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Ohne Unterhaltungswert

■ betr.: „SPD: Alle gehn, einer bleibt“, taz vom 30. 9. 95, „Schar ping am Boden, SPD unter Tage“, „Aufbruch zum anderen Ufer bleibt grünes Tabu“, taz vom 2. 10. 95,

Nicht allmählich, sondern schon lange hat die unendliche Uraufführung „Vom Untergang der SPD- Mediaten“ ihren Unterhaltungswert verloren. Da die Hoffnung beerdigt werden kann, die gewählten und ernannten Parteistrategen und Experten für alle Lebenslagen könnten noch mal aus dem geistigen Sommerurlaub zurückkehren, muß das mitleidige Mitspielen dieser Realsatire wenigstens in der taz ein Ende haben.

Die permanenten Spekulationen, ob Scharping vielleicht durch dieses oder jenes noch überlebensfähig sei, sind nervtötend. Es ist doch nicht weiter schlimm, wenn sich Rudolf Scharping endlich auch für den schläfrigsten Michel als zu narkotisch und Gerhard Schröder als politischer Krämerladen entpuppen. Und niemand sollte sie nötigen, ernsthafte Politik zu machen. Aber es kann nicht angehen, daß ein kleines SPD- Konglomerat, Potentaten gleich, wie ein Moloch jedes ernsthaft- pressierende Thema unterbindet. Es ist einfach unglaublich, daß es in dieser ganzen – immer noch recht großen – Volkspartei SPD nicht ein paar Frauen und Männer geben soll, die tatsächlich Visionen haben und Politik machen wollen. Darf man denn nicht endlich mal sagen, daß die sogenannte SPD- Führung nur aus debilen Rabulisten besteht – wozu auch jene gehören, die sich wie Oskar aus dem Saarland vornehm zurückhalten?

Es geht verdammt noch mal nicht um die Zukunft des einen oder anderen Parteimitglieds, wie Klaus Hillenbrand in seinem SPD- Gewinnspiel ja bestechend dargelegt hat; es geht darum, in dieser Republik eine Politik wenigstens den WählerInnen anzubieten, die auch der taz-Leserschaft noch das Rentenalter zu erreichen möglich scheinen läßt. Und dazu sind – die inzwischen auch vom Zeitlichen gesegneten – Dumpfbackenparolen von Jagen, Treiben und Hetzen der Union denkbar ungeeignet. Timo Rieg, Bochum

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