Öffentlicher Suizid einer trans Frau: Keine Ruhe für Ella
Bereits zweimal wurde das Grab der trans Frau Ella verunstaltet. Sie hatte sich auf dem Berliner Alexanderplatz selbst verbrannt.
Der Staatsschutz ermittelt wegen Störung der Totenruhe und wegen Verunglimpfung des Andenken Verstorbener. Da die Polizei einen queerfeindlichen Hintergrund nicht ausschließt, prüfe das LKA, ob es sich um ein Hassverbrechen handelt. Der Lesben- und Schwulenverband teilte mit, man sei „erschrocken und zornig“ darüber, dass die transfeindliche Gewalt gegen Bayan „selbst nach ihrem Tod weitergeht“. Der Anblick des geschändeten Grabs sei „unerträglich“.
Bei Bayan handelt es sich um jene trans Frau, die sich am 14. September 2021 am Alexanderplatz öffentlich verbrannt hatte. Wegen ihrer geschlechtlichen Identität war sie zuvor aus dem Iran geflüchtet. Freunde von Bayan hatten der taz berichtet, dass sie auch in Deutschland stets mit Diskriminierung zu kämpfen hatte. Das zeigen auch die Vorfälle nach Bayans Tod: So zirkulierten etwa Fotos ihres Leichnams in Chatgruppen, die Unbekannte offenbar noch im Krankenhaus aufgenommen hatten. Wie die Polizei der taz am Donnerstagmorgen mitteilte, konnte in der Sache noch kein:e Tatverdächtige:r ermittelt werden.
Das geschändete Grab entdeckt hat Georg Matzel, langjähriger Begleiter von Bayan und Vorstandsmitglied des LSVD Sachsen-Anhalt. „Ich wollte Ella nur einen Neujahrsbesuch abstatten, eben kurz am Grab sein, neue Blumen hinlegen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich den Feuerlöscher entdeckt habe“, berichtet er. Drei Tage später sei dann das Blumengesteck, an dem eine Progress Pride Flag angebracht war, umgetreten worden, das Grab zertrampelt, die Kerzen zerstört. Auch den Kanister habe Matzel nun entdeckt. „Da war dann auch klar, dass es sich keineswegs um eine misslungene Form der Anteilsname handelt“, sagt er.
Täter:innen haben sich vorbereitet
Für Matzel ist es „an Niedertracht nicht zu überbieten, dass die letzte Ruhestätte eines Menschen, der so viel Schlimmes erlebt hat, auch noch vorsätzlich geschändet wurde.“ Es habe es sich nicht um die Tat einiger betrunkener Jugendlicher gehandelt, die Täter:innen hätten offensichtlich „Zeit und Geld“ in ihr Vorhaben investiert. „Und das alles nur, um ihrem Hass gegen queere Menschen Ausdruck zu verleihen. Das macht einfach fassungslos“, sagt Matzel.
Der LSVD fordert nun Staatsschutz und Staatsanwaltschaft dazu auf, gegen die Verantwortlichen zu ermitteln. Man habe bereits Anzeige erstattet, heißt es in der Mitteilung. Es handle sich um ein „Hassverbrechen“, welches „auch als solches geahndet werden muss“. Auch fordert der Verband mögliche Zeug:innen auf, sich bei der Polizei zu melden.
Transfeindliche Angriffe seien „immer auch ein Anschlag auf unsere Grundwerte und das Herz unserer Demokratie“, heißt es in der Mitteilung weiter. Transgeschlechtliche Menschen seien tagtäglich Anfeindungen und struktureller Diskriminierung ausgesetzt. Der Verband solidarisiere sich mit den Freund:innen und Wegbegleiter:innen von Bayan, sowie mit allen anderen Opfern queerfeindlicher Gewalt.
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