: Oldenburger büffeln jetzt
■ Nach BSE & Co. sollen Feinschmecker jetzt von „zart wildaromatischem“ Fleisch verwöhnt werden. Nur „Valentino“ dürfte alles überleben
Wasserbüffel sind auf deutschen Weiden noch eine Rarität. Doch dies soll sich zumindest in Sandhatten im Landkreis Oldenburg bald ändern. Auf der „Wasserbüffelfarm Hatten“ arbeitet der Züchter Peter Biel gemeinsam mit Landwirt und Rinderzüchter Hergen Eickhorst am Aufbau einer Herde. „Wasserbüffel sind sehr gutmütige und freundliche Tiere“, sagt Biel und streichelt über den mächtigen, Schmutz verkrusteten Schädel von Valentino. Der 4-jährige, etwa 700 Kilogramm schwere Büffel ist Zuchtbulle.
Die vier Kühe und zwei Bullen bilden den Grundstock der seit Oktober vergangenen Jahres in Sandhatten heimischen Wasserbüffelfarm. „Die ersten fünf Tiere haben wir 1998 über einen Privatmann aus dem Berliner Tiergarten bekommen“, erzählt Biel, zugleich Pressesprecher und Gründungsmitglied des Deutschen Büffelverbandes (DBV).
Eigentlich sollten die Paarhufer in Südamerika für ein Entwicklungshilfeprojekt eingesetzt werden. Der 59-Jährige möchte seine Zucht auf 30 bis 40 Tiere ausbauen. „Die Kühe sind in zwei Jahren geschlechtsreif. Da wird es einige Jahre dauern, bis ich diese Zahl erreicht habe.“
„Im Sommer viel frisches Gras, im Winter Heu und Stroh sowie immer ausreichend Wasser, mehr brauchen diese Tiere nicht zum Wohlfühlen“, sagt Biel. „Man kann die Herde weitgehend sich selbst überlassen.“ Der Bulle sorge eigenständig für weiteren Nachwuchs und die Büffelkühe brauchen bei der Geburt ihrer Kälber keinen menschlichen Beistand. „Aber sie freuen sich schon, wenn man zu ihnen einen engen Kontakt hält und sie regelmäßig besucht.“
Büffelfleisch und –milch seien wegen ihrer hochwertigen Inhaltsstoffe für eine gesundheitsbewuss-te Ernährung geeignet und dazu noch eine Delikatesse, sagt Biel. Die wenigsten wüssten, dass echter italienischer Mozzarella aus Büffelmilch hergestellt werde. „Das Fleisch der Tiere ähnelt im Geschmack dem des Rindfleisches.“ Es besitze aber einen um rund 30 Prozent geringeren Fett- und einen bis 65 Prozent geringeren Cholesteringehalt und sei dazu noch deutlich reicher an Vitamin A.
Zwischen 1000 und 2000 Euro kostet ein echter Wasserbüffel. Rund 150 Millionen Tiere werden nach Angaben Biels weltweit in mehr als 70 Ländern gehalten. In Europa wird die Zahl auf 400.000 geschätzt. In Deutschland gibt es nach Verbandsangaben etwa 35 Züchter. „Die genaue Zahl der Tiere ist nicht zu ermitteln.“ Biel schätzt sie auf rund 1000, Tendenz steigend. Während sich in Ländern wie Bulgarien, Italien und Rumänien die Zucht der Tiere etabliert habe, beträten die Züchter in Deutschland Neuland.
Konkurrenz will Biel den hiesigen Landwirten mit seinen Büffelprodukten nicht machen. „Die Tiere sollen den Landwirten vielmehr als Nischenprodukt eine neue Einkommensquelle erschließen.“ Zwar hätten die Bauern seine Büffel zunächst skeptisch beäugt. Mittlerweile sei das Interesse jedoch groß geworden.
Auch von der Gastronomie seien bereits zahlreiche Anfragen nach dem „zart wildaromatisch“ schmeckenden Büffelfleisch gekommen. Noch stammten die meisten geschlachteten Tiere von einem DBV-Züchter aus der Uckermark bei Brandenburg, sagt Biel. Valentino wird allerdings nie dem Schlachtbeil zum Opfer fallen. „Den habe ich schon zu sehr ins Herz geschlossen. Außerdem hat er eine Aufgabe bekommen, die uns beiden Freude bereitet.“ Kristian Seewald (dpa)
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