Oberschulen II: "Die Qualität der Arbeit steigern"
Sekundarschulen entscheiden über die Aufnahme von Schülern meist nach Note. Sie könnten viel stärker ihr pädagogisches Profil zugrundelegen, meint Siegfried Arnz von der Bildungsverwaltung.
taz: Herrn Arnz, warum nutzen bislang so wenig Schulen die Chance der pädagogischen Profilierung?
Siegfried Arnz: Viele Oberschulen haben bereits klare pädagogische Profile. Dass nur wenige diese auch als Aufnahmekriterium nutzen, liegt unter anderem daran, dass es im Vergleich zu einer Aufnahme nach dem Notendurchschnitt einen erheblichen Mehraufwand bedeutet, etwa die Aufnahmegespräche darüber zu führen, welcher Bewerber, welche Bewerberin für das jeweilige pädagogische Profil geeignet ist. Dazu kommt, dass viele Schulen rechtssichere Kriterien bevorzugen und fürchten, dass eine Aufnahme neuer Schüler nach pädagogischen Maßstäben bei eventuellen Klagen von abgewiesenen Bewerbern nicht rechtssicher ist.
leitet seit kurzem die Abteilung für Grundsatzangelegenheiten der Berliner Schulen in der Senatsbildungsverwaltung.
Handeln sich denn die Schulen, die nach pädagogischen Kriterien aufnehmen, tatsächlich mehr Klagen ein?
Nein, das ist nicht bekannt. Im vergangenen Bewerbungsverfahren wurden die meisten Klagen zudem abschlägig beschieden. Das Verfahren ist also rechtssicher.
Wie können Sie Schulen dabei unterstützen, durch pädagogische Qualifizierung ihre Anziehungskraft zu erhöhen?
Zunächst: Ein pädagogisches Profil als Spezialisierung ist da kein Allheilmittel. Es gibt auch Schulen, die das gar nicht wollen, sondern sagen: Wir wollen allen Kindern, die zu uns kommen, eine solide Grundbildung mitgeben. Auch das ist akzeptabel. Dass bestimmte Schulen weniger Bewerber haben, ist nicht nur eine Frage des Profils.
Sondern?
Entscheidend ist, ob die Eltern Vertrauen in die Arbeit der Schule haben. Wir unterstützen die Schulen dabei durch auf den konkreten Einzelfall abgestimmte Maßnahmen, die die Qualität der Arbeit steigern. Dazu gehören etwa gezielte Fortbildungsmaßnahmen, auch der Einsatz geeigneter Lehrkräfte zur Qualitätssteigerung in bestimmten Bereichen oder Hilfen für eine effektivere Unterrichtsorganisation.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!