, und wenn die türkei dann nicht mehr boomt wieder nach deutschland. so geht es ja nicht. entweder wird endlich die europäische staatsbürgerschaft eingeführt mit der dann jeder überall zuhause ist, mit gleichen pflichten und rechten, oder es bleibt wie es ist. zwei staatsbürgerschaften sind assozial da sie ja nur die bevorteilen der sie hat, alle anderen sind wenniger wert weil entweder deutsch oder türke.

    mich stören leute mit zwei pässen, was soll ich von jemandem halten der seine fahne immer in den wind dreht während der andere gegen den wind segeln muß?

    ich kann nun mal nur staatsbürger eines staates sein.