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Öko-DiktaturDas deutsche Gespenst

Kaum geht es mit der Energiewende los, packt der konservativ-fossile Komplex das Totschlagargument aus. Neigen Umweltschützer zu totalitärem Zwang?

Vorbild für die Ökodiktatur? "Der große Diktator" Anton Hynkel, alias Charlie Chaplin, im gleichnamigen Film von 1940. Bild: ap

Am 27. März 2011 erlebte Egon Vaupel aus Marburg einen Triumph, den seine angeblichen Amtskollegen Idi Amin und Josef Stalin nie genießen konnten: Deutschlands "Ökodiktator" wurde als SPD-Bürgermeister einer rot-grünen Koalition mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. 60 Prozent der Marburger leben offenbar gut mit dem Ökoterror.

Vaupels Karriere vom Dorfschulzen zum "Diktator" sagt wenig aus über die ökologischen Zwangsmaßnahmen in der Universitätsstadt Marburg, aber viel über den Zustand Deutschlands. Denn was Rot-Grün in Marburg beschlossen hatte, ist eine "Solarsatzung", die Bauherren bei der Renovierung ihrer Hausdächer vorschreibt, Solaranlagen aufs Dach zu setzen - eine Investition für weniger CO2-Ausstoß und geringere Heizkosten, die sich in zehn Jahren amortisieren soll. Alles ordentlich deutsch durchs Stadtparlament gebracht, alles juristisch geprüft, alles mit Ausnahmeregeln und Zuschüssen abgepuffert. Trotzdem schäumte die bürgerliche Opposition von der "Ökodiktatur" und die Zeit übernahm diese Diktion.

Denn ein Gespenst geht um in Deutschland: die Ökodiktatur. Atomausstieg, Energiewende und grüne Erfolge an der Wahlurne (nicht etwa auf den Barrikaden) sorgen dafür, dass ein Zombie der Anti-Ökos wiederbelebt wird: die angebliche Neigung zu autoritärer Durchsetzung ökologischer Glaubenssätze, die angebliche Abschaffung bürgerlicher Freiheiten, die angebliche totale Machtübernahme der weltfremden Ökospinner.

In einer Mischung aus rationalen und irrationalen Ängsten entdecken Politiker, Journalisten und Wirtschaftsführer ihre tiefe Abneigung gegen jede Form staatlichen Eingriffs und politischer Vorgaben für eine nachhaltige Zukunft - ohne sich zu erinnern, dass ihnen etwa bei der beschleunigten Planung von Autobahnen oder bei den verlängerten Akw-Laufzeiten im Herbst 2010 die Basisdemokratie längst nicht so sehr am Herzen lag.

Schirrmacher, zu Hilfe!

Aber nun greifen sie zum großen Knüppel. "Ökodiktatur" lautet der Vorwurf von RWE-Chef Großmann an die Bundesregierung, das Gleiche kommt von der übrigen Atomlobby, der Tagesspiegel wähnt uns auf dem Weg zur "jakobinischen Ökodiktatur" und Springers Welt macht gleich eine ganze Debattenreihe dazu. Sie alle bezeichnen damit nicht etwa Normen, die gegen die Verfassung verstoßen, sondern Gesetze und Verordnungen, die öffentlich diskutiert und parlamentarisch abgestimmt werden und gegen die vor deutschen Gerichten geklagt werden kann.

Und dem neuen grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann, der auf Bürgerlichkeit und Rechtsstaatlichkeit größten Wert legt, wirft die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) vor, er ziele gemeinsam mit der Bundesregierung auf eine "herzliche Ökodiktatur". Das Fachblatt für das humanistisch gebildete Bürgertum erklärt sogar, diese "Ökotyrannei in Deutschland stützt sich auf eine große Mehrheit". Moment mal: War die Tyrannei nicht eine brutale Alleinherrschaft gegen den Willen des Volkes? Wo ist eigentlich Frank Schirrmacher, wenn man ihn mal braucht?

Diese Kritiker greifen zu einem beliebten Trick, um ökologischen Fortschritt zu diffamieren. Denn die Ökodiktatur wurde von ihren Gegnern schon mehrfach proklamiert: Bei der Bekanntgabe der EU-Klimaziele ebenso wie bei der Einführung der Energiesparbirne oder beim Dosenpfand. Immer stand natürlich die Existenz unserer Demokratie auf dem Spiel, immer hat sie trotzdem irgendwie überlebt. Kein Wunder: Schließlich ist die Ökodiktatur nur ein Popanz der Anti-Ökos ohne Substanz, Theorie oder Verankerung. Niemand will sie, nur für ihre Gegner ist sie sehr praktisch.

