■ Bonn nach Australien: Olympia gerettet!
Im Falle der Entscheidung für Olympia in Sydney wird die deutsche Hauptstadt in die australische Metropole verlegt. Dies beschloß der Senat nach einer gestrigen Sondersitzung. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) begrüßte die Entscheidung und betonte den damit verbundenen wirtschaftlichen Aufschwung für die Region Brandenburg/New South Wales. Das Konzept für die Verlegung der Bundeshauptstadt liege bereits vor, teilte er gestern in einem Interview mit dem Nawrocki-Plus-Fernsehen mit. Er wies auch auf die unbegrenzte Zahl möglicher ABM- Stellen hin, die damit geschaffen werden könnten. Der Olympische Fackellauf allein sei ein geeignetes Kampfmittel gegen die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland!
Nach der Sondersitzung machte Diepgen einen symbolischen Spatenstich für den Tunnel, der Berlin und Sydney miteinander verbinden soll. Arbeitslose Bergarbeiter aus ganz Deutschland leisteten tosenden Beifall und brachten ihre Hoffnung auf eine baldige Beschäftigung zum Ausdruck. Das Sydney Opera House soll allerdings geschlossen werden. Der ursprüngliche Plan, den Bundestag im Opernhaus von Sydney unterzubringen, wurde abgelehnt, da das Gebäude den Bedürfnissen der Bonner Abgeordneten in keinster Weise gerecht werde.
Gestern versprachen auch Bundespolitiker, sich aktiv an den Spielen zu beteiligen. Kanzler Kohl will mit dem sachsen-anhaltinischen Eierlauf eine neue Disziplin vorführen – Proben in Halle hatten seinerzeit für erhebliches Aufsehen gesorgt; Franz Schönhuber muß in einem vollen Boot ein sicheres Drittland erreichen; Manfred Kanther übt sich im Versteckspiel mit V-Männern, und Norbert Blüm ist sich sicher, beim Sozialhilfeempfänger-Weitwurf Gold zu holen. Auf einem abendlichen Empfang im Roten Rathaus trat völlig unerwartet Leni Riefenstahl auf. Sie kündigte an, die Höhepunkte der Olympischen Spiele mit ihrer noch aus den dreißiger Jahren erhaltenen Filmkamera zu dokumentieren. Neil Spence
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