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Ohne staatlichen Tropf

■ betr.: „Strafe muß sein“ (Kranke Menschen sind Deutschlands Ma nagern ein Graus), taz vom 21. 2. 96

Ich möchte einmal meinen Arbeitsalltag schildern, um vielleicht ein bescheidenes Gegengewicht zum gegenwärtigen Lamento um den „Abbau des Sozialstaats“ zu setzen.

Ich habe einen kleinen Ein- Frau-Betrieb. Meine Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Altersvorsorge zahle ich folglich zu jeweils 100 Prozent selbst, ohne Arbeitgeberanteil. Mein Steuersatz beträgt je nach Sachlage 25 bis 30 Prozent, zahlbar im voraus. Überstundenregelung? Weihnachtsgeld? Urlaubsgeld? Mein Problem! Eine Krankentagegeldversicherung ist mir bei der derzeitigen Geschäftslage zu teuer. Wenn ich krank werde (was bisher, Gott sei Dank, sehr selten der Fall war), bekomme ich also keinen Pfennig.

Meine Konsequenz daraus ist: Als krank bezeichne ich mich erst, wenn es gar nicht mehr geht. Eine verspannte Schulter, ein diffuses Unwohlsein oder eine morgendliche Unlust sind für mich keine Argumente, meine Arbeit nicht zu tun. Und ich fühle mich dabei überhaupt nicht elend, sondern bin nach über zehnJahren mit wachsender Begeisterung bei der Sache und stolz darauf, das alles ohne staatlichen Tropf zu schaffen! Elisabeth Umierski, Berlin

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