Öffentlicher Nahverkehr: BVG-Streik kurzfristig abgesagt
Ver.di und BVG-Vorstand einigen sich in nächtlicher Sitzung, die Tarifverhandlungen wieder aufzunehmen. Busse, Trams und U-Bahnen fahren nach Plan im morgendlichen Berufsverkehr. Dafür streiken die Briefträger.
Der für Dienstag angekündigte unbefristete Streik im Berliner Nahverkehr ist in letzter Minute verhindert worden. Der Vorstand der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die Gewerkschaft ver.di einigten sich in der Nacht in einem Spitzengespräch darauf, die regulären Tarifverhandlungen wieder aufzunehmen. Basis sei der am Montag in Potsdam erzielte Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst von Bund und Gemeinden, sagte ver.di-Sprecher Andreas Splanemann.
Die ver.di-Kommission werde am Vormittag zusammenkommen und über die neue Situation beraten, hieß es seitens der Gewerkschaft. Die Tarifverhandlungen mit der Arbeitgeberseite sollen voraussichtlich noch am Dienstagnachmittag aufgenommen werden. Die Einigung wurde in einem rund dreistündigen Spitzentreffen zwischen ver.di-Landeschefin Susanne Stumpenhusen, BVG-Chef Andreas Sturmowski und Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) erzielt.
Nach Angaben von BVG-Sprecherin Petra Reetz hat es im morgendlichen Berufsverkehr keine Beeinträchtigungen gegeben. Die für Bus, Straßenbahn und U-Bahn zuständigen Direktoren hätten versichert, dass die Fahrpläne eingehalten werden, sagte Reetz.
Die Arbeitgeber hatten vor dem Spitzentreffen erklärt, sie wollen ihr Angebot von 20 Millionen Euro für zwei Jahre nicht erhöhen. Laut Gewerkschaft reichte dieser Betrag aber nicht einmal für den Inflationsausgleich. ver.di hatte bis zu neun Prozent mehr Gehalt für die rund 12 000 Beschäftigten der BVG und ihrer Tochtergesellschaft (BT) gefordert.
Die am Montag in Potsdam erzielte Tarifeinigung für die rund 1,3 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen sieht unter anderem eine Anhebung der Monatsgehälter zum 1. Januar 2008 um einen festen Sockelbetrag von 50 Euro und 3,1 Prozent im Westen und zum 1. April 2008 im Osten vor. Zum 1. Januar 2009 gibt es eine Einmalzahlung von 225 Euro und eine Anhebung aller Löhne um 2,8 Prozent. Zugleich wird die Wochenarbeitszeit im Westen mit wenigen Ausnahmen auf 39 Stunden verlängert.
Während die Busfahrer zum Dienst kamen sind rund 500 Postzusteller sind am Dienstagmorgen in Berlin in den Warnstreik getreten. Betroffen von der Aktion waren Post- und Paketzustellstützpunkte vor allem im Westteil der Stadt, wie ein ver.di-Sprecher mitteilte. Er sprach von einer hohen Beteiligung an dem Ausstand. Ursprünglich hatte die Gewerkschaft angekündigt, für Dienstag sowohl in Berlin als auch in Brandenburg zu Arbeitsniederlegungen aufzurufen.
Hintergrund für die Warnstreiks sind ver.di zufolge die schleppenden Tarifverhandlungen zur Beschäftigungssicherung und zur Arbeitszeit bei der Deutschen Post AG. Als Folge der befristeten Arbeitsniederlegungen werden den Angaben zufolge mehr als eine Million Postsendungen in Berlin verzögert bearbeitet.
"Die Beschäftigten in Berlin und Brandenburg machen nachdrücklich deutlich, dass sie jetzt endlich Perspektive und Sicherheit für die Zukunft brauchen und die Post AG mit ihnen rechnen muss", sagte Landesbezirksfachbereichsleiterin Benita Unger. Am Morgen fanden sich zahlreiche Postzusteller in der Urania in Schöneberg zu einer Streikversammlung ein.
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