Anders als Marxens und Lenins "Diktatur des Proletariats" stützt sich die grüne Diktatur weder auf eine Theorie noch auf eine reale Machtbasis auf der Straße. Die ernsthaften Versuche am linken und rechten Rand des politischen Spektrums, eine Ökodiktatur zu fordern und zu rechtfertigen, sind marginal geblieben und schnell verkümmert. Wolfgang Harich in der DDR oder Herbert Gruhl in der Gründungsphase der Grünen sind Beispiele, wo ökologisches Gedankengut mit dem Totalitarismus geflirtet hat. Keines dieser Gedankenspiele ist über die Studierzimmer hinausgegangen. Zu abstrus waren die Vorstellungen für reale Politik, zu gering der Problemdruck, zu groß die Angst vor dem verbotenen Wort "Diktatur".

Dieses gut gepflegte Feindbild ist irrational, weil es so tut, als wären wir morgen alle 100 Prozent bio - dabei ist unser ökologischer Fußabdruck immer noch so groß, dass das Klima, die Artenvielfalt und eine gerechte Welt unter ihm verschwinden. Aber die Angst vor einer Machtverschiebung Richtung Grün ist durchaus berechtigt. Denn inzwischen wandelt die Konsensdemokratie Deutschland mit Atomausstieg und Energiewende auf grünen Spuren, und die alte Lobby von Industrie und Energieunternehmen bekommt plötzlich keine Vorzugsbehandlung mehr im Kanzleramt. Der alten Machtelite des fossil-konservativen Komplexes schwimmen die Felle weg, weil sie auf die drängenden Fragen der Zukunft keine besseren Antworten haben als die Ökos sie schon seit Jahrzehnten formulieren.

Eine zweite begründete Sorge der Öl- und Kohlefans ist der Verlust der gesellschaftlichen Hegemonie. Wer wie die FAS warnt, "Porschefahrer, Fernreisende, Fleischesser, keiner kann mehr sicher sein", der sieht seine Lebensweise gefährdet. Aber in das Geschrei um die Ökodiktatur mischt sich auch die Einsicht, dass gerade neue Werte verhandelt und alte entsorgt werden: Eine Enquetekommission mäkelt am heiligen Gral "Wirtschaftswachstum" herum; "Freie Fahrt für freie Bürger" ist kein Slogan mehr, mit dem sich Autos verkaufen lassen; und die Rede von glücklichen Kühen führt selbst in der CDU-Kantine nur zu Hohngelächter.

In den wütenden Attacken auf die angebliche Ökodiktatur steckt auch das schlechte Gewissen der wertekonservativen Klientel: Ja, verdammt, die Müslis hatten recht bei den Warnungen vor der Atomkraft; sie hatten recht bei ihrer Kritik an Massentierhaltung, Rohstoffvergeudung und unverantwortlicher Wirtschaftsweise.

Auch deswegen hat sich abseits der Diffamierungen inzwischen eine ernsthafte Debatte über so etwas wie die "Ökodiktatur" entwickelt. Immer mehr Experten fragen sich, ob die parlamentarische Demokratie mit Klimawandel, Artenschwund und Ressourcenhunger überhaupt zurechtkommen kann. Wenn Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber warnt, der Klimawandel sei bald nur noch "im Rahmen einer Kriegswirtschaft" beherrschbar; wenn Günter Grass vor der "Ökodiktatur" warnt oder Thomas Friedman, Journalist der New York Times, träumt, die USA könnten nur einen Tag lang so sein wie China (sprich: ohne das träge demokratische System), dann sprechen nicht Menschen, die autoritärer Tagträume verdächtig sind - sondern Experten, die sich den Perspektiven der ökologischen Katastrophen stellen.

Denn tatsächlich haben unsere kurzatmigen parlamentarischen Systeme keine Lösungen für Probleme anzubieten, für die es einen langen Atem braucht. Die UN, die EU und auch die Bundesrepublik sind Weltmeister darin, die Gefahren für die Zukunft wissenschaftlich zu begutachten und Beschlüsse zu fassen.

Doch in der Umsetzung dieser Beschlüsse scheitern sie regelmäßig an ihren eigenen Vorgaben: Die UN will den Klimawandel auf zwei Grad begrenzen, schafft aber keine Emissionsreduzierungen; die EU wollte das Artensterben bis 2010 stoppen und hat mangels Zielerreichung diese Frist einfach um zehn Jahre verlängert. Deutschland hat eine umfassende Strategie zur Nachhaltigkeit verabschiedet, kommt aber bei vielen Faktoren einfach nicht voran. Das ist alles kein Zufall: Global gesehen ist die parlamentarische Demokratie sogar ein Ökokiller ersten Rangs. Denn gerade die Länder mit entwickelten Demokratien - hauptsächlich die Industrienationen - sind für die schwersten Umweltzerstörungen verantwortlich.

Trotzdem ist eine Ökodiktatur kein Ausweg. Und zwar aus einfachen Gründen: Erstens will sie niemand; zweitens funktioniert sie nicht, denn für die Auswege aus der Ökokrise sind Erfindungsgeist, Beweglichkeit und Mut nötig, die in einer Demokratie viel besser gedeihen. Und drittens ist die Diktatur nicht nötig, denn es gibt Besseres: die Ökokratie - eine Fortentwicklung der Demokratie, die die physikalischen Grenzen des Überlebens anerkennt.

Natur ist Diktatur

Schließlich leben wir schon lange in der Ökodiktatur, worauf Reiner Metzger (taz vom 15. 6.) hingewiesen hat: Mit der Natur kann man nicht verhandeln, sie richtet sich nicht nach Mehrheit und Abstimmung. Deshalb ist auch die Definition der Nachhaltigkeit falsch, nach der ökologische, ökonomische und soziale Ansprüchen gleich wichtig sind. Wer den Vorrang der Ökologie verneint, stellt die Grundlagen des Lebens zur Disposition.

Der Vorrang für das Überleben hat nichts mit Diktatur zu tun, sondern ist eine rationale Güterabwägung. Daraus folgen aber neue Definitionen. "Freiheit" etwa ist mehr als ökonomischer Liberalismus, sie kann auch im Verzicht liegen: Freiheit von Verkehrsstau und vom Billigschnitzel, Freiheit von der Angst vor dem atomaren GAU. Die Entkopplung von Freiheit und Wirtschaften ist noch wichtiger als die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Energieverbrauch. "Fahrverzicht für freie Bürger" wäre ein Slogan, der diese neue Form von Freiheit auf den Punkt brächte.

Was aber tun mit denen, die diese Art von Freiheit nicht wollen? Kommt dann die Ökopolizei, um den Müll durchzuschnüffeln? Keineswegs: Die Ökokratie hat weitaus bessere Instrumente als die Ökodiktatur: Sie kann werben, überzeugen und die Gesellschaft weiter ergrünen lassen. Sie kann eine "Zukunftsbank Europa" (ZBE) gründen, die etwa EU-weit für die ökologische Stabilität das leistet, was derzeit die EZB für die Stabilität der Finanzmärkte tut: Subventionen verteilen, Gelder streichen, belohnen und strafen. Und sie kann das tun, was Demokratie ausmacht: Mehrheiten organisieren, Gesetze beschließen und durchsetzen. Und immer wieder klar machen, dass das nicht die Diktatur ist, sondern der tägliche Kampf um unsere Zukunft, und dass man diese Begriffe nicht durcheinander bringen sollte.

Oder um es mit Egon Vaupel, dem Marburger "Ökodiktator" zu sagen: "Wenn wir eine Solarsatzung beschließen, reden die Leute von Ökodiktatur. Wenn die Bausatzung aber Autostellplätze zwingend vorschreibt, redet niemand von Stellplatzdiktatur."

Bernhard Pötter: "Ausweg Ökodiktatur? Wie unsere Demokratie an der Umweltkrise scheitert", oekom Verlag, 2010.

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27 Kommentare

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  • V
    vic

    So ein Bullshit: wer wird denn mit Atom und Kohle-Kraftwerken- und wenn wir schon dabei sind- mit Zigarettenrauch und von Autobahntieffliegern unterdrückt?

    Seltsam, dass die bisherigen Diktatoren immer glauben, sie hätten ein Geburtsrecht auf ihr Handeln.

