: Olympia, der sauteure Spaß
■ Lillehammer stöhnt (Kosten vervierfacht), Barcelona ächzt, Berlin will die Spiele trotzdem
Lausanne (dpa) - Zum ersten Male hat sich der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, sehr positiv zu einer Bewerbung von Gesamt-Berlin für die Olympischen Spiele 2004 geäußert. „Wir gehen davon aus, daß Berlin ein sehr starker Kandidat sein wird“, erklärte der Spanier über die „gute Idee, doch eine Entscheidung darüber wird nicht vor 1997 fallen“.
Samaranch zeigte sich „glücklich darüber“, daß eine gemeinsame Kandidatur von Ost- und West-Berlin Gegenstand des Gesprächsgipfels von Malta zwischen George Bush und Michail Gorbatschow gewesen sei. Dies zeige, daß ein breiter Konsens für Olympische Spiele in Berlin möglich werden könnte.
Offensichtlich aus Sorge um die Vorbereitung der Olympischen Spiele 1992 in seiner Heimatstadt Barcelona wird Samaranch als erster IOC-Präsident den Vorsitz der IOC -Vorbereitungskommission übernehmen, der Schwede Lars Ericsson gibt dieses Amt ab. Um in einen „ständigen Dialog“ treten zu können, soll zwischen dem IOC-Hauptquartier in Lausanne und Barcelona ein Videosystem installiert werden, über das ständig Konferenzen abgehalten werden können. „Wir wollen Barcelona helfen, sehr erfolgreiche Spiele zu veranstalten“, sagte Samaranch, der allerdings seine vor Monaten geäußerte Bedenken hinsichtlich der unzureichenden Vorbereitungen in Barcelona diesmal nicht wiederholte.
Noch größere Probleme zeichnen sich für die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer ab. Das Organisationskomitee kündigte in Lausanne vor der IOC -Exekutive seine Absicht an, die nordischen Skiwettbewerbe einschließlich Biathlon aus Kostengründen nicht in Lillehammer austragen zu wollen. Möglicherweise werde auch das Eishockey-Turnier woanders ausgerichtet. Für diese Wettbewerbe kommt in erster Linie Oslo in Frage. Ausschlaggebend für die Verlegungspläne sind die dramatisch gestiegenen Kosten von zunächst 470 Millionen auf 2,1 Milliarden Mark.
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