Oberhausen steigt in 2.Liga auf: Redliche Rackerer
Oberhausen gewinnt 3:0 gegen Union Berlin und steigt in die zweite Bundesliga auf. In der Nacht vor dem Spiel hatten Union-Fans im Hotel der Gäste randaliert und Feueralarm ausgelöst.
Kurz vor Spielende händigten die Betreuer von Rot-Weiß Oberhausen den überglücklichen Ersatzspielern die obligatorischen Aufstiegshemden aus. Anders als üblich stand jedoch nicht etwa, "Zweite Liga, wir sind dabei", "Aufsteiger" oder Ähnliches darauf. Auf der Brustseite war zu lesen: "Malochen lohnt". Und hinten: "Helden der Arbeit".
Gut 100 Meter Luftlinie vom Geschehen entfernt parkte der Mannschaftsbus, den seit Saisonbeginn der Schriftzug "Malocher Schicht 2007/08" ziert. Gewiss nicht zufällig passte zu all dem das Resümee des Mittelfeldlenkers Markus Kaya: "Wir haben uns diesen Aufstieg hart erarbeitet." Die Oberhausener pflegten auch nach dem 3:0-Erfolg beim direkten Konkurrenten Union Berlin ihr selbst aufgebautes Image der redlichen Rackerer äußerst gründlich. Die letzte Schicht, das Saisonfinale, fiel aber längst nicht so hart aus, wie viele sich das zuvor ausgemalt hatten. Eigentlich hätten die Oberhausener bereits in der Halbzeitpause auf ihren Aufstieg anstoßen können.
Mit einem Zweibandentreffer sorgte der Ruhrpottitaliener Mike Terranova schon in der 14. Minute für die Führung. Berlins Keeper Jan Glinker bugsierte seinen Schuss mit den Fingerspitzen an den Pfosten, von da aus passierte das Leder die Torlinie. Der Traum der Berliner, mit vier Toren Abstand zu gewinnen und aufzusteigen, glitt frühzeitig ins Irreale ab. Bei über 30 Grad Hitze mussten sie Engagement und Risiko erhöhen. Oberhausen konterte erfolgreich. Nach 28 Minuten fiel das 2:0. Als der Berliner Torsten Mattuschka kurz vor der Halbzeit noch die rote Karte erhielt, war klar, dass die Unioner auch dem dritten Zweitligaaspiranten der Nordstaffel, Fortuna Düsseldorf, nicht mehr helfen konnten. In der 68. Minute erhöhte erneut Terranova auf 3:0.
Der glatte Spielverlauf täuschte jedoch über einige Aufgeregtheiten hinweg, die die Partie begleiteten. Union-Fans hatten in der Nacht vor dem Spiel systematisch die Nachtruhe der Oberhausener gestört. Unter anderem lösten sie in deren Hotel den Feueralarm aus, weshalb alle Gäste auf die Straße mussten. Selbst im Siegestaumel fand Trainer Hans-Günter Bruns schnell wieder zu seiner nächtlichen Empörung zurück, als er auf dieses Thema angesprochen wurde. "So etwas habe ich noch nie erlebt", schimpfte der ehemalige Profi von Borussia Mönchengladbach. Von zwölf bis vier Uhr wäre man belästigt worden, berichtete der 53-Jährige. Dass er seine Trainerkarriere an diesem Tag wegen "gewisser Dinge", die ihm am Profifußball nicht gefallen, beenden würde, stand schon vorher fest. Aber Bruns fühlte sich in Anbetracht dieses Sittenverfalls sichtlich in seinem Entschluss bestätigt.
Genauso flugs reihte er sich danach jedoch wiederum in die Freudentänze seiner Spieler ein. "Viele hatten uns nicht einmal zugetraut, dass wir die Qualifikation für die dritte Liga schaffen", erinnerte Bruns. Nach zwei Abstiegen in Folge sind dem niederrheinischen Club nun zwei Aufstiege in Folge gelungen. In einer Liga, in der vor Saisonbeginn so viel Geld wie niemals zuvor in Spieler mit Bundesligaerfahrung investiert wurde, verhielten sich die Oberhausener mit Erfolg antizyklisch. Der Oberligaaufsteiger verstärkte sich mit fünf Neuzugängen aus der Region, von denen nur einer die Regionalliga kannte. Genau diese Transferpolitik sei das Erfolgsrezept gewesen, erklärt Markus Kaya: "Das hat uns stark gemacht. Kaum einer von uns hat schon einmal so hoch gespielt. Wir haben alle einen enormen Ehrgeiz."
Der Kurs der Bescheidenheit soll in der zweiten Liga beibehalten werden. Die höheren Fernseheinnahmen will man vornehmlich für die Entschuldung des Vereins verwenden. Bruns, der künftig das Amt des sportlichen Leiters übernimmt, sagt: "Wenn wir wieder absteigen, dann steigen wir eben ab." In Oberhausen gilt nach den Chaosjahren der Vergangenheit Bodenständigkeit als das höchste Gut. Ein wenig Glück sei ja auch beim 3:0 gegen Union im Spiel gewesen, wurde Kaya am Samstag vorgehalten. Nahezu erwartungsgemäß erwiderte dieser: "Das haben wir uns auch erarbeitet."
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