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Ogoni lehnen Shell-Angebot ab

■ Shell will wieder Öl fördern und dafür das Ogoni-Land sauber machen. Doch die Ogoni sind skeptisch

Berlin (taz) – Der Ölkonzern Shell hat gestern Vorschläge zur Wiederaufnahme der Ölförderung im nigerianischen Ogoni-Land veröffentlicht. Das sogenannte „Aktionsprogramm“ der Shell- Tochtergesellschaft SPDC zielt auf die sichere Rückkehr der Shell- Mitarbeiter in das Ogoni-Gebiet im Nigerdelta, das bis zur Unterbrechung der Förderarbeiten 1993 wegen der anhaltenden Proteste von Ogoni und der Repression des nigerianischen Militärs das ertragreichste Fördergebiet von Shell in Nigeria gewesen war. Im Gegenzug wolle Shell die „Sanierung“ der bis 1993 angerichteten Ölschäden unternehmen. Die zum Teil beschädigten Produktionsanlagen sollten in einen „sicheren Zustand“ versetzt und es solle „in Zusammenarbeit mit den Gemeinden den Bedarf an neuen Entwicklungsprogrammen ermittelt werden“. SPDC-Manager Brian Anderson sprach von einem „Geist der Versöhnung“ und sagte: „Alles, was wir für den Start dieses Aktionsprogramms benötigen, ist die Zusicherung der Ogoni-Gemeinden, daß unsere Mitarbeiter im Ogoni-Land sicher arbeiten können.“ Darüber wolle man mit den Ogoni-Gemeinden und mit den örtlichen Behörden reden.

In einer ersten Reaktion gegenüber der taz sagte Barry Kumbe, Rechtsberater der Ogoni-Bewegung „Mosop“ in London, das Programm sei offensichtlich in erster Linie im Hinblick auf die bevorstehende Shell-Jahresversammlung am 15. Mai vorgelegt worden. Dort wollen kritische Aktionäre den Konzern zur Einhaltung internationaler Umweltstandards in Nigeria zwingen. In Nigeria selbst habe Shell das Programm nicht veröffentlicht; außerdem blockiere Shell weiterhin eine unabhängige Untersuchung des Ausmaßes der Umweltschäden im Ogoni-Land. Die von Shell vorgeschlagenen direkten Gespräche seien erst möglich, „wenn Nigerias Regierung aufhört, die Ogoni zu verfolgen“, so Kumbe. Die Ogoni fordern neben einer Beseitigung der Umweltschäden auch eine finanzielle Entschädigung und eine stärkere Beteiligung der Ogoni-Gemeinden an den Erlösen des Ölverkaufs. Entsprechende Forderungen wurden nach Angaben des Londoner Mosop-Sprechers, Lazarus Tamana, bei der letzten Gesprächsrunde im Januar von Shell abgelehnt. D. J.

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