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Offener Brief zum EU-Afrika-GipfelWeil wir Verantwortung tragen

Günter Grass, Jürgen Habermas, Wole Soyinka und weitere afrikanische und europäische Autoren werfen der Internationalen Staatengemeinschaft "Feigheit" vor den "schlimmsten humanitären Krisen dieser Welt" vor.

Warten auf Hilfe: Vetriebene aus dem Südsudan. Bild: dpa

In einigen Tagen werden sich Staatschefs aus Afrika und Europa in Portugal treffen, um Angelegenheiten zu besprechen, die die beiden Kontinente verbinden, deren Geschichten, ob gut oder schlecht, seit Jahrhunderten verwoben sind. Dies stellt eine historische Gelegenheit dar, eine neue Ära einzuläuten, die sich auf gemeinsame Werte gründet, und eine ehrlich Freundschaft zu beginnen, in der man einander unterstützt und voneinander lernt.

Dieses aber wird unmöglich, wenn das Gipfeltreffen davor zurückscheut, zwei der schlimmsten humanitären Krisen dieser Welt zu thematisieren: Simbabwe und Darfur. Trotz der gemeinsamen Verantwortung Europas und Afrikas, solche Krisen anzugehen, steht keine von beiden auf der Tagesordnung. Es wurde keine Zeit für die formelle oder informelle Diskussion dieser Themen eingeplant.

Was kann man zu dieser politischen Feigheit sagen? Wir erwarten von unseren Entscheidungsträgern, dass sie vorangehen - und das mit moralischer Entschiedenheit! Wenn sie das nicht schaffen, stehen wir alle moralisch unglaubwürdig da.

Wo sie den schwierigen Themen ausweichen, machen sie sich selbst irrelevant. Warum sollten wir auf die Mächtigen hören, wenn die Mächtigen für das Leid der Betroffenen taub sind? Millionen Afrikaner und Europäer erwarten, dass Simbabwe und Darfur an der Spitze der Tagesordnung stehen. Noch ist es nicht zu spät.

Aus Europa:

Václav Havel

Günter Grass,

Roddy Doyle,

Tom Stoppard,

José Gil, Colm Toibin,

Jürgen Habermas, Dario Fo,

Franca Rame

Aus Afrika:

Wole Soyinka, Mia Couto,

Chimamanda Ngozi Adichie,

Gillian Slovo, Ben Okri,

Nadine Gordimer,

John M. Coetzee, Goretti Kyomuhendo

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2 Kommentare

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  • A
    anonymus

    Es wurden Verhandlungen von verschiedenen afrikanischen Regierungen mit den Parteien in Dafour geführt. Die große Mehrheit war für eine friedliche Lösung. Doch ist diese gewollt? Auch Dafour hat Oel.

    In Zimbabwo sollten Einheimische Arme eigenes Land bekommen, um existieren zu können. Doch war das gewollt?

  • IT
    Imre Török, Bundesvorsitzender VS

    Der Verband deutscher Schriftsteller (VS in verdi)unterstützt nicht nur ausdrücklich die Forderungen des offenen Briefes von Günter Grass u.a., der Schriftstellerverband setzt sich auch maßgeblich mit seinem Projekt "Interkultureller Dialog mit Afrika"

    https://vs.verdi.de/projekte/afrika

    dafür ein, auf die Probleme und auf die Werte dieses Kontinents aufmerksam zu machen.

    Imre Török, Bundesvorsitzender VS