Offshore-Windparks: Meer kommt ans Netz

Der Entwurf des Netzleitungsplans für die Windparks in der Nordsee liegt vor. Schon 2013 könnten die ersten Anschlüsse an den Küsten fertig sein.

Jetzt kann es losgehen: Offshore-Windpark in der Nordsee. Bild: dpa

HAMBURG taz | Bisher habe es „an Steckdosen gefehlt“, sagt Christian Dahlke. „Aber die haben wir jetzt geplant, eigentlich kann es bald losgehen“, so der Chefplaner des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg. Den Offshore-Netzplan hat die Bundesbehörde, die für sämtliche Nutzungen in den deutschen Teilen von Nord- und Ostsee zuständig ist, jetzt vorgelegt. Und dieser Plan ist die Grundlage für die Energiewende. Er gibt Antworten auf die Fragen, wo wie viele Windparks errichtet werden dürfen und wie und wo der dort erzeugte Strom an Land gebracht wird.

Als größtes Hindernis gilt bislang der schleppende Ausbau der Netze und Leitungen. Netzbetreiber Tennet kann mit der Anbindung an Land und auf See nicht mit den Windpark-Betreibern Schritt halten. Für die Netzanbindung von Windparks in der Nordsee sucht Tennet Partner, weil die „immensen Kosten für ein Unternehmen allein nicht zu stemmen sind“, sagte kürzlich Tennet-Chef Martin Fuchs. Er bezifferte die Kosten dafür auf „bis zu 13 Milliarden Euro“. Investoren aber verlangen auch Rechtssicherheit, „und diese Leitplanken für alle Planungen liefern wir jetzt“, sagt Dahlke.

In 13 Clustern in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) sollen Windparks errichtet werden dürfen. Bis 2022 sollen die Flächen 1 bis 8 (siehe Karte) realisiert worden sein, bis 2030 sollen die Cluster 9 bis 13 folgen. In jedem dieser Gebiete, die außerhalb von Schifffahrtswegen, Fischereizonen und Naturschutzgebieten liegen, können mehrere Windparks mehrerer Investoren errichtet werden. Die Gesamtleistung soll bei mehr als 20 Gigawatt liegen. Das entspricht der Leistung von 15 großen Kraftwerken wie dem AKW Brokdorf oder dem Kohlemeiler Moorburg. Weitere vier bis fünf Gigawatt könnten in den Küstengewässern der Nordsee innerhalb der Zwölf-Seemeilen-Zone sowie in der Ostsee errichtet werden.

Nach dem Plan des BSH sollen 25 Konverterstationen in den Clustern den Strom einsammeln und über Kabel im Meeresboden an Land leiten. Insgesamt dürften dafür an die 3.000 Kilometer Kabel verlegt werden. Anschlusspunkt für die Flächen 4, 5 und 13 soll Büsum in Schleswig-Holstein sein, für alle anderen Norden in Ostfriesland. Als weitere Anlandungspunkte in Niedersachsen sind die Emsmündung und Wilhelmshaven im Gespräch. Das aber ist Ländersache, die Kompetenzen des BSH beginnen erst jenseits der Zwölf-Seemeilen-Zone.

Das BSH hat 13 Windpark-Gebiete (Cluster) im deutschen Teil der Nordsee ausgewiesen.

Cluster: Jedes Gebiet kann mehrere Windparks enthalten. Zum Beispiel besteht Nummer 4 nordwestlich von Helgoland aus den drei Windparks Meerwind, Nordsee Ost und Amrumbank West mit einer Gesamtleistung von etwa 1,2 Gigawatt (GW).

Leistung: Alle Cluster zusammen sollen eine Strommenge von bis zu 21,2 GW liefern.

Leitungen: Die Cluster 4, 5 und 13 sollen Strom nach Büsum (Dithmarschen) liefern, die anderen nach Norden (Ostfriesland).

Am 30. Oktober soll der Netzplan auf einer öffentliche Anhörung diskutiert werden. Nach Inkrafttreten Anfang nächsten Jahres können die Arbeiten beginnen. Wenn alles gut gehe, sagt Dahlke, „sind die Szenarien 2022 und 2030 realistisch“. Und es gibt noch Reserven. Im nordwestlichen Teil der deutschen AWZ vor dem sogenannten Flaschenhals wäre noch Platz: Dort könnten nach 2030 Anlagen für weitere 30 Gigawatt errichtet werden, schätzt Dahlke: „Aber das ist wirklich Zukunftsmusik.“

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