piwik no script img

Operation "Heimtückische Hypothek"FBI jagt Immobilien-Trickser

In den USA wurden wegen der Finanzkrise 400 Anwälte, Gutachter und Makler verhaftet - wegen böswilliger Kreditbetrug, Immobilienschwindel und Fälschung. Die ersten sind nun verurteilt.

Laut FBI wurden 173 der Angeklagten bereits verurteilt. Bild: dpa

Im Stil von Mafiajägern hat die US-Bundespolizei FBI am Donnerstag auf einen Schlag 60 Beschuldigte im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise festgenommen. Zugleich klagte die Staatsanwaltschaft in Manhattan erstmals zwei ehemalige Fondsmanager der kollabierten Investmentbank Bear Stearns an. Sie haben mit Ramschkrediten spekuliert und täuschten offenbar Investoren über die Risiken, was laut New York Times E-Mails belegen, in denen sie sich gegenseitig vor dem gravierenden Wertverlust ihrer Aktienfonds warnen, aber nicht ihre Kunden.

Die landesweiten Großrazzien sind Teil der laufenden Operation "Heimtückische Hypothek". Seit März wurden 400 Anwälte, Gutachter und Makler wegen böswilligem Kreditbetrug, Immobilienschwindel, Insiderhandel, Bilanzfälschung und betrügerischen Zwangsversteigerungen verhaftet. Laut FBI wurden 173 der Angeklagten verurteilt und 60 Millionen Dollar sichergestellt, 1.400 weitere Ermittlungsverfahren sind anhängig.

"Hypothekenbetrug ist eine gewaltige Bedrohung für unsere Wirtschaft, für die Stabilität des Immobilienmarktes und für den Seelenfrieden von Millionen amerikanischer Hausbesitzer", sagte Staatsanwalt Mark Filip nach den jüngsten Razzien. Millionen von Amerikanern sind vermeintliche Billigkredite angedreht worden, Hunderttausende mussten ihren Traum vom Eigenheim bereits zwangsversteigern. An der Wall Street haben Banken bislang mehr als 350 Milliarden Dollar Verluste abgeschrieben.

"Ich habe Angst vor diesen Märkten", mailte ein Fondsmanager im Frühjahr 2007 seinem Kollegen bei Bear Stearns. "Ob du es glaubst oder nicht - ich habe noch mehr Leute dazu gebracht, ihr Geld da reinzupumpen", antwortete der Kollege. Und er warnte: "Ich glaube, wir sollten die Fonds jetzt schließen." Doch sie verkauften die faulen Kreditpakete weiter. "Hier geht es um das vorsätzliche Belügen von Investoren und Kreditgebern", sagte Mark Mershon, Chef des New Yorker FBI, am Donnerstag. Die Anklage der Exmanager Ralph Cioffi und Matthew Tannin gilt als Test, ob es der Staatsanwaltschaft gelingt, die obskuren Geschäfte der Wall-Street-Größen anzufechten. "Die Frage ist, ob diese Manager die Grenze überschritten haben zwischen zulässigen Drehs und absichtlichen Falschdarstellungen", so der erfahrene Anwalt Robert Mintz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!