piwik no script img

Olympia in Berlin?Wegner will's wissen

Der Regierende Bürgermeister hat sich Unterstützung geholt, um noch mal für den olympischen Gedanken zu trommeln. Die Kostenfrage bleibt aber offen.

Mit Kai und Iris kann Olympia auf jeden Fall rechnen (hier auf einem Archivbild vom Sommer 2024) Foto: IMAGO / Matthias Koch

dpa/taz | Gerade erst hat das Bündnis "Noolympia" klargemacht, wie ernst es ihm ist mit seiner Ablehnung Olympischer Spiele in Berlin: Am Donnerstag kündigte es ein Volksbegehren gegen die Bewerbung für das Event an und präsentierte als Unterstützer sogar den Leichtathletik-Olympiasieger Christoph Harting. Gleich am Freitag konterten Politik und Wirtschaft: Auf einer Pressekonferenz rührten der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) sowie VertreterInnen der Wirtschaftsverbände VBKI und UVB im RotenRathaus laut die Werbetrommel.

„Um die Spiele nach Deutschland zu holen, wird man an Berlin nicht vorbeikommen. Es ist für Berlin eine Riesenchance, und wir starten ab Januar durch mit unserer Kampagne“, so Wegner. Spranger ergänzte, Olympia sei eine "Entscheidung für eine zukunftsfähige Stadt". Alle Beteiligten hoben hervor, wie sehr auch die Bevölkerung und die marode Berliner Infrastruktur von solchen Spielen profitiere.

Nach dem Willen des Senats soll sich Berlin um die Austragung der Olympischen und Paralympischen Spiele für 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Es stünde dann mit München, Hamburg und der Region Rhein-Ruhr in Konkurrenz. Allerdings sind laut einer Civey-Umfrage aktuell 67 Prozent der BerlinerInnen gegen Olympia.

München hat sich dagegen bereits in einem Bürgervotum mit einer Mehrheit von 66,4 Prozent für die Bewerbung ausgesprochen. In Hamburg ist ein Bürgerentscheid im Mai geplant, in NRW im April. In Berlin soll es kein Referendum geben – der Senat verweist darauf, dass er von sich aus keinen Volksentscheid initiieren kann. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird im Herbst den deutschen Bewerber auswählen.

Berlin wolle alternative Beteiligungsformate anbieten, sagte am Freitag der Olympia-Beauftragte des Senats, Kaweh Niroomand. Er nannte ein Kuratorium, das die Breite der Stadtgesellschaft abbilde, sowie ein Beteiligungsverfahren von Fachleuten. Man habe erfahren, dass auch solche Formate Punkte in der Bewertungsmatrix des DOSB bekommen könnten. Außerdem gebe es eine vom Landessportbund (LSB) initiierte Volksinitiative. Bis Weihnachten will man das Ziel von 20.000 Unterschriften erreicht haben, wie LSB-Präsident Thomas Härtel erklärte.

Ein Booster für den Osten?

Die nachhaltige Entwicklung und Modernisierung der Hauptstadt sind für die Olympia-PlanerInnen das größte Ziel. „Das wird ein wahrlicher Investitionsbooster in unsere Stadt. Das wird ein Investitionsbooster für Ostdeutschland. In die Infrastruktur, in den öffentlichen Nahverkehr, Investitionen in den Wohnungsbau“, sagte Wegner. Iris Spranger erklärte, in Berlin existierten bereits mehr als 90 Prozent der benötigten Wettkampfstätten, und versprach einen nachhaltigen Effekt für Breiten-, Schul- und Leistungssport.

Die Argumente gegen Olympia, die Christoph Harting am Vortag genannt hatte, bezeichnete Niroomand als veraltet: „Dieser frühere Athlet hat sich nicht die Mühe gemacht, sich mit der olympischen Agenda auseinanderzusetzen, hat sich nicht mit den Reformen auseinandergesetzt, hat sich nicht die Ergebnisse von Paris angeguckt und behauptet etwas." Konkrete Zahlen, wie viel die Ausrichtung der Spiele kosten würde, nannten die Olympia-Befürworter auch am Freitag übrigens nicht.

Senat: Expo No!

Dass sich Berlin für die Weltausstellung Expo im Jahr 2035 bewerben könnte, schlossen Wegner und Spranger derweil klar aus. Die Entscheider über die nationale Olympia-Bewerbung hätten klargestellt, dass "ein bunter Blumenstrauß an Veranstaltungen nicht geht", erklärte Wegner die Ablehnung dieser Idee.

Eine Festlegung, die die grüne Fraktionsvorsitzende Bettina Jarasch "echt fassungslos" macht. Wegner habe "die Chance auf mehrere Großereignisse gehabt, hat den Prozess komplett versemmelt, die falschen Prioritäten gesetzt und wird am Ende ganz ohne dastehen". Olympia sei ohnehin "durch", sagte Jarasch in Reaktion auf die Pressekonferenz im Roten Rathaus - und die "Chance auf einen echten Schub für Innovation, Nachhaltigkeit und mehr Klimaschutz durch eine Expo 2035" vertue der Regierende.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare