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Online-Netzwerk TwitterDer verschmähte Publikumsliebling

Twitter ist beliebt bei NutzerInnen, enttäuscht aber an der Börse. Die Plattform findet weit und breit keine KaufinteressentInnen.

Die NutzerInnen sind vernarrt in Twitter, Investoren eher nicht Foto: reuters

Berlin taz | Mit 140 Zeichen zum Internetstar werden, eine Debatte auslösen oder nur kurz einen Witz erzählen – dafür ist der Kurznachrichtendienst Twitter da. Die simple Idee, ein Tool zu erfinden, in dem Gedanken (Tweets) in kurzer Form ins Internet gepostet (getweetet) und mit Schlagworten (Hashtags) versehen werden, wurde zum Erfolg. Dieses Jahr feierte Twitter sein zehnjähriges Bestehen. Weltweit 313 Millionen aktive NutzerInnen nutzen die Plattform als ständigen Begleiter.

Doch so populär Twitter bei den UserInnen ist, besteht sie für die Wall Street nur aus Zahlen, und die sehen nicht gut aus. Das NutzerInnenwachstum geht zu langsam voran und neue zahlungskräftige WerbekundInnen bleiben aus. Dabei macht Twitter einen jährlichen Umsatz von 2 Milliarden US-Dollar. Zahlen, mit denen sich eine Onlineplattform am Laufen halten sollte. Doch seit dem Gang an die Börse 2013 sind die Erwartungen der Wall Street hoch – dort will man Zahlen wie vom Social-Media-Unternehmen Facebook, das in den letzten drei Jahren seinen Aktienwert mehr als verdreifacht hat.

Die einzige Lösung scheint, dass das US-amerikanische Unternehmen Twitter Inc. von einem größeren Konzern aufgekauft wird. Übernahmegerüchte, dass Disney, Microsoft, Google, Verizon oder Salesforce den Kurznachrichtendienst aufkaufen wollen, trieben die Aktie kurzfristig in die Höhe. Doch als alle KaufinteressentInnen absprangen, fiel die Aktie unter den anfänglichen Wert zurück und liegt nun bei 18 US-Dollar.

Twitter generiert seine Umsätze ausschließlich aus Werbung. Doch neue WerbekundInnen bleiben aus. Ein Problem stellt die hohe Diversität der NutzerInnen dar, mit der gezielte Werbung schwierig ist. Private UserInnen und Unternehmen nutzen es, um sich zu informieren, eigene Produkte zu promoten oder soziale Aktionen in die Welt zu tweeten. Diese inhaltliche Vielfältigkeit und das gleichzeitige Fehlen ausführlicher NutzerInnendaten, wie Facebook sie besitzt, macht Twitter für WerbekundInnen unattraktiv und das Tool damit nicht wettbewerbsfähig.

Jack Dorsey, Mitgründer und Erfinder der Firma, kehrte letztes Jahr als CEO an die Spitze von Twitter zurück. Seine Aufgabe: neue NutzerInnen an Land ziehen, da der Mikroblogging-Dienst für viele unverständlich ist. Er bemühte sich unter anderem, Twitter zu einer Videoplattform auszubauen und mit Live-Übertragungen von politischen oder sportlichen Ereignissen die Plattform attraktiv zu machen. Doch bis jetzt stagnieren die Zahlen.

Ein Problem stellt die hohe Diversität der NutzerInnen dar, mit der gezielte Werbung schwierig ist

Die frustrierten InvestorInnen sind also weiterhin auf der Suche nach potenziellen KäuferInnen. Berichten zufolge strebt Twitter einen Deal zwischen 20 und 30 Milliarden US-Dollar an, was fast dem doppelten Börsenwert des Unternehmens entspricht. Am 27. Oktober steht der dritte Quartalsbericht an, bis dahin sollen die Verhandlungen mit Interessenten abgeschlossen sein. Doch dass bis dahin ein potenzielleR KäuferIn gefunden ist, ist unwahrscheinlich.

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