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Opel-SanierungsplanEin Konzept für die Zukunft

General Motors will der Bundesregierung einen Plan für das Überleben von Opel vorlegen - und hofft, dass der Staat einspringt. Opel braucht Hilfen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro.

Eine komplette Abkopplung vom Mutterkonzern GM ist allerdings nicht geplant. Bild: dpa

Opel soll durch eine Notoperation aus dem schwer angeschlagenen General-Motors-Konzern herausgelöst werden. Das sieht ein Überlebensplan vor, den GM-Europa-Präsident Carl-Peter Forster am Freitag nach Beratungen mit den Arbeitnehmern im Aufsichtsrat in Rüsselsheim präsentierte. Mit dem Konzept wollen Management und Beschäftigte Bund und Länder zu milliardenschweren Staatshilfen bewegen.

"Einberufen" hatte die Sitzung dieses Gremiums indirekt die Bundesregierung, die ihre eventuelle Unterstützung des Autobauers von der Erarbeitung eines "überzeugenden Rettungsplanes" abhängig gemacht hatte.

Forster sprach dann in seinem Pressestatement am Nachmittag lieber von einem "Zukunftskonzept". Demnach soll Opel jetzt "zum Teil selbstständig" werden, aber wegen der Verflechtungen mit GM und der Größe der US-Firma - Opel alleine produziert nicht genügend Stückzahlen, um profitabel zu seien - im Konzernverbund verbleiben. Dafür gebe GM alle Patente und die Rechte an der Fahrzeugentwicklung an Opel zurück, sagte Forster. Um das erarbeitete Konzept, das Einsparungen in Höhe von rund einer Milliarde Euro impliziere, umsetzten zu können, brauche Opel in den nächsten ein bis zwei Jahren 3,3 Milliarden Euro Unterstützung. Das soll in Form von Bankbürgschaften oder Beteiligungen an dem neuen Unternehmen geschehen.

Nach den Vorstellungen von Betriebsratschef Klaus Franz soll das eine Aktiengesellschaft werden, an der sich dann auch die Opel-Händler, die Belegschaft und andere Investoren angemessen beteiligen könnten. Forster sagte, die Rechtsform sei noch offen. Mit den Arbeitnehmervertretern sei man aber übereingekommen, dass es im Zuge des notwendigen Abbaus von Überkapazitäten zu keinen Werksschließungen oder betriebsbedingten Kündigungen kommen dürfe. Mit Abfindungsangeboten sollen jetzt Beschäftigte zum Ausscheiden aus dem Unternehmen animiert werden, sagte Opel-Chef Hans Demant. Auch auf Lohnkürzungen hätten sich die Arbeitnehmer einzustellen.

Am Montag soll das "Zukunftskonzept" der Bundesregierung vorgelegt werden. Und auch die Bundesländer mit Opel-Werken würden einbezogen, versicherte Demant. Ziel sei es, dass kein Unterstützungsgeld der Regierung an den Mutterkonzern in die USA abfließe.

Forster merkte zugleich an, der Kapitalbedarf von 3,3 Milliarden Euro betreffe alle europäischen General-Motors-Werke und nicht nur die in Deutschland. Opel und General-Motors-Europe würden jetzt alle europäischen Staaten um Unterstützung bitten, in denen Produktionsstandorte sind. Forster gab sich optimistisch: "Wir haben viele gute Produkte in der Pipeline", sagte er. Er sei sich zudem sicher, "dass das Geschäft mit Opel eine Zukunft hat".

Noch allerdings besitzt eine US-Tochter von General Motors, GM GTO im Bundesstaat Delaware, alle Konstruktionspatente von Opel. Fraglich ist zudem, ob Opel die Produktionsanlagen an den europäischen Standorten überhaupt gehören. GM hat schließlich erst vor ein paar Jahren für Milliarden von Euro in Rüsselsheim das modernste Autowerk der Welt (Leanfield) gebaut. Auch der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer meint, dass zunächst genau definiert werden müsse, "was Opel ist", wem die Werke gehören: Dazu gehören die Vertriebseinrichtungen und die wichtige Forschungs- und Entwicklungsabteilung.

