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Olympische Winterspiele und CoronaBrutale Blase

Das Hygienekonzept der Olympischen Winterspiele von Peking ist noch strenger als das der Spiele von Tokio. Chinas KP kommt das nicht ungelegen.

Nur einheimische Fans erlaubt: Ein Einwohner von Peking passiert das Nationalstadion Foto: dpa/Mark Schiefelbein

Peking taz | Lange wurde darüber gerätselt, wie genau die Olympischen Winterspiele in Peking überhaupt abgehalten werden können. Denn die Volksrepublik verfolgt das Prinzip „Zero Covid“ derart dogmatisch wie kaum ein anderes Land: Im Sommer wurden beispielsweise ganze Hafenterminals geschlossen und riesige Wohnbezirke abgeriegelt, nur weil diese eine einzige Corona-Infektion registriert hatten.

Publikum aus dem Ausland erhält auch diesmal keinen Zugang zu den Spielen

Die nun vorgestellten Details des Olympischen Komitees fallen daher wenig überraschend aus: Die kommenden Winterspiele werden in einer Blase abgehalten, die weitaus abgeschirmter ist als noch während der Sommerspiele in Tokio. „Closed-loob management system“ nennen die Veranstalter das Konzept. Im Klartext bedeutet dies: Sämtliche Athleten, Betreuer, Freiwillige und Journalisten werden die Sportveranstaltung in einer Art Parallelwelt verbringen – und zwar von der Anreise bis zum Verlassen des Landes. Die IOC-Stellungnahme spricht von einem „speziellen Transportsystem“ für die Spiele, das zwischen den Sportstätten eingerichtet wird.

In Japan konnten die Anreisenden zumindest in örtliche Supermärkte gehen, Restaurants besuchen und auch Einheimische treffen. In China hingegen wird all dies nur innerhalb der Olympia-Bubble möglich sein.

Harte Einreisebestimmungen

Der größte Paukenschlag des Olympia-Konzepts sind die Einreisebestimmungen. Sämtliche Besucher aus dem Ausland, die nicht vollständig geimpft sind, werden 21 Tage in Isolation verbringen müssen. In China bedeutet dies zentralisierte Quarantäne in einem zugewiesenen Zimmer. Für die Athletinnen und Athleten kommt dies de facto einer Impfpflicht gleich, denn kein Spitzensportler wird es sich leisten können, die kritischste Zeit vor den Spielen ohne effizientes Training zu verbringen.

Die Vorteile von Olympia in China liegen auf der Hand: Aufgrund der radikalen Maßnahmen wird es wohl kaum zu steigenden Infektionszahlen kommen, wie sie noch in Japan im Zuge der Sommerspiele registriert wurden. Zudem erlaubt die strenge Umsetzung auch, dass Zuschauer in die Stadien gelassen werden – allerdings nur Einheimische. Publikum aus dem Ausland erhält auch diesmal keinen Zugang.

Doch sportpolitisch ist die Ankündigung des IOC höchst problematisch. Denn wenn die Winterspiele in einer reinen Kulisse à la „Truman Show“ abgehalten werden, bedeutet dies auch, dass weder Journalisten noch Sportfunktionäre hinter die Fassade blicken können. Dort gäbe es mit Sicherheit einiges zu recherchieren: In den letzten Jahren hat China Hunderttausende Muslime in Xinjiang in Um­erzie­hungslager gesperrt, einen umfassenden Überwachungsstaat installiert und auch in Hongkong die gesamte Opposition mundtot gemacht.

Bei dem jetzigen Konzept der Chinesen mag zwar der gesundheitliche Aspekt im Vordergrund gestanden haben. Doch die vollständige Kontrolle der anreisenden Medienvertreter ist sicherlich ein mehr als willkommener Nebeneffekt – auch für das Olympische Komitee.

NGOs fordern seit Monaten bereits einen diplomatischen Boykott der Spiele: Dieser sieht vor, dass Athleten zwar einreisen dürfen, doch staatliche Repräsentanten der Veranstaltung fernbleiben. Nun könnte das epidemiologische Konzept die Entscheidung von Regierungschefs ohnehin vorwegnehmen: Die wenigsten Spitzenpolitiker möchten wohl 21 Tage in einem Quarantänezimmer verbringen, nur um der Eröffnungszeremonie im Pekinger „Vogelnest“-Stadion beizuwohnen.

Während sich die Welt langsam öffnet, macht der Gastgeber China seine Pforten weiter dicht. Im südchinesischen Guangzhou eröffnet dieser Tage ein 260 Millionen teures Quarantänezentrum mit 5.000 Zimmern, damit die Einreisenden aus dem Ausland nicht mehr in Hotels untergebracht werden müssen. In der neuen Isolation sind diese weit vom Stadtzentrum abgeschirmt, ihre Mahlzeiten werden zudem von Robotern überreicht. Dabei hat China in diesem Jahr eine atemberaubende Impfgeschwindigkeit vorgelegt. Bereits Mitte September verkündeten die Staatsmedien, dass von den 1,4 Milliarden Chinesen mehr als eine Milliarde vollständig geimpft seien.

Doch zum einen sind die heimischen Vakzine nicht ausreichend wirksam gegen die Delta-Variante, und zum anderen will Staatschef Xi Jinping bis zum Herbst nächsten Jahres möglichst wenig Austausch mit dem Ausland: Dann nämlich wird Xi als erster Parteichef seit Mao Tse-tung eine dritte Amtszeit antreten.

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