piwik no script img

Öffentlicher NahverkehrWenn der Bus nicht kommen will

Noch nie sind so viele Busse ausgefallen wie im September. Die BVG sucht die Schuld dafür bei ihren Zulieferern.

Eine Erleichterung, wenn man nach ewiger Warterei doch noch in das gelbe Gefährt einsteigen darf Bild: ap

Wer im September mit dem Bus fahren wollte, der brauchte schon eine Portion Glück, um am Ziel anzukommen. Nie zuvor sind so viele Busfahrten ausgefallen wie im vergangenen Monat: 158.000 Fahrkilometer, bestätigt BVG-Sprecherin Petra Reetz. Das sind fast dreimal so viele Kilometer wie im August.

Jens Wieseke vom Fahrgastverband IGEB überrascht der Rekord nicht. "Die BVG-Spitze hat in letzter Zeit viele Fehlentscheidungen getroffen, deshalb gibt es ja auch eine neue Vorsitzende. Es wird immer unberechenbarer, ob ein Bus ankommt oder nicht. Das Netz wird instabiler."

Für BVG-Sprecherin Reetz liegt das Problem bei äußeren Faktoren: So hätten im September viele Demonstrationen die Fahrpläne durcheinandergebracht. Außerdem gebe es Probleme mit der neuen Busflotte. "Wir haben in den letzten Jahren die Strategie verfolgt, die Flotte zu erneuern und dafür bei Reparaturkosten einzusparen." Nun müssen aber die Busse viel zu früh in die Werkstatt, vor allem wegen kleiner Mängel. "Die müssen dokumentiert werden, um die Gewährleistung bei Zulieferern nicht zu verlieren", so Reetz. Doch dafür ist offenbar zu wenig Personal da. 684 Mitarbeiter waren vor sieben Jahren in BVG-Werkstätten tätig. Heute seien es nur noch 435, sagt die Sprecherin. "Diese Strategie fällt uns jetzt auf die Füße. Wir haben nun 20 Zeitarbeiter eingestellt. Jeden Tag verbessert sich die Lage."

Wieseke vom IGEB kritisiert, dass die BVG nicht rechtzeitig reagiert habe. Er plädiert dafür, die Fahrpläne auszudünnen. "Dann würden zwar weniger Busse fahren, dafür auch sicher ankommen." Reetz hält das für nicht umsetzbar: "Es ist unmöglich, von heute auf morgen ein so komplexes System umzubauen. Wo die Linien dicht verkehren, haben wir schon Busse abgezogen." Im September seien alle Reservebusse im Einsatz gewesen.

Wieseke reicht das nicht. "Die BVG hätte weitere Busse anmieten können." Petra Reetz entgegnet: "Wir haben mehr Busse angemietet. Im Berliner Raum gebe es aber kaum noch verfügbare Busse, die geeignet seien. Auf Nachfrage erklärt Yves Meichner von Dr.-Herrmann-Touristik, einem Subunternehmer der BVG: "Wir könnten noch zehn Busse vermieten. Im September hat die BVG von uns nicht mehr Busse angemietet." Meichner geht davon aus, dass es auch um die Kosten geht "Der Betrieb greift lieber auf eigene Reserven zurück."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • S
    Sebastian

    Die sollen sich mal nicht so anstellen. Die brauchen nur mal nach Frankreich schauen, dort siehts doch momentan leider auch nicht besser aus...