  • Q
    Querulant

    Offenbar hat man ja nur die Wahl zwischen der Öko-Diktatur und der Anti-Öko-Diktatur...

  • H
    hto

    Wie alle in Suppenkaspermentalität gebildeten Bewußtseinsschwachen, neigen sich Umweltschützer auch immer der Diktatur des Kapitals - die konfusionierende Hirnwäsche in Überproduktion von systemrationalem Kommunikationsmüll funktioniert!!!

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Stromer:

    "Man sollte meinen, daß man mittlerweile weiß, was passiert, wenn fixe Ideen Vorrang haben."

     

    Welche fixe Idee ist gemeint? Dass wir die Herstellung einer umweltgerechten Nutzenergieversorgung und -anwendung, die Frage, eines nachhaltigen Wasserverbrauchs oder die der CO2 Emissionen für die Produktion landwirtschaftlicher Rohstoffe, die Frage der Agrobiodiversität oder eines nachhaltigen Fischfangs weiterhin getrost dem Kalkül privateigentümlich motivierter Produktionsagenturen und dem eigenen Vorteil verpflichteter "Verbraucher(inne)n" überlassen könnten?

     

    Na dann gute Nacht Marie!

     

    Wir sind jetzt bei 0,8 Grad über die vorindustrielle Durschschnittstemperatur. Im Bereich zwischen 1,5 grad und 2,5 Grad wird mit einer sich selbst verstärkenden Erderwärmung gerechneet, die nicht mehr bewältigt werden kann. Wenn wir so weiter machen, sind wir aber in nicht allzu langer zeit bei 4 Grad.

     

    Marx wurde fehlinterpretiert. Die Marxsche Perspektive ist die Herausbildung einer als solche handlungsfähigen Weltgemeinschaft, die es den einzelnen Weltbürger/innen erlaubt, in gloablen, regionalen und lokalen Erkundungs- Abwägungs- und Abstimmungsprozessen die jeweiligen Bedürfnisse und Fähigkeiten mit den sozialen bzw. ökologischen Kosten ihrer Befriedigung bzw. Betätigung ins Benehmen zu setzen.

     

    Aber Marx hin oder her: Um die Freiheit, dies tun zu können, sollte es in der Tat gehen. Wir müssen mehr Ökokommunismus wagen.

  • HY
    helder yurén

    der fossiliendiktatur verdanken wir die preisdiktate z.b. bei sprit und strom.

    natürlich auch den zwang zum autofahren.

     

    wenn jemand ein negativ-urteil fällt, sollte bedacht werden, dass derjenige oft, sehr oft bloß seine beschränktheiten auf andere projiziert.

  • A
    (Auto)Mobilfaschismus

    Staaten sind allein deshalb schon terroristische Organisationen, weil sie Autofahren erlauben.

     

    Es gibt Schiffe, die fahren mit Windturbinen und machen 25 Knoten. Warum zur Hölle gibt es dann immer noch Vergaser?

     

    Wenn es keine tierischen Produkte mehr im Supermarkt geben würde, wäre das Essen bezahlbar und bevor Leute verhungern....

  • KT
    kleiner Tip an die Konzerne

    In Griechenland lagern Unmengen an Öl, Gas und anderen Rohstoffen!

    Ihr müsst nur die korrupten Politiker beseitigen, die von konkurrierenden Russen und Arabern geschmiert werden und die Türkei in ihre Schranken weisen, weil für die griechische Ölförderung ein "causus belli" ist.

  • M
    Michael

    Das sind mir eh die richtigen Leute, die da Diktatur schreien ... Gäbe es eine Möglichkeit, Scheinheiligkeitsscheine leuchten zu lassen: Das wäre eine Energiequelle, die locker ein paar dieser monolithisch-demokratischen Grosskraftwerke ersetzen könnte :-)

  • M
    Micro

    Aber was macht man wenn man sich z.b keine Solaranlage usw. leisten kann?

    Wird man dann zwangsenteignet?. Oder ist Umweltschutz nur was für Besserverdienende?.Viele Menschen können gerade noch mit Ach und KRach ihr altes kleines Häuschen finanzieren.

     

    Ich bin auch für Umwelt und Naturschutz habe Ökostrom seit 10 Jahren. Unser Hexenhaus hat ein Grünstücksfläche von ca 110 m2 und eine Wohnfläche von 80 m2 (wir sind 2 Personen).

    Auch wenn wir wollten wir könnten uns eine Solaranlage nicht leisten wir sparen aber an Strom usw. haben keine Klimaanlage und Spielkonsolen usw.

    Wir haben aber eine GAsheizung. Bin seit über 30 JAhren Atomkraftgegner

     

    Ps: bin auch keine 50 Jahre mehr.

  • R
    reblek

    "Trotzdem schäumte die bürgerliche Opposition von der 'Ökodiktatur' und die Zeit übernahm diese Diktion." Ich vermute mal, es ist nicht die tägliche, sondern die Wochenzeitung gemeint, weshalb sie wohl in Ab-/Abführungsstriche oder kursiv gesetzt gehört.

  • SS
    Slim Shady

    Eine kleine Solaranlage auf einem Einfamilienhaus muss man immer noch für Unsinn halten dürfen.

    Eine Satzung, die Solaranlagen vorschreibt, müsste wenigstens alternative Kompensationsmöglichkeiten vorsehen, wie z. B. den Bezug von Ökostrom bestimmter Zertifizierung oder ähnliches.

    Die positive Öko- und Klimabilanz der meisten Haus-Solar-Anlagen wage ich immer noch anzuzweifeln. Mal ganz abgesehen davon, was mit der überhöhten Einspeisevergütung für Solarstrom an anderer Stelle an besseren Alternativ-Energien verhindert und in Misskredit gebracht wird.

    Öko-Diktatur ist ein hartes Wort. Wenn eine Diktatur aber bedeutet, auch sinnlose Dinge, wie "im Gleichschritt marschieren" oder auch den "verpflichtenden Bau von Solaranlagen" mit sich bringt, dann besteht genügend Anlass eine solche Polemik auch anwenden zu dürfen.

  • S
    Stromer

    "Wer den Vorrang der Ökologie verneint..."

     

    Früher hieß das "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" und die Figuren wurden auch demokratisch gewählt.

     

    Man sollte meinen, daß man mittlerweile weiß, was passiert, wenn fixe Ideen Vorrang haben.

  • H
    horst

    Bleed Ranner schrieb:

    "Wie soll man es denn sonst werten, wenn entgegen jeglichem vernünftigen Wirtschaften Positionen ideologisch durchgesetzt werden."

     

    Sie leiden wohl unter einer Marktwirtschaftsdiktatur, und zwar in ihrem Kopf. Warum sollte sich denn alles dem Wirtschaftswachstum unterordnen. Der schnöde Mammon ist eben nicht alles im Leben.

  • PP
    Peter. P

    Warum spricht eigentlich niemand vom Diktat der Wirtschaft?

     

    In meinen Augen zeigt diese Polemisierung und Simplifizierung, dass da einige scheinbar ganz schön in die Ecke gedrängt sind.

  • C
    Celsus

    Demokratie ist und bleibt eben die Diktatur der Mehrheit über die Minderheit. Es soll dann auf Minderheiten Rücksicht genommen werden, wenn die besonders schutzbedürftig sind. Ich nenne mal Alte, Kranke, Schwache oder religiöse Minderheiten. Und das sind alles Minderheiten, die anders als die Energieriesen nicht in der Lage sind, sogar über die eiegenen Steuern für Brennelemente zu verhandeln.

     

    Und ich werde nicht müde eines zu wiederholen: Die Entsorgung der Brennelemente kann und darf nicht mehr kostenlos vorgenonmmen werden. Wenn verfassungsrechtlich doch etwas schief geht mit anderen Steuern, kann nicht nachträglich dafür Geld verlangt werden. Und es geht bei der Entsorgung auf Staatskosten um Geschenke, die letztendlich 2-stellige Milliardenbeträge wert sind.

  • W
    Waldküre

    Ich befürchte, leider "JA".

  • P
    P.Haller

    @Carsten

    Ja, mein Lieber, wenn jemand schon so blöd ist und sein Laub im Garten verbrennt, dann muss man das ihm auch so sagen.

    Und dass Grossevents möglichst CO2-neutral sein sollten, ist ja wohl das Mindeste.

    Und ein Emissionszertifikat für Deinen Hund wirste wohl nicht brauchen, wenn Du nur die Scheisse von Deinem Köter entsorgst (was allerdings in den wenigsten Fällen passiert!!).

