piwik no script img

Opfer der russischen AngriffskriegsUkraine meldet 9.000 Gefallene

Die Ukraine hat erste Angaben zu den eigenen Verlusten gemacht. Die zivile Opferzahl soll um ein Vielfaches höher liegen.

Beerdigung eines ukrainischen Soldaten Foto: Leah Millis/reuters

Erstmals seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar hat die Ukraine offizielle Zahlen zu den eigenen Verlusten vorgelegt. „9.000 Helden“ seien gefallen, teilte Armeechef General Walerij Saluschnyj am Montag auf einer Konferenz zu Ehren von Militärveteranen und der Familien der Gefallenen in Kiew mit. Offen blieb, ob die Zahl sich auf die ukrainische Armee beschränkt oder alle ukrainischen Streitkräfte umfasst, also auch Nationalgarde, Grenzschützer und Territorialverteidigung.

Es sind die ersten öffentlich bekanntgewordenen amtlichen Angaben der Ukraine zur möglichen Gesamtzahl getöteter Kämpfer. Im Juni hatte die ukrainische Regierung erklärt, es gebe bis zu 100 Tote an der Front im ostukrainischen Donbass jeden Tag. Diese Zahl soll mittlerweile deutlich gesunken sein. Die Zahl der getöteten Zivilisten beträgt nach ukrainischen Angaben ein Vielfaches – allein die Belagerung und Zerstörung von Mariupol soll nach Angaben der lokalen Verwaltung mindestens 20.000 Tote unter der Zivilbevölkerung gefordert haben.

Zu toten russischen Soldaten veröffentlicht der ukrainische Generalstab eine täglich aktualisierte Zählung. Diese erreichte am Sonntagabend rund 45.400. Russland hat seit März keine eigenen Zahlen dazu mehr vorgelegt.

Die Angaben erfolgen kurz vor dem ukrainischen Unabhängigkeitstag am 24. August, genau sechs Monate nach Beginn der russischen Invasion. Aus Furcht vor russischen Raketengriffen haben die Behörden in der ukrainischen Hauptstadt Kiew alle Großveranstaltungen rund um den Unabhängigkeitstag verboten. Das Verbot gelte von Montag bis Donnerstag und betreffe öffentliche Großveranstaltungen, Kundgebungen und andere Zusammenkünfte, erklären die Behörden.

Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Wochenende gewarnt, dass Russland zum 31. Jahrestag der Unabhängigkeit von der Sowjetunion „etwas besonders Bösartiges“ tun könnte. Er sprach aber auch davon, dass sich auf der seit 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim eine Rückeroberung anbahne. Dort ist neuerdings fast jede Nacht die russische Luftabwehr aktiv.

Das ukrainische Militär meldet derweil weitere russische Angriffe vor allem auf das Gebiet um die Industriestadt Bachmut im Norden der Region Donezk. Bachmut ist seit Wochen das russische Hauptziel im Donbass. (rtr, dpa, taz)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • RS
    Ria Sauter

    Diese Überschrift zeigt wieder einmal die Verharmlosung der Kriegsfolgen.

    Die 9000 sind nicht gefallen. Sie werde.n nicht wieder aufstehen nach dem hinfallen.



    Sie sind tot!

    Nennt die Folgen doch endlich beim Namen!

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @Ria Sauter:

      In unserem Sprachgebrauch sind die Getöteten zwischen regulären Armeen "Gefallene". Sie sind tot. Das ist richtig und gilt für beide Seiten. Beide haben zunächst keine persönliche Schuld auf sich geladen, Ebenso wie die Opfer ihrer zu vorigen Handlungen im Rahmen eines "regulären" Krieges. Auf einem anderen Tableau stehen Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung, Vergewaltigungen und Mord.



      Eine gute Gelegenheit für die taz an der Stelle für JULIAN ASSANGE mit Nachdruck Stellung zu beziehen.

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Wie man hört, will Selenskyj nun die Krim zurückerorbern.



    Das ist völlig unrealsistisch. Wieviele Menschenleben ist ihm das wert?

    Wir sollen diesen Unsinn finanzieren? NEVER



    Wir sollten Selenskyj keinen Freibrief für militärische Großaktionen geben. Nein, es ist nicht allein die Sache der Ukraine, denn Deutschland und einige anderen Länder in der EU sind von den Auswirkungen natürlich stark involviert.

    Man könnte ja auch das annektierte Hawaii von den USA befreien. Das wäre ähnlich realistisch!

    • 8G
      82286 (Profil gelöscht)
      @17900 (Profil gelöscht):

      ... und wie man hört, sind die USA, namentlich Herr Biden, bereit, weitere 3 Milliarden in den StellvertreterKrieg USA vs RU zu investieren.



      Zulasten der Menschen in der Ukraine. Herr Biden hat nie auf Vermittlung in welcher Weise auch auch immer, gesetzt. Und natürlich ist es ein riesen Problem, wenn man sich die Frage stellt: Wie vertrauenswürdig sind USA-Geheimdienstberichte (IRAK, man hat ihnen vor dem 24.2. keinen Wert zugemessen). GB gibt es wohl nicht mehr. Im Gleichklang mit dem Niedergang eines Großkotz und einer nicht kleinen Schar an Speichelleckern. Die der Meinung waren/sind, auf Lee von unserem obersten Lügner und Betrüger läßt es sich lustig Pornos schauen im Parlament. Daheim verboten, da streng konservativ.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      "Das ist völlig unrealistisch."



      Mal davon abgesehen, dass die nichtmilitärische Restitution der Krim weiterhin die bevorzugte Variante der Ukrainer ist: Warum halten Sie eine militärische Rückeroberung für unrealistisch?