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Offensive der Syrischen ArmeeVerletzte verlassen Ost-Ghouta

Erstmals ziehen Kranke und Verletzte aus dem Rebellengebiet ab. Die Keller, in denen die Menschen Schutz suchen, sind überfüllt.

Die Evakuierung von Duma ist in vollem Gange Foto: reuters

Berlin rtr/dpa/taz | In Syrien haben erste Gruppen von Zivilisten einem Bericht des syrischen Staatsfernsehens zufolge mit ihrem Abzug aus der Rebellen-Enklave Ost-Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus begonnen. Unter ihnen seien Kranke und Verletzte, berichtete das Fernsehen am Dienstag. Sie würden auf von der Regierung kontrolliertes Gebiet gebracht. Ein Vertreter der Rebellengruppe Dschaisch al-Islam (Soldaten des Islam) erklärte, dass mehrere Verletzte im Zuge einer Vereinbarung mit Russland das belagerte Gebiet verlassen hätten. Russland ist der engste Verbündete des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad.

Die oppositionsnahe syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, „medizinische Fälle“ würden aus der Ost-Ghouta evakuiert. Bilder des regierungstreuen Fernsehsenders Al-Ikhbaria zeigten alte Menschen, Frauen Kinder und Verletzte, die die Ost-Ghouta verließen. Aus syrischen Armeekreisen hieß es, Kranke und Verletzte aus Duma, der größten Stadt in der Ost-Ghouta, sollten in Damaskus behandelt werden. Die Rede war zunächst von 25 „humanitären Fällen“. Dutzende weitere Zivilisten sollten im Laufe des Tages folgen. Russland habe sich mit den beiden führenden Rebellengruppen Dschaisch al-Islam und Failak al-Rahman auf den Abtransport geeinigt. Dschaisch al-Islam lehnte es gleichzeitig ab, aus der Ost-Ghouta abzuziehen.

Zuvor hatten die Vereinten Nationen verlangt, dass rund 1.000 kranke und verletzte Zivilisten aus der bei Damaskus gelegenen Region in Sicherheit gebracht werden sollen. In der Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen Ost-Ghuta wurden nach UN-Angaben in fast einem Monat mehr als 1.100 Zivilisten getötet.

Die Armee von Assad und seine Verbündeten führen seit Feburar heftige Angriffe zu Boden und aus der Luft gegen Ost-Ghouta, eines der letzten größeren Rebellengebiete in Syrien. Die Region wird seit 2013 von den Kräften des Regimes belagert. Viele Menschen in Duma müssen nach Angaben der örtlichen Behörden die Nächte auf offener Straße verbringen – ohne Schutz vor der syrischen Armee. In den Kellern sei kein Platz mehr für die Bewohner.

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7 Kommentare

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  • Update:

    Das russische Verteidigungsministerium überträgt live aus dem Flüchtlingskorridor:

    //syria.mil.ru/en/index/syria/live.htm

  • Update: Inzwischen konnten über 300 islamistische Kämpfer mit ihren Familien (über 1000 Personen) über gesicherte Fluchtkorridore nach Idlib gelangen.

     

    Eigentlich blöde, denn nun bekommen sie dort wieder Waffen und Logistik, damit der Kampf in eine neue Runde gehen kann. Eine internationale Kriegsgefangenschaft wäre eine bessere Lösung gewesen, denn mit Humanität hat das nichts zu tun, sondern ist normales Kriegsrecht.

  • "Viele Menschen in Duma müssen nach Angaben der örtlichen Behörden die Nächte auf offener Straße verbringen – ohne Schutz vor der syrischen Armee. In den Kellern sei kein Platz mehr für die Bewohner."

     

    Wiso sollten diese Menschen Schutz vor der syrischen Armee brauchen und nicht vor den Terroristen?

     

    Wieder so ein Propaganda Satz um einen negative Eindruck gegen die Regierung zu erwecken.

  • Wer islamistische Terroristen Rebellen nennt ist ein Sympathisant und hat mit dem Leid der Zivilbevölkerung genau so wenig am Hut wie das Assad Regime.

  • Ich frage mich gerade wieso in diesem Kontext eine Gruppe namens "Soldaten des Islam" immer noch (oder wieder?) als Rebellen bezeichnet wird wo doch sonst generelle Einigkeit herrscht das diese Terroristen seien?

  • Body Counting

     

    Zitat: „In der Offensive der syrischen Regierungstruppen gegen Ost-Ghuta wurden nach UN-Angaben in fast einem Monat mehr als 1.100 Zivilisten getötet.“

     

    Das wären 400 mehr als bei der Operation "Phantom Fury" 2004 in Falludscha in einer Woche...(Quelle: Iraqi Body Count)

    • @Reinhardt Gutsche:

      In der Schlacht um Mossul waren es wohl um die 6000 (Mittelwert der Schätzungen verschiedener Beobachter)

      (https://en.wikipedia.org/wiki/Battle_of_Mosul_(2016%E2%80%932017))

       

      Nur um hier mal die den Dschihadi- und NATO-Trollen ein bißchen den Wind aus den Segeln zu nehmen:

      Weder die 6000 Toten in Mossul noch die insg. 800 der Operation "Phantom Fury" können einen Zivilisten, der als Folge eines aus der Kontrolle geratenen Stellvertreterkrieges in Ost-Ghouta gestorben ist, wieder lebendig machen.

       

      Hier gibt es wie in Afghanistan, in Jugoslawien, im Irak, in Libyen, in der Ukraine und im Jemen kein Gut und kein Böse. Es gibt nur Interessen. Und wenn die Beteiligten nicht schnell lernen, diese Interessen am Verhandlungstisch statt auf dem Schlachtfeld auszugleichen, wird zur Freude der Waffenindustrie Region um Region in die Steinzeit zurückgeschossen werden.