Ökopionier tritt aus Bioverband BNN aus: Idealist gegen Öko-Kapitalismus
Großhändler Hermann Heldberg verlässt den Biobranchen-Verband BNN. Er wirft der Organisation vor, zu wenig gegen Billig-Importe zu tun.
Die Gründe für seinen Austritt hat Heldberg selbst veröffentlicht: „Seit einigen Jahren stellt sich mir dieser Verband fast nur noch als ein Lobbyverein dar“, schreibt er. Der BNN sei nicht mehr in der Lage, Fehlentwicklungen der Branche zu benennen und abzustellen. So seien Bioprodukte einfach zu billig. „Das geht zulasten der Qualität: der ökologischen und der sozialen.“
Außerdem stellten deshalb in Deutschland so wenig Landwirte auf Bio um. „Warum verabschiedet der BNN nicht eine Richtlinie, mit der sich Händler und Hersteller verpflichten, Rohstoffe wie Getreide, das es bei uns auf dem Markt gibt, mit Vorrang zu verarbeiten, bevor importiert wird“, schimpft Heldberg, dessen Unternehmen mit seinen 150 Mitarbeitern 53 Millionen Euro Umsatz pro Jahr macht.
Zwar werbe der Verband damit, wie nachhaltig seine Mitgliedsunternehmen seien. „Aber es gibt bisher noch nicht mal den Entwurf einer bindenden Verpackungsrichtlinie, an die sich die Mitglieder zu halten hätten. Es kommen immer mehr Produkte auf unseren Markt, bei denen die Verpackung teurer ist als der Inhalt.“ Dem BNN gehe es „vor allem um Absatz, Preis und Marktanforderungen“. Interne Kritik habe nichts genützt: „Meine Vorschläge, gemeinsam an Veränderungen zu arbeiten, liefen ins Leere“, so Heldberg.
Konsequenzen? „Erstmal keine“
„Wir bedauern sehr, dass er seine Sichtweise nicht mehr in den Verband einbringt“, sagte BNN-Geschäftsführerin Elke Röder der taz. Der Verband müsse allerdings „erst mal keine“ Konsequenzen ziehen. Die Organisation verlange in einem Kodex von ihren Mitgliedern, bevorzugt regionale Produkte anzubieten. „30 Prozent des Sortiments der Großhändler im BNN haben einen Regionalbezug. Das ist schon sehr ordentlich.“
Dass Ökolandbau wirtschaftlich nicht mehr so attraktiv sei wie früher, liege nicht am Preiskampf mit dem Ausland. Sondern daran, dass die konventionellen Bauern dank der Förderung von Bioenergie etwa mit Mais für Biogasanlagen so viel verdienen könnten.
Röder ist deshalb eher für mehr als für weniger Lobbyarbeit. „Die Biobranche muss sich den sehr gut aufgestellten Lobbyinteressen anderer entgegensetzen.“ Das zeige beispielsweise der Versuch auf EU-Ebene, Ökobauern haften zu lassen, wenn Pestizide von konventionellen Nachbarfeldern zu ihnen herübergeweht werden.
Heldberg überzeugt das nicht. „Der Kodex ist völlig freiwillig“, sagt er. Biogas mache nur einen kleinen Teil der landwirtschaftlichen Erzeugung aus. Auch Ökomilchbauern bekämen weniger für ihre Milch, als die Produktion koste.
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