Erst dann könne Opel nach Partnern suchen und das Unternehmen möglicherweise "in vier bis fünf Jahren" an die Börse bringen.

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6 Kommentare

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  • F
    Franz

    Opel ins Senckenberg-Museum!

     

    Das Auto in seinem jetzigen ausgewachsenen(!) Alter ist ein Dinosaurier: Verheerend für die Umwelt, kontra Nachhaltigkeit, die Sinne im Geschwindigkeitsrausch vernebelnd, die meisten Blechhaufen an sich eine ästhetische Zumutung, in der Masse der optische Super-Gau für das Umfeld in Stadt und Stadtteil, die Autobahnen die größte offene Psychiatrie, den Menschen Selbstbestimmung und Pseudo-Freiheit vorgaukelnd und stattdessen soziale Isolation fördernd. Es sei denn, man definiert den täglichen Aggressions- und Autobahnstau auch noch als glücksbringend und empfindet es als Saturdaynight-Highlight, wenn man sich zum Sixpack-Shopping an der Tanke versammelt.

    Also Opel zu - dann hat der Rüssel Ruh!

    Alle Opelaner ab zur Umschulung als Restaurator, dann können sie die ausgestorbenen Modelle wie "Kadettus Rex" und "Insignia Regina" präparieren und ausstopfen und in den heiligen Hallen ausstellen, als Dependance des Senckenberg-Museums in Frankfurt am Main. Direkt von dort aus wird ein zukunftsweisender Fußweg nach Rüsselsheim angelegt, Einweihung zur Wende 2009/10 durch Tarek Al-Wazir, die Zukunft im Visier.

  • M
    Mara

    Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum der Staat einen derart kaputtgewirtschafteten Konzern wie Opel unterstützen sollte. Überhaupt stellt sich mir die Frage, warum ein Staat, abgesehen vom Wahlkampf, derlei Anstrengungen unternehmen sollte, um schwache Glieder des Maktes auch noch zu stützen.

     

    Mein Verständnis von Kapitalismus ist vielmehr, dass wirtschaftliche Krisen immer zu einer Auslese derer führt, die sich am Markt nicht mehr halten können. Aufgeblähte Konzerne und Unternehmen, die nicht zukunftsorientiert wirtschafteten, werden eben aussortiert und "sterben" weg, während andere Unternehmen davon profitieren. Der Markt reinigt sich quasi selbst. Vor diesem Hintergrund sollte es auch kein Problem darstellen, wenn Opel, Scheffler (deren Chefin erst mal ihr Privatvermögen einbringen sollte, anstatt künstlich Tränen über das selbst herbeigeführte Leid ihrer Arbeitnehmer zu vergießen) und Co. pleite gehen.

     

    Tatsache ist doch, dass den Menschen immer vor Augen geführt wird, wie viele Arbeitsplätze dadurch verloren gehen. Dass diese Jobs aber durch andere ersetzt werden, die Region nicht ausstirbt, weil andere, wirtschaftlich potentere Unternehmen wachsen und wiederum Menschen dort beschäftigen werden, das wird in der Debatte völlig ausgeblendet. Weil es eben nicht sofort passiert.

     

    Die teilweise Trennung von General Motors wird Opel nicht weiterhelfen. Selbst mit Investoren von Außen ist dieses Unternehmen wirtschaftlich nicht tragfähig und wird weiterhin in die Taschen des desaströs geführten Mutterkonzerns wirtschaften.

