Österreichs frühere Außenministerin: Kneissl heuert bei Russia Today an
Kürzlich noch österreichische Chefdiplomatin, jetzt Kolumnistin bei Putins Propagandakanal: Karin Kneissl sorgt weiter für Schlagzeilen.
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Simonjan erinnerte auch gleich daran, wie Kneissl in Russland bekannt wurde: „Dieselbe Ex-Außenministerin, mit der Putin bei ihrer Hochzeit getanzt hat, wird nun Kolumnen für uns schreiben.“ RT hatte 2018 ein Video verbreitet, auf dem Kneissl bei ihrer Hochzeitsfeier in einem steirischen Landgasthaus mit Putin tanzt. Dass das Tänzchen mit einem eleganten Hofknicks vor dem Autokraten endete, brachte Kneissl Häme ein. Putin war zu der Feier samt Don-Kosaken-Chor eingeflogen.
Dass der Kremlchef der Einladung tatsächlich Folge leisten werde, hätte sie niemals gedacht, beteuerte die Außenministerin damals. Aus Kneissls Ministerium sickerte aber durch, dass konsequente diplomatische Kleinarbeit dahinter steckte.
Kneissl, 55, hat als Kind mehrere Jahre in Jordanien verbracht, wo ihr Vater für König Hussein die Fluglinie Rania aufbaute. Später studierte sie in Wien Jura und Arabistik und spezialisierte sich auf Nahost und Energiepolitik. Nach einem Zwischenspiel im Außenministerium schrieb sie ab Mitte der 90er Jahre für Zeitungen und trat auch im ORF mit Kommentaren zu Nahost auf.
Ibiza-Skandal beendete ihre Politikkarriere
Im Jahr 2015 geriet die eigentlich ÖVP-nahe Expertin auf den Schirm der rechten FPÖ, als sie Merkels Migrationspolitik als „grob fahrlässig“ kritisierte. Dennoch überraschte sie viele, als sie 2017 dem Lockruf von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache folgte und in der rechtspopulistischen Regierung das Außenamt übernahm. Auf dem Ticket der Rechtsaußen-Partei setzte sie ihren Ruf als unabhängige Expertin aufs Spiel.
Ein auch in ihrem Ressort umstrittener Besuch beim syrischen Diktator Baschar al-Assad konnte nicht mehr stattfinden, denn das Gastspiel in der hohen Politik endete abrupt mit der Veröffentlichung des Ibiza-Videos vor einem Jahr.
In ihrer ersten Kolumne für RT zeigt sich Kneissl unter dem Titel „Die Maschine als Symbol“ zuversichtlich, dass das Auto auch nach der Coronapandemie ein Symbol für Freiheit und Mobilität bleiben werde.
Anmerkung der Redaktion: Der Text wurde nachträglich gekürzt.
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