Olympia – Kanu, Sprint: Drei fabelhafte letzte Plätze
Kanuten, Herrschaften, so geht das nicht! Gut und schön: Medaillenvorgabe is' eh verfehlt. Aber das ist doch kein Grund, sich jetzt hängen zu lassen!
Die Startbedingungen: Die 200-Meter Sprints sind zum ersten Mal olympisch. Als vor drei Jahren klar wurde, dass die Distanz bei den Spielen dabei sein würde, stellten die Briten ihr Training um und fokussierten auf den Sprint. Sie übernahmen die Trainingsmethoden von den Leichtathleten, Bahnradfahrern und Schwimmern. Sie gehen als klare Favoriten ins Rennen.
Es sind raue Bedingungen auf dem Dorney Lake in Eton. Raue im doppelten Wortsinn: Es gibt leichten Gegenwind, das ist perfekt für den Potsdamer Ronny Raue, denn der Mann hat Kraft. Er steigt heute zweimal ins Boot: Allein, im Kajak Einer und mit seinem Teamkollegen Jonas Ems im Kajak-Zweier. Sebastian Brendel (Kanadier-Einer, Goldmedaillengewinner über die 1.000 Meter) und Silke Hörmann treten im B-Finale der Kajak-Einer an.
Die Entscheidungen:
Kajak-Einer (Männer): Kraftvoll kommt das Feld vom Start los, nur Ronny Raue ist leicht verzögert. Auf der Hälfte der Strecke fällt das Feld auseinander, zwei Bootspitzen schieben sich nach vorne, aber wo ist Raue? Erst in der Totale wird sichtbar, dass der Potsdamer nur schwerfällig hinterherkommt. Und so bleibt es bis zum Ziel. Als Erster überfährt der Brite Ed McKeever (Gold) die Ziellinie, als Zweiter der Spanier Saul Craviotto Rivero (Silber) und als Dritter der Kanadier Mark de Jonge (Bronze). Raue kommt als Letzter ins Ziel.
Kanadier-Einer (Männer): Ganz schön wacklig! Mit einem Bein kniend, das andere aufgestellt, graben sich die acht Teilnehmer in ihren schmalen Booten durch den Wellengang. Die Osteuropäer machen das am besten. Gold holt Juri Tscheban (Ukraine), Silber Jevgenij Shuklin (Litauen) und Bronze Iwan Schtyl (Russland).
Kajak-Einer (Frauen): Hier wird das Folgen schwierig. Unter den acht Teilnehmerinnen sind vier Favoritinnen. Zwei Teresa Portelas – eine aus Spanien, eine aus Portugal – da fällt es selbst dem Kommentator schwer, den Überblick zu wahren. Und dann wird das auch noch so knapp am Schluss. Ein dichtes Feld nähert sich dem Ziel, zaghaft schieben sich da drei Bootsspitzen nach vorne. Lisa Carrington aus Neuseeland gewinnt Gold, Zweite wird Inna Osypenko-Radomska (Ukraine) und Bronze geht an Natasa Douchev-Janics (Ungarn).
Kajak-Zweier (Männer): Letzte Medaillenchance für die deutschen Kanuten. Und? Versemmelt! Da gibt es nicht viel rumzudiskutieren: Startschuss, das russiche Duo flitzt nach vorne, unschlagbarer Abstand. Silber holt das weißrussische Duo, Bronze geht an die Briten. Raue und Ems werden Letzte.
Das Drama: Kajak-Zweier (Männer), B-Finale: Es sind längt alle im Ziel, die Gesichtskrämpfe haben sich schon wieder zu einem Lächeln gelöst, aber ein Boot fehlt. Wo sind die Rumänen? Eben waren sie doch noch da?! Zehn Sekunden später als der Rest schippern zwei gut gelaunte Rumänier ins Ziel. Probleme mit dem Boot? Verpaddelt? Das weiß zu diesem Zeitpunkt keiner. Die Rumänen nehmen's gelassen. So sehen Verlierer aus!
Die Schlussfolgerung: Die Medaillenvorgabe is' eh verfehlt. Jetzt ist wohl auch die Siegesserie der deutschen Kanuten wohl vorbei.
Und sonst?
Auch Sebastian Brendel und Silke Hörmann, die die Qualifikation nicht geschafft hatten und im B-Finale antreten, werden komplett durchgereicht: Sebastian Brendel wird Letzter im Kanadier-Einer. Kratzt ihn wahrscheinlich wenig, schließlich hat er schon eine Goldmedaille im Kanadier-Einer über 1000 Meter. Silke Hörmann wird Vorletzte im Kajak-Einer.
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