Anna Lehmann zu den Schulöffnungen
: Riskant, aber richtig

Angela Merkel und die Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen haben sich darauf verständigt, dass Deutschland mindestens bis zum 7. März im Lockdown bleibt. Mit zwei Ausnahmen: Friseure sollen ab März wieder Haare schneiden; viele Länder, darunter Berlin, Baden-Württemberg und Hessen, wollen ab übernächster Woche Kitas und Grundschulen wieder öffnen. Dass die Länder in Eigenregie die Öffnung der Schulen und Kitas vorantreiben, ist mehr als ein Zugeständnis an vom Homeschooling geplagte Eltern. Es ist vor allem ein wichtiger Schritt im Sinne der Kinder.

Aus epidemiologischer Sicht wäre es sicher richtig gewesen, länger zu warten oder einheitliche Kriterien zu definieren. Aber die Nebenwirkungen des Lockdowns treffen Kinder besonders hart. Eine Befragung aus Hamburg zeigt, dass mittlerweile jedes dritte Kind psychische Auffälligkeiten zeigt.

Bei der Öffnung der Schulen und Kitas gilt es zwischen Gesundheitsschutz für alle und sozialen Folgen des Lockdowns für viele abzuwägen. Diese Abwägung wird im föderalen Deutschland natürlich in den Ländern getroffen. Ein wenig sind diese der Kanzlerin entgegengekommen: Die Kul­tus­mi­nis­te­r:in­nen hatten einstimmig beschlossen, die Schulen ab 15. Februar schrittweise wieder zu öffnen. Das wird nun um eine Woche verschoben – ein Kompromiss.

Dennoch bleibt ein Risiko. Die mutierten, hoch ansteckenden Virusvarianten werden sich unweigerlich durchsetzen. Die Öffnungen müssen deshalb mit allen denkbaren Hygienemaßnahmen erfolgen: Masken im Unterricht, lüften, Luftfilter, Unterricht in Schichten. Die Kul­tus­mi­nis­te­r:in­nen­kon­fe­renz hat den Bund aufgefordert, hier Hilfe zu leisten. Bundesgesundheitsminister Spahn soll zudem prüfen, ob Leh­re­r:in­nen und Er­zie­he­r:in­nen eher geimpft werden können. Das zu ermöglichen wäre ein wichtiges Signal, dass die Öffnungen nicht um jeden Preis vorangetrieben werden. Denn die Furcht vor der dritten Welle ist berechtigt. Und die kann alles zunichtemachen, auch die Öffnung der Schulen. Die Spätfolgen wären gravierend.

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