    In den meisten Fällen reicht ansonsten der gesunde Menschenverstand aus, da brauchts dann auch keine (Öko)Diktatur.

  • P
    Peterchen

    Grundsätzlich finde ich den Artikel ja begrüßenswert, aber zwei Dinge stimmen mich nachdenklich.

    1.

    Zitat

    "Global gesehen ist die parlamentarische Demokratie sogar ein Ökokiller ersten Rangs. Denn gerade die Länder mit entwickelten Demokratien - hauptsächlich die Industrienationen - sind für die schwersten Umweltzerstörungen verantwortlich."

    Zitatende

    Wo sind denn die grünen Bewegungen entstanden? In der Sowjetunion? Nein, in parlamentarischen Demokratien.

    In welchen Ländern ist Umweltschutz denn etablierte Politik? Welche Länder treiben denn intern und international den Umweltschutz voran?

    China? Nein, wieder parlamentarische Demokratien.

    Global gesehen sind also die parlamentarischen Demokratien momentan die größten Ökoretter! Ich finde es daher bedenklich wenn Grüne lediglich sagen dass sie eine Diktatur nicht wollen, die Demokratie hingegen als Hauptfeind ansehen.

     

    2. Dass der Ökologie erster Rang vor allen anderen Belangen eingeräumt werden soll ist ein gefährlicher intellektueller Schritt, denn er stellt die Menschen- und Bürgerrechte zurück. Sicher, die Theorie ist reizvoll weil es ja ohne Sicherung des Überlebens durch Umweltschutz keine Menschen mehr gibt die Rechte brauchen ... aber Erfahrungsgemäß ist es leider so dass solche Vorränge irgendwann zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit führen. Denn immer wenn es heißt X ist wichtiger als alles andere, werden früher oder spätere machthungrige Elemente dies für sich ausnutzen und ihre Gegner mit dem Argument beseitigen dass diese ja X schädigen.

    Der Weg zur Hölle ist bekanntlich gepflastert mit guten Absichten.

     

    Gut also wenn Grüne Diktatur ablehnen, aber sie sollten bitte trotzdem nichts über die Menschenrechte stellen. Dann lieber die "artgerechte" Natur, also eine Umwelt die frei von Giftstoffen und möglichst naturnah ist, als Menschenrecht aufnehmen.

  • C
    Carsten

    Die Grünen wollen Zweitakt-Motorroller verbieten, das Verbrennen von Laub im Garten verbieten, Großevents nur noch »CO2-neutral« zulassen, etc. etc. Jetzt fangen sie schon an, auszurechnen, wieviel CO2 Haustiere erzeugen. Demnächst brauche ich ein Emissionszertifikat für meinen Hund. Wie soll man das denn sonst nennen? Das IST Ökodiktatur.

  • J
    Jan

    Da merkt man, dass wir Deutschen überhaupt nicht mehr verstehen, was eine Diktatur wirklich bedeutet. Ich behaupte, dass Millionen Menschen auf dieser Welt gern unsere "Ökodiktatur" gegen die in ihrem Land vorherrschenden Machtverhältnisse tauschen würden.

     

    Ja ja die arme Atomlobby, keiner versteht sie und ihr Leid, wenn die Milliardengewinne schrumpfen. Aber waren sie es nicht, die den Verbrauchern eine Diktatur des Strompreises aufgezwungen haben. Wenn der Strompreis erhöht wurde, war das eben so und nur Monate später klopfte man sich in der Energiebranche auf die Schulter, wenn der Gewinn mal wieder um ein paar hundert Millionen gestiegen war. Aber wen wundert diese Hasstriaden gegen erneuerbare Energien? Wenn die eigenen Felle davonschwimmen, wird man eben nervös.

  • HP
    hans peter

    Vielleicht würde es ja helfen, die Parlamentssitzungen von drinnen nach draußen zu verlegen. Dann würde das Parlament vielleicht mal merken, daß es außer ihm auch noch was anderes gibt.

  • A
    Autofreier

    "Eine zweite begründete Sorge der Öl- und Kohlefans ist der Verlust der gesellschaftlichen Hegemonie. Wer wie die FAS warnt, "Porschefahrer, Fernreisende, Fleischesser, keiner kann mehr sicher sein", der sieht seine Lebensweise gefährdet."

