Öffnung der USA in Richtung Kuba: Als Konzept zu kurzsichtig
Die Lockerungen im Kuba-Kurs der USA sind zu begrüßen, nur gehen sie nicht weit genug. Und sie kommen zum falschen Zeitpunkt.
E igentlich könnte es eine gute Nachricht sein, wenn die US-Regierung unter Joe Biden ihre Kuba-Politik endlich wieder auf einen vernünftigeren Kurs bringt. Tatsächlich aber sind die wenigen Lockerungen, die das State Department jetzt verkündet hat, einerseits zu wenig, um wirkliche Erleichterungen für die kubanische Bevölkerung zu bringen. Und sie kommen zu einem Zeitpunkt, an dem die kubanische Diktatur nun wirklich nichts getan hat, das irgendeine Annäherung verdienen würde.
Im Gegenteil: Seit den landesweiten Protesten im Juli vergangenen Jahres sind Hunderte junger Menschen zu drakonischen Haftstrafen verurteilt worden. Und gegen jede noch so kleine oppositionelle Geste geht Kubas Staatssicherheit mit beharrlicher Härte vor. Aber genau das zeigt auch ein Problem auf, das womöglich in Zukunft auch in anderen Weltregionen virulent werden könnte: Sanktionen begründet zu verhängen ist leicht – davon aber wieder wegzukommen, wenn sie keinerlei oder gar kontraproduktive Wirkung zeigen, ist ziemlich schwierig.
Die 2014 eingeleitete Politik Barack Obamas, nach sechs Jahrzehnten gescheiterten ökonomischen Erdrosselungsversuchs gegenüber Kuba einen anderen Weg einzuschlagen, versuchte die Logik zu überwinden, dass Sanktionen der Normalzustand seien, der nur nach einem Regimewechsel aufgehoben werden könnte. Das hat damals auch funktioniert: Zwar hörte auch da die Repression nicht auf – allein vor Obamas Kuba-Besuch wurden sicherheitshalber rund 200 Oppositionelle festgenommen.
Aber der Zustrom von Tourist*innen und die damit verbundene Öffnung veränderten die Insel mehr als Jahrzehnte der harschen Konfrontation vorher. Um in so eine Richtung zu kommen, sind Bidens vorsichtige Schritte viel zu wenig. Zumindest müsste schnell die Streichung Kubas von der Liste der Terrorunterstützerstaaten folgen, auf die Kuba nun auch tatsächlich nicht gehört.
Aber es scheint Washington lediglich darum zu gehen, den wieder einmal laufenden Massenexodus aus Kuba Richtung USA einzudämmen. Das ist zu kurzsichtig, um schon ein politisches Konzept zu sein. Und funktionieren wird es auch nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste