Online-Petition zur Berlinale und #MeToo: Der schwarze Teppich

Eine Schauspielerin fordert, dass statt des roten ein schwarzer Teppich auf der Berlinale ausgerollt wird. Umsetzen wird die Berlinale das nicht.

Ein Mann legt Teppich aus

Schon ausgelegt: der rote Teppich vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz Foto: dpa

BERLIN taz | Anfang Januar hüllten mehrere Schauspielerinnen sich für die Verleihung der Golden Globes in Hollywood in schwarze Roben statt in bunte Party-Dresses. Sie protestierten damit gegen die Verschwiegenheit der Filmbranche in Sachen sexuelle Gewalt gegen Frauen. Zwei Tage vor Beginn der Berlinale startete nun die deutsche Schauspielerin Claudia Eisinger eine Petition auf der Plattform change.org. Darin fordert sie unter anderem Berlinale-Chef Dieter Kosslick dazu auf, die roten Teppiche am Kinoeingang gegen schwarze zu ersetzen – aus Solidarität mit der #MeToo-Bewegung. Ist das so kurz vor Beginn des größten deutschen Filmfestes machbar?

In der Petition steht: „#metoo ist der kathartische Wirbelsturm, der sich endlich Bahn bricht.“ Es gehe darum, für die Sichtbarkeit der Bewegung zu sorgen. Das finden offensichtlich viele Menschen unterstützenswert. Innerhalb kürzester Zeit sind über 21.000 Unterschriften zusammengekommen. Die Petition richtet sich auch an den Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, sowie an den Jurypräsidenten der Berlinale, Tom Tykwer.

„Die Beweggründe der Petition von Frau Eisinger können wir nachvollziehen, haben uns aber als Festival bewusst gegen eine ‚Symbolpolitik‘ entschieden und möchten vielmehr durch unser Programm zur Diskussion beitragen“, sagt Berlinale-Chef Dieter Kosslick auf Anfrage der taz. Die hinter der Petition stehende Forderung sei richtig. „Aber wir möchten mit unseren Aktivitäten in tiefere Schichten der #MeToo-Debatte eintauchen als unser Teppich überhaupt hätte. Die Umsetzung eines schwarzen Teppichs bei der Berlinale ist daher nicht unser Weg.“

Bereits Ende letzter Woche hatte Kosslick im Gespräch mit unterschiedlichen Medien verlautet, dass einige Filme nicht ins Berlinale-Programm aufgenommen worden seien, da deren Macher ein gewisses Fehlverhalten zugegeben hätten. Um welche Regisseure es sich dabei handelt, sagte er aber nicht.

Veranstaltungen zur #MeToo-Debatte

Für einen Regisseur, der sich Vorwürfen ausgesetzt sieht, gilt die Ausladung nicht: Eine südkoreanische Schauspielerin hatte Vorwürfe gegen den ebenfalls südkoreanischen Regisseur Kim ki-duk erhoben. Laut dem österreichischen Standard wirft Sie ihm vor, sie geohrfeigt, und auch missbraucht zu haben. Demnach räumte dieser die Ohrfeige zwar ein, die Anklage wegen Missbrauchs wurde aber fallengelassen. Kim ki-duks Film wird weiterhin im Panorama-Programm der Berlinale laufen. Dem Berliner Tagesspiegel sagte die Panorama-Verantwortliche Pas Lázaro, dass dies eine „bewusst kuratorische Entscheidung“ gewesen sei und kündigte an, dass sich der Regisseur bei seinem Besuch auf dem Festival auch dem Gespräch stellen werde.

Im Programm der Berlinale sind zudem Veranstaltungen, die zur #MeToo-Debatte beitragen sollen, angekündigt. Zudem wird auf der Website auf Beratungsstellen verwiesen, an die sich Betroffene wenden können.

Auf Bundesebene sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) der Deutschen Presse Agentur vergangene Woche, dass sie beabsichtige, für Missbrauchsopfer aus der Kreativbranche eine Beratungsstelle einzurichten, an die sie sich im Bedarfsfall wenden können. Dem schwarzen Teppich stehe sie eher skeptisch gegenüber, ließ Grütters auf taz-Anfrage wissen. Sie favorisiere einen selbstbewussten Auftritt von Frauen auf dem roten Teppich – gerade als bewusst gemachtes Statement zur Diskussion um Missbrauch und sexuelle Übergriffe.

In Deutschland hatten Anfang Januar im Zeit Magazin mehrere Schauspielerinnen schwere Vorwürfe gegen Filmemacher Dieter Wedel erhoben. In ihren Darstellungen werfen sie Wedel nicht nur sexuelle Übergriffe vor, sondern berichten auch von der Verschwiegenheit der deutschen Filmbranche. Daraufhin äußerten sich auch weitere Schauspielerinnen. Wedel selbst weist die Anschuldigungen zurück. In den USA hatten die Vorwürfe gegen den Produzenten Harvey Weinstein die Debatte um sexuelle Gewalt in der Branche ausgelöst. Erst vor wenigen Tagen hatte der Bundesstaat New York Weinstein aufgrund neuer Anschuldigungen in weiteren Fällen verklagt. Weinstein räumt zwar ein, Fehler begangen zu haben, er habe aber niemanden vergewaltigt.

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