Öko-Gutschein für Geringverdiener: Kühlschrank gegen Hausbesuch
Der Umweltminister will ab sofort Gutscheine an finanzschwache Haushalte ausgeben. Dafür sollen die Familien einen kostenlosen Besuch eines Energieberaters in Anspruch nehmen.
Wer Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Kinderzulage für den Lebensunterhalt bekommt, kann noch in diesem Jahr Rabattgutscheine in Höhe von bis 150 Euro für den Kauf eines besonders energieffizienten Geräts für den Haushalt erhalten.
Dafür muss er oder sie aber den kostenlosen Besuch eines Energieberaters zu Hause in Anspruch nehmen, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) am Donnerstag in Berlin. Die Beratung und Gutscheinausgabe soll über die Sozialverbände wie Caritas, Diakonie oder AWO organisiert werden.
Bereits im laufenden Jahr wil das Ministerium 5 Millionen Euro dafür bereitstellen; für 2009 sind 15 Millionen Euro eingeplant, die bei Bedarf aufgestockt würden. Bislang hatte sich Gabriel skeptisch gegenüber den von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) vorgeschlagenen Gutscheinen gezeigt.
Der Umweltminister fürchtet Mitnahmeeffekte und Preiserhöhungen der Hersteller. Nun hat er sich mit Glos auf die Eingrenzung der Empfängergruppe solcher Gutscheine geeinigt. "Es sind die Menschen mit geringen Einkommen, die in den am schlechtesten gedämmten Wohnungen mit den höchsten Heizkosten leben", sagte Gabriel.
Sie könnten sich in der Regel Strom sparende Kühlschranke nicht leisten und seien "weitgehend schutzlos" den steigenden Energiepreisen ausgeliefert. Das soll sich nun zumindest bei Kühlschränken und Co ändern. Rund die Hälfte der 60 Millionen Kühl- und Gefriergeräte in Deutschland sind mindestens zehn Jahre alt.
Würden sie alle durch A++-Geräte ersetzt, würden nach Angaben der Elektroindustrie pro Jahr 8 Terawattstunden Strom eingespart, was die Energiekosten um 1,4 Milliarden Euro senken würde."Soziale Effizienzinitiative" nennt Gabriel das Programm, bei dem die Gutscheine nur ein Element sein sollen.
Auch kostenlose Energiesparlampen und schaltbare Steckerleisten sowie Kleinkredite für den Gerätekauf, die über die eingesparten Energiekosten zurückgezahlt werden können, sind vorgesehen. Das alles ist eingebettet in den "Nationalen Effizienzplan", mit dem bis 2020 allein im Stromsektor 9,6 Milliarden Euro pro Jahr gespart werden könnten.
Anders als die Elektrogeräte-Aktion, die das Ministerium allein finanzieren und organisieren kann, muss Gabriel allerdings den Gesamtplan mit Verbänden und anderen Ressorts noch abstimmen.
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