     

    Wieder einmal machen wir uns von der katastrophalen Wirtschaftspolitik der US-Amerikaner abhängig. Von einem Staat, der seine Zahlungsfähigkeit schon vor langer Zeit verloren hat, ohne dass sich irgendjemand traut dies öffentlich auszusprechen. Ein riesiges schwarzes Loch in Form eines Nationalstaates, in das wir auch weiterhin bereit sind, Milliarden von Euro zu werfen ohne uns Gedanken darüber zu machen, ob da vielleicht irgendwas falsch läuft. Da können wir unser Geld auch gleich verbrennen!

  • E
    E.Stopp

    Als " Ossi " würde ich nie auf die Idee kommen, einen Opel zu kaufen!! Nicht weil es ein schlechtes Auto ist, sondern weil ich weiss, das alles Geld ( Gewinne ) in die USA gehen!! Man muss den Opelanern ( Führung) schon den Vorwurf machen, warum man eine Trennung nicht schon viel eher versucht hat?

    Als man Millionen Menschen im Osten Ihrer Existenzberechtigung ( Arbeitsplatz) beraubt hat, gab es keinen solchen Presse- und Fernsehrummel. Wir waren halt nicht konkurenzfähig und wurden durch die Treuhand einfach abgewickelt!! Und das wars. Es ist auch überhaupt nicht einsehbar, warum Steuergelder an Opel fliessen sollen.

    Die wirtschaftlichen Fakten sind doch klar: Überkapazität - wohin man schaut. Wozu etwas erhalten, wenn es keinen entsprechenden Bedarf gibt? Soll ich als Steuerzahler zu den teuren deutschen Autos noch meine Einkommenssteuer oben drauf legen?

    Solidarität ist zwar schon richtig und notwendig- aber wir leben im Kapitalismus!!

    Der Staat ist schon mit anderen Aufgaben ( auch finanziell) überfordert, die wirklich staatliches Eingreifen erfordern würden: Gesundheitswesen, Krankenhäuser, Bildung und Schulen, Altersvorsorge, Beschrängung der Macht der Monopole bei Strom, Gas, Wasser !!

    Es wäre eigentlich die Aufgabe der Banken, Opel mit den notwendigen Krediten auf die Füße zu helfen...aber die sind ja selbst klamm.

    Das prutale auf maximalprofit orientierte System des Kapitalismus ist überfordert...! Denn ein ständiges Steigen des Bruttosozialprodukt , bei gleichzeitiger weltweiter Ausplünderung der Entwicklungsländer, der neuen potentiellen Kunden !!! , kann nicht gut gehen!! Was nützt es Waren zu produzieren, die im eigenen Land nicht mehr gebraucht werden ( auch weil ständig weniger Netto vorhanden ist ) und Länder/ Völker, die die Waren brauchen , können sie nicht bezahlen.

    Es wird so werden, dass sich ein großer Teil der Opelaner neue Arbeitsplätze suchen muss!

    Mann sollte noch mal intensiv über das Bürgergeld nachdenken !!

    Denn es ist ja kein Opel - Problem, sondern ein gesamtgesellscahftliches Problem! Vollbeschäftigung wird es nie mehr geben! Zumindest im Kapitalismus nicht - denn da muss sich ja alles rechnen und die Manager " brauchen" ja auch Ihre Millionen.

  • V
    vic

    In einem funktionierenden Ökosysytem ist es so. Gibt es von einer bestimmten Art eine Überpopulation, so findet diese aufgrund ihrer Masse keine Nahrung mehr, und ein Teil dieser Art stirbt aus. Da hilft langfristig auch kein Sauerstoffzelt. Autobauer werden nicht alle überleben, einer muss den Anfang machen. Warum also nicht Opel?

    Survival of the fittest, frei nach Darwin.

  • H
    helme

    wurden 2007 von einem GM-Unternehmen gekauft, ja.

     

    Es ist Aufgabe der Politik, die Patente zurueckzuholen. Genug Geldschulden hat GM ja bei Opel. Ich bin fuer die Verhandlung.

  • S
    Susi

    Die Trennung von GM wird teuer werden. Laut FAZ ist GM im Besitz aller Opel-Patente.