     

    Interessant, dass die FAS fernreisen und fleischfresserei gänzlich gefährdet sieht, bzgl. kfz-nutzung jedoch alleine die kleine minderheit der Porsche-piloten.

    Die FAS traut es also auch einer "öko-diktatur" nicht zu, dass sich ein gesetzgeber an die kfz-massen rantrauen würden.

    Logisch, schließlich war doch der "Führer und Reichskanzler" bekanntermaßen einer der größten förderer des automobilismus und wollte die massen mit dem KdF-wagen beglücken.

  • BR
    Bleed Ranner

    Wie soll man es denn sonst werten, wenn entgegen jeglichem vernünftigen Wirtschaften Positionen ideologisch durchgesetzt werden. Keine der Grünen Visionen hat bisher Konsistenz bewiesen. Oder kann mir jemand nur ein Projekt nennen, das von Anfang bis Ende durchdacht war und das Land nach vorn gebracht hat? Kommt mir aber jetzt nicht mit dem Dosenpfandblödsinn. Da gab es vorher den Grünen Punkt, der funktioniert, und wurde von den Konservativen verwirklicht.

  • F
    farbe

    Natur ist Diktatur - Zum Glück kommt in unseren Tagen bereits ein Großteil der Menschheit ohne diese Ohnmachtsromantik aus. Durch technischen und wissenschaftlichen Fortschritt und dessen Umsetzung gelang es immerhin, die Lebenserwartung und den Lebensstandard der Menschheit zu vervielfachen. Und das trotz der bösen "Chemie", die überall lauert, und der bösen Atomenergie, die hierzulande umweltfreundlich und verlässlich Energie liefert.

     

    Diktatorisch ist an Öko (bzw. dem, was als Öko politisch verkauft wird) insbersonders der Aspekt, dass viele Freiheiten (z.B. Mobilität) aufgegeben werden müssen, bzw. diese Freiheiten nur den besser verdienenden (z.B. Grünen-Wählern) zur Verfügung stehen werden. Wer kann sich schon Null-Energie Häuser leisten? Hält es jemand für realistisch, dass sich die größere Masse Mieten in Öko-Utopien wie dem Freiburger Vauban-Viertel (incl. Öko-Blockwart) leisten kann?

  • A
    Autofreier

    "Oder um es mit Egon Vaupel, dem Marburger "Ökodiktator" zu sagen: "Wenn wir eine Solarsatzung beschließen, reden die Leute von Ökodiktatur. Wenn die Bausatzung aber Autostellplätze zwingend vorschreibt, redet niemand von Stellplatzdiktatur.""

     

    Doch, ich, Markus Schmidt, mitglied bei autofrei leben! e.V.

  • P
    P.Haller

    Mit dem Begriff "Ökodiktatur" kann ich sehr gut leben, vor allem wenn er von den Vertretern der "Finanz-/Banken und Industriediktatur" ausgesprochen wird.

    Klar ist für diese Kaste alles Diktatur, was sich nicht ihrem Willen bzw. Profitanspruch beugt.

     

    Es schein mir auch, dass es mittlerweile eine ziemliche Menge von Ökodiktatoren in D. gibt, und das ist auch gut so. Uns wurde schon viel zu lange diktiert, was gut und recht ist, und sehr vieles davon war für'n A....

  • TK
    Th. Koch

    Man schütze uns davor, dass Ökodiktatoren wie der Urheber dieses Artikels an politische Schlthebel gelangen:

     

    1. Die Freiheitsdefinition erinnert an Marx und Lenin: Freiheit allein als Fähigkeit zur Einsicht in deren Fehlen (historischer Determinismus etc.).

     

    2. Mehrheitsentscheidungen unterscheiden sich aus der Perspektive des Individuums nicht von Einzelentscheidungen eines Diktators, wenn sie Freiheit beschneiden (es gibt in Deutschland immer noch eine demoskopische Mehrheit für die Todesstrafe), so dass der Mehrheistentscheidung nicht automatisch erhöhte Dignität zukommt. Das Individuum unterliegt jeweils der Fremdbestimmung - das ist im Ansatz immer antiliberal und tendenziell unverhältnismäßig, soweit nicht durch Belange anderer Individuem geboten.

     

    3. Parlamentarische Demokratien als primäre Umweltkiller? Ich empfehle einen Blick nach China...