Olympiaauftakt in Marseille: Keine Tests, aber auch kaum Fieber
Die letzten Olympischen Spiele fanden 2022 in Peking inmitten der Coronapandemie statt. In Marseille startet Olympia 2024 hingegen verrückt normal.
E s hat sich doch einiges geändert seit den vorangegangenen Olympischen Spielen. Die hatten im Winter 2022 in Peking stattgefunden. Wer daran als Sportlerin oder Journalist teilnehmen wollte, kam seinerzeit im weitgehend abgeriegelten Pekinger Flughafen an und wurde von einer Heerschar Helferinnen und Helfern in weißen Hygieneanzügen in Empfang genommen. Es war die Zeit, in der Covid-19 die Welt im Griff hatte. Kein Coronavirus sollte in das Land geraten, in dem die Pandemie ihren Ausgang genommen hatte.
Und so mussten sich alle, die zu den Spielen angereist waren, jeden Tag von einem dieser weißen Männchen und Frauchen in der Nase herumbohren lassen. Tausende PCR-Tests sollten gewährleisten, dass sich das Virus nicht in der vom Rest Pekings völlig isolierten Olympiablase, in der die Sportlerinnen, Funktionäre und Medienvertretenden gehalten wurden, ausbreiten möge. Eine Diktatur hatte der Welt beweisen wollen, dass man auch mitten in einer Pandemie Olympische Spiele veranstalten kann. Und jetzt?
Die Anreise in die Olympiastadt Marseille, vor deren Küste die Segelwettbewerbe und in deren Stade Vélodrome ein paar Fußballspiele stattfinden werden, verläuft jedenfalls unspektakulär.
Kein Nasenbohrer, kein mit einem weißen Reinraumanzug verkleidetes Kerlchen, das einem den Rucksack durchsucht, niemand, der einen darauf hinweist, dass man doch seine Gesundheitsdaten in eine offizielle Olympia-App einzutragen hat. Inmitten gemeiner Menschen ist es möglich, sich den Olympischen Spielen zu nähern. Verrückt normal.
Unaufgeregtes Fußballspiel
Gerne lassen sich die die Olympiareisenden von den zahlreichen Freiwilligen ein paar Tipps geben. Darunter sind viele US-amerikanischen Olympianarren in teils albernen Stars-and-Stripes-Verkleidungen, die sich nach Südfrankreich aufgemacht haben, um das Spiel ihrer Fußballauswahl gegen Frankreich am Abend anzusehen.
Das Stadion ist voll und die Fans aus Frankreich guten Willens. Doch weil auch das Olympiateam zunächst nicht viel anders spielt als die EM-Truppe von Didier Deschamps, wird es schnell ruhig. Am Ende hatten die Franzosen 3:0 gewonnen und keiner konnte sich so recht erklären, warum eigentlich. Egal. Die meisten im Stadion waren glücklich.
Unaufgeregt kommt er daher, dieser Olympiaauftakt in Marseille, von dem viele in der Stadt vielleicht gar nichts mitbekommen haben. Den vielen Bettlern und Obdachlosen, an denen vorbeikommt, wer vom Bahnhof Richtung Alter Hafen geht, ist jedenfalls kein Olympiafieber anzusehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Bisheriger Ost-Beauftragter
Marco Wanderwitz zieht sich aus